Das Bonner Start-up Möbel First hat es sich zur Aufgabe gemacht, als zentrales Online-Schaufenster für den Möbelhandel in Deutschland zu fungieren – und arbeitet dazu bereits mit 400 Händlern zusammen. Das Start-up verspricht die komplette Prozessabdeckung von der Bestellabwicklung bis zu Verpackung und Logistik.
Online Möbel verkaufen ohne Shop und ohne Arbeit mit Versand und Logistik: Dieses Versprechen gibt das Bonner Start-up Möbel First dem stationären Möbelhandel. "Es sind keine Investitionen in einen eigenen Online-Shop erforderlich", heißt es auf der Website des Unternehmens. Und an die Kunden gewandt: "Jedes Möbel wird von einem Fachgeschäft in Deutschland bereitgestellt und mit Liebe für Sie ausgesucht. [...] Mit jedem Einkauf auf MöbelFirst.de unterstützen Sie ein stationäres Geschäft!"
Als Transaktionsplattform nimmt Möbel First eine gemischte Rolle ein. Einerseits tritt das Unternehmen als technische Plattform auf, die die Angebote des stationären Handels vor die Augen der Online-Kundschaft bringt. Andererseits nimmt Möbel First am Geschäft teil: Die Waren werden auf Kommission verkauft, in der Liste der Leistungen tauchen auch das Datenmanagement zusammen mit den Herstellern sowie die Reklamationsbearbeitung auf, also Aufgaben, die typischerweise beim Handel liegen.
Für die Abgrenzung vom reinen Online-Wettbewerb lässt es Möbel First sozusagen menscheln: Das Argument, dass die Möbel von Händlern mit Ahnung und mit Liebe zum Produkt kommen, taucht auf der Website mehrfach auf. Und auch der Preis spielt eine Rolle, denn es handele sich "überwiegend um Ausstellungsstücke" mit "besonders gute[n] Preise[n] mit bis zu 50% Rabatt".
Mitgründer und Co-Geschäftsführer Christoph Ritschel stellt Möbel First im Etailment-Interview vor.

Mal ehrlich und ohne Buzzwords: Wie würden Sie Ihren Eltern das Start-up erklären?
In Deutschland gibt es 500 lokale Möbelhäuser im Fach- und Premiumsegment. Alle haben eins gemeinsam: Ihnen fehlt die Online-Kompetenz. Mit Möbel First verkaufen lokale Möbelhändler im Internet – ohne eigenen Online-Shop, Wissen, Investitionen und Logistik. Da wir Gründer selbst Möbelhändler in dritter Generation sind, kennen wir beide Welten. Die Händler können sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren: das Geschäft und die Kunden am Ort.
Unser Dienstleistungsspektrum reicht von der Daten- und Foto-Erstellung bis zur Verpackung und Logistik. Gerade diese letzte Meile ist im Versandhandel entscheidend. Unsere Kundenbewertungen zeigen, dass wir hier in den letzten Jahren richtig und vorausschauend investiert haben. Auch unsere Geschäftszahlen belegen das. Wir arbeiten seit 2019 profitabel und wachsen jährlich um 30 bis 50 Prozent.
Der zentrale Unterschied zu klassischen Online-Händlern: Wir unterstützen den lokalen Handel und verkaufen Sortimente im Internet, die nicht jeder Wettbewerber zeigen kann.
Wie beschreiben Sie Ihr Geschäftsmodell einem möglichen Partner in einem Tweet? (280 Zeichen)
Möbel First arbeitet als ganzheitliche Transaktionsplattform. Dazu verhandeln wir mit den Möbelhändlern vor dem Start Einkaufspreise für alle Produkte und vertreiben diese dann auf Kommission. Zusätzlich zahlen die Händler kleine, monatliche Werbekostenzuschüsse.
Welche Unternehmen/Kunden konnten Sie bereits überzeugen?
Wir arbeiten mit 400 Möbelhändlern in Deutschland zusammen. Auch diverse Premium-Marken wie Rolf Benz, COR, Team 7 und Walter Knoll setzen auf unsere Dienstleistung und unterstützen so ihre lokalen Lizenznehmer. Aktuell bauen wir neue Geschäftsfelder auf, insbesondere den Kunstmarkt und den Bereich Premium-Vintage/Used finden wir spannend.
Mit wem würden Sie gerne ins Geschäft kommen?
Nora Fehlbaum, Inhaberin der Möbelmarke Vitra, und Dr. Max-Georg Büchner, Chef des Kunsthauses Artes.
Was war die wichtigste Erkenntnis seit dem Start?
Mut und Hartnäckigkeit zahlen sich aus. Gekoppelt mit tollen Menschen, die gemeinsame Werte verbindet, ist alles möglich.
Auf welche Erfolgszahl sind Sie besonders stolz?
Als Versandhändler haben wir eine besondere Verantwortung für den Klimaschutz. Deshalb verkaufen wir ausschließlich Produkte aus Europa. 90 Prozent unserer Möbel stammen aus Deutschland, Österreich und Italien. Unsere Retourenquote von 1,5 Prozent zeigt, dass unser Geschäftsmodell nicht nur den lokalen Handel vor Ort unterstützt, sondern dass dies einher geht mit hoher Prozessqualität und gelebter Nachhaltigkeit.
Welche Schlagzeile würden Sie gerne in fünf Jahren über Ihr Start-up in einer Wirtschaftszeitung lesen?
„Möbel First löst Kursfeuerwerk an der an der Börse aus“
Start-ups ohne Buzzwords
Sie sind Gründer eines innovativen und spannenden Unternehmens im Umfeld von Handel und FMCG? Können auch Sie Ihr Start-up ohne Buzzwords erklären? Dann melden Sie sich bei uns jederzeit unter ulrike.sanz@dfv.de.Alle bisher vorgestellten Start-ups finden Sie unter etailment-Startups.de.