Die Nutzfahrzeugsparte von Volkswagen wertet den Amarok auf. Sechs Zylinder sind ab September selbstverständlich.

Baut sich da die nächste Boomwelle auf? Weil die sportlichen Geländewagen (SUV) längst die Großstädte und Firmenparkplätze erobert haben, formiert sich langsam aber sicher eine neue Fahrzeuggattung zum Trendsetter. Wer sich heutzutage aus der automobilen Masse hervorheben will, fährt Pick-up.

Vor einigen Jahren hielten in der Nische der Geländewagennische nur wenige Hersteller wie Ford, Mitsubishi, Mazda, Nissan und Toyota die Fahne hoch. Jetzt wird das Angebot langsam schon unübersichtlich. Fiat, Renault und sogar Mercedes-Benz haben neue Modelle angekündigt.

Amarok-Aufwertung auch mit neuem Armaturenbrett

Für die Nutzfahrzeugsparte des Volkswagenkonzerns, die 2009 mit dem Amarok auf den Zug aufsprang, höchste Zeit, den längst etablierten Pritschenwagen neu zu positionieren. Ab September gibt es den gewaltigen Lifestylelaster, zumindest in Deutschland, ausschließlich noch mit Sechszylindermotoren. Das ist in diesem Fahrzeugsegment einmalig. Die Aufwertung wird von einem neuen Cockpit, das der Transporter- und Multivan-Baureihe des Hannoveraner Hauses entliehen ist, und mehr Zierrat an der Karosse flankiert.

Ganz freiwillig spendieren die Niedersachsen ihren Kunden das Antriebsupgrade allerdings nicht. Bislang war der Amarok mit dem 2,0-Liter-Vierzylinder mit der internen Bezeichnung EA 189 unterwegs. Jenem Skandaldiesel, der seit dem vergangenen Herbst konzernweit für negative Schlagzeilen sorgt. Inzwischen sind, zumindest bei diesem Modell, die Manipulationen behoben, doch das Aggregat auf die ab 1. September auch im Nutzfahrzeugbereich gültige Abgasnorm Euro 6 umzurüsten, wäre laut den VW-Technikern "zu aufwändig" geworden.

Drei Leistungsstufen stehen zur Wahl

So entschieden sich die Ingenieure für den Sechszylinder-Diesel der Konzerntochter Audi, der im ungarischen Györ gefertigt wird und die Emissionsvorgaben dank Harnstoffeinspritzung einhält. Drei Leistungsstufen mit 120 kW/163 PS, 150 kW/204 PS und 165 kW/224 PS stehen zur Wahl. Selbst für die stärkste Variante verspricht der Hersteller einen Normverbrauch von 7,6 Litern. In der Praxis dürfte das 5,25-Meter-Gefährt aber selten mit weniger als zehn Litern auskommen.

Für die beiden stärkeren Varianten gibt es ein Achtgang-Automatikgetriebe von ZF, das maßgeblichen Anteil daran hat, dass der Amarok jetzt bis zu 3,5 Tonnen Anhängelast ziehen kann und sich damit als Arbeitstier etwa im Baustoffhandel empfiehlt.

Basismodell erst im nächsten Jahr verfügbar

Foto: Volkswagen
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Zum Nulltarif gibt es den einen Liter Hubraum und die zwei Zylinder mehr freilich nicht. Der Einstiegspreis für den Amarok mit Heckantrieb und der Ausstattungsstufe "Trendline" steigt um 940 auf 25.750 Euro (Preise ohne Mehrwertsteuer) – diese Version wird allerdings erst ab dem zweiten Quartal 2017 ausgeliefert. Schnellentschlossene müssen tiefer in die Tasche greifen: Zum Start werden für das Top-Modell "Aventura" 46.525 Euro aufgerufen.

Damit ist das durch die Softwaremanipulation ausgelöste Dieselproblem zumindest beim Amarok gelöst. Noch deutlich umfangreicher fällt die Betrugsbehebung beim Stadtlieferwagen Caddy mit Euro-5-Motoren aus. Soeben hat das Kraftfahrt-Bundesamt die Freigabe für die Umrüstung der betroffenen Modelle erteilt. Kunden werden in diesen Tagen vom Hersteller angeschrieben und zum Termin in die Werkstatt gebeten.

Bernd Nusser