Noch liegen nicht alle Unterschriften zur Einigung mit den Karstadt-Gläubigern vor. Doch in der Nacht wurde eine neue Fristverlängerung genehmigt. Und die Arbeitsministerin gibt schon mal hoffnungsvolle Erklärungen ab.

Nach monatelangem Ringen um Karstadt hoffen die Beschäftigte heute auf die Bestätigung des Rettungskonzepts. Das Amtsgericht Essen will über die Annahme des Insolvenzplans für die Warenhauskette entscheiden.

Die letzte große Hürde für ein Fortbestehen des Konzerns war am Donnerstag genommen worden. Alle Gläubiger des Vermieterkonsortiums Highstreet stimmten den von Investor Nicolas Berggruen geforderten Mietsenkungen grundsätzlich zu. Allerdings liegen zur Stunde noch nicht alle benötigten Unterschriften zu Einigung vor.

Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg hatte sich in der Nacht zum Freitag von den Karstadt-Gläubigern zu einer erneute Fristverlängerung für den Vollzug des Kaufvertrags ermächtigen lassen, erläuterte Görg-Sprecher Thomas Schulz.

Das Amtsgericht Essen werde nun um 14.00 Uhr seinen Entscheid über die Annahme des Insolvenzplans verkünden, teilte ein Sprecher des Gerichts mit.Ursprünglich sollte diese Frist bereits um Mitternacht auslaufen.

Verträge bereits unter Vorbehalt unterzeichnet

Zuvor müssen jedoch alle Gläubiger des Vermieterkonsortiums Highstreet den von Investor Nicolas Berggruen geforderten Mietsenkungen abschließend zustimmen, zwischen 60 und 80 Unterschriften sind hierfür erforderlich.

Erst wenn alle Unterschriften geleistet sind, können die Mietverträge zwischen Berggruen und Highstreet in Kraft treten. Nach dpa-Informationen sollen die Verträge bereits unter Vorbehalt unterzeichnet worden sein.

Eine abschließende Einigung ist Bedingung für den Vollzug des Kaufvertrags. Eine entsprechende Mitteilung liege bislang noch nicht vor, sagte Schulz. Der Vollzug des Kaufvertrags wiederum ist Voraussetzung dafür, dass das Essener Amtsgericht den Insolvenzplan für Karstadt billigen kann.

Von der Leyen atmet auf - unter Vorbehalt

Derweil äußerte sich Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zuversichtlich. "Noch sind die Verträge nicht so unterschrieben und bestätigt, dass man aufatmen kann. Aber inzwischen zeichnet sich doch ab, dass wir berechtigte Hoffnung haben können, dass es nicht zu einer Liquidation von Karstadt kommt", sagte die Ministerin.

Sie war am späten Donnerstagabend zu einem kurzen Treffen mit Berggruen und Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg im Karstadt-Haus am Berliner Kurfürstendamm gekommen.

Görg selbst sagte am Donnerstagabend, dass ihm die letzten Zustimmungen aus dem Kreis der Kreditgeber für Highstreet vorerst noch nicht schriftlich vorlägen. Er freue sich, dass strittige wirtschaftliche Fragen inzwischen gelöst seien. "Aber richtig freuen kann ich mich erst, wenn die Tinte trocken ist, und das ist sie eben noch nicht."

Eine Chronik der Karstadt-Krise finden Sie hier.

dpa