
Als der ehemalige MakerBot-Manager Samuel Cervantes mit Solidoodle einen 3D-Drucker ab 499 US-Dollar auf den Markt brachte, fiel eine erste Preisschwelle. Plötzlich schienen 3D-Drucker für den Hausgebrauch erschwinglich. Vielleicht, wenn man nicht gerade Heavy-User ist, noch zu kostspielig um Barbie-Puppen, Schmuck, Spielzeugautos, Lego-Steine, Dübel oder Auto-Ersatzteile in Heimarbeit am 3D-Drucker zu erstellen. Doch die Tendenz ist klar: 3D-Printer werden besser und billiger. Und schon spannen sich die ersten ernstzunehmenden Geschäftsmodelle um die neue Form des E-Commerce mit der nicht mehr das Produkt bestellt und geliefert wird, sondern nur noch die Datei für den Ausdruck des Spielzeugs daheim. Die ersten Spielfiguren gibt es schon.
Das Londoner Start-up MakieLab hat soeben in einer Finanzierungsrunde 1,4 Millionen Dollar eingesammelt. Unter der Marke "Makie" können Nutzer Spielfiguren designen, die dann in 3D-Druckshops ausgedruckt werden. Spätere Heimarbeit nicht ausgeschlossen.
Anbieter Ponoko in Neuseeland nimmt für sich in Anspruch, so ziemlich alles in 3D drucken zu können, das man dem Unternehmen als Entwurf 2D oder 3D liefert. Für eine ganze Reihe von Produkten - vom Laptophalter bis zum Kleiderbügel - gibt es bereits fertige Dateien, die man sich für die heimischen Bastelstunden herunterladen kann.
Unter der programmatischen Domain i.materialise.com kann man unter anderem Schmuck und Haushaltsgegenstände aus dem 3D-Labor erwerben oder eigene Designs verkaufen.
Bis zur Produktion aufwändiger Produkte in den eigenen vier Wänden ist es da nur ein kleiner Schritt. "In Zukunft wird es möglich sein, online eine Geige zu bestellen und sie als E-Mail-Attachement geliefert zu bekommen", zitiert Internetworld den Zukunftsforscher Ray Kurzweil. Zukunkftsmusik? Nein.
Eine mit einem allerdings Wohnzimmerschrankgroßen EOSINT P800 Drucker und Polyetheretherketon erstelle Violine sah zwar etwas komisch aus, spielte aber vorzüglich. Die Druckqualität ist längst so akkurat, dass es sogar für flugtaugliches Spielzeug reicht.
Künftig sind da noch mehr Anwendungsszenarien denkbar. Zum Beispiel die Chance, unsere virtuellen Spielwelten ins reale Leben zu transportieren. So zeigen ersten Anwender, wie sie ihren Bauten aus dem Kultspiel Minecraft mittels 3D-Drucker ins reale Leben herüberdrucken.
Wenn also demnächst ihre Vase mal wieder am Boden zerschellt ist, dann drucken Sie sich einfach eine neue.
Spielerei? Nein, ein ernstzunehmender Zukunftsmarkt.
Auf 1,6 Milliarden Dollar in diesem Jahr und 3,1 Milliarden Dollar bis 2016 beziffern die Marktforscher von Wohlers Associates den Umsatz mit gedruckten 3D-Produkten. Shapeways, einer von vielen Anbietern in diesem Segment, will 2011 über 750.000 Gegenstände gedruckt haben. Kernsegmente: Kunst, Gadgets und vor allem Schmuck und Haushaltsgegenstände.