Der Gründer des bekanntesten deutschen Discounters feiert seinen 90. Geburtstag. Eine rauschende Milliardärs-Party wird es trotz des runden Geburtstags aber nicht geben.
Mögliche Gratulanten hätten es aber schwer, sie müssten auch noch eine ganze Reihe von ungelösten Fragen rund um das Leben des extrem öffentlichkeitsscheuen Discount-Königs klären: Wo und vor allem wann genau wurde der Jubilar geboren und an welche Anschrift kann man die Grüße eigentlich schicken?
Abgeschottetes Privatleben
Auf diese Fragen geben zahlreiche Albrecht-Biografen keine abschließende Antwort. Selbst die Frage, ob der mittlerweile hochbetagte Gründervater des führenden deutschen Discounters Aldi überhaupt noch lebt, kann nicht mit letzter Sicherheit beantwortet werden. Aktuelle Fotos von ihm oder Auskünfte des Unternehmens und der Familie dazu gibt es jedenfalls nicht.So heißt das Zauberwort "vermutlich". Vermutlich wurde Karl Albrecht am 20. Februar in Essen geboren und lebt heute im baden-württembergischen Donaueschingen (Schwarzwald-Baar-Kreis). Geradezu präzise erscheint dagegen die Angabe in der alljährlichen Liste des Manager Magazins, die die Familie des Aldi Süd-Inhabers Karl Albrecht mit einem geschätzten Vermögen von rund 17,35 Milliarden Euro auf den ersten Platz der 100 reichsten Deutschen setzt. Die Familie seines jüngeren Bruders Theo (Aldi Nord) kommt danach "nur" auf 16,75 Milliarden Euro.
Golfer und Orchideenzüchter
Wer die Geburtstags-Post nicht einfach an die Zentrale von Aldi Süd (Burgstraße 37, Mülheim/Ruhr) senden will, könnte es im Nobelhotel Öschberghof vor den Toren von Donaueschingen versuchen.Das schicke Golf- und Wellnesshotel hat nichts mit dem eher kargen Ambiente der Aldi-Läden gemein. Auch der Öschberghof soll jedoch nach Medienberichten zum Reich von Karl Albrecht gehören. Der betagte Milliardär, der angeblich in einem eher schlichten Bungalow in der Nähe des Hotels lebt, gilt dem Vernehmen nach als hervorragender Golfer und leidenschaftlicher Orchideenzüchter. Genaue Informationen dazu gibt es natürlich nicht.
In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen
Auch ein Anruf im Hotel Öschberghof bringt keine Klarheit: "Er hat 90 Jahre durchgehalten, nichts zu sagen und wird es auch jetzt nicht tun", wiegelt Hoteldirektor Alexander Aisenbrey neugierige Fragen ab, deutet damit aber immerhin auf das erreichte stolze Alter des Seniors hin. Das Hotel würde sich für eine stilechte Milliardärs-Party empfehlen, falls das dem Geschmack des so Geehrten entsprechen sollte. Immerhin weist die Homepage des Hotels auf glanzvolle Ereignisse wie Polo-Turniere der fürstlich fürstenbergischen Familie mit 200 Gästen hin.Soviel ist bekannt: Seine Kindheit und Jugend verbrachte Karl Albrecht zusammen mit Bruder Theo in einfachen Verhältnissen in Essen als Sohn eines Bergarbeiters. Um das Einkommen nach einer Staublungenerkrankung des Familienvaters aufzubessern, eröffnete die Mutter im Arbeitervorort Schonnebeck 1913 einen kleinen Lebensmittelladen, der von den beiden Brüdern 1946 übernommen wurde. Trotz niedriger Preise wurden gute Gewinne erzielt.
Billigpreis-Reich in über 18 Ländern
Weitere Läden kamen hinzu, die Ladenkette expandierte schnell. 1960 wurde dasBilligpreis-Reich zwischen den beiden Brüdern etwa entlang der Ruhr in Aldi Süd und Aldi Nord aufgeteilt. Auch auf das Ausland bezog sich die Trennung: So gehören etwa die Aldi-Geschäfte in Australien und in den USA zu Aldi Süd, die in Portugal und Polen zu Aldi Nord.
Auch in der Wirtschaftskrise hat sich das von den beiden Aldi-Brüdern erdachte Discount-Modell bislang als Erfolgsgeschichte erwiesen. Nach Einschätzung des Handelsinformationsdienstes Planet Retail erzielten Aldi Nord und Aldi Süd im vergangenen Jahr einen Bruttoumsatz von insgesamt 50,6 Milliarden Euro. Inklusive der US-Handelskette Trader Joes sollen es umgerechnet noch vier Milliarden Euro mehr sein. Das Discount-Imperium der beiden verschwiegenen Brüder erstreckt sich mittlerweile mit 9143 Filialen über 18 Länder.
Uta Knapp (dpa)