Der Umsatz mit Produkten aus dem Fairen Handel ist im ersten Halbjahr 2011 wieder kräftig gestiegen. Doch für die Siegelorganisation TransFair gibt es noch einiges zu tun.

Düsseldorf ist Köln voraus - zumindest, was den Fairen Handel betrifft: Die Landeshauptstadt stellte die gesamte öffentliche Beschaffung auf Fairtrade um und wurde bereits vor 2 Wochen zur "Fairtrade Town" erklärt. Die Erzrivalin Köln erhält den Titel erst Mitte November.

Ur-Kölner und TransFair-Chef Dieter Overath freut sich trotzdem über die Auszeichnung für Düsseldorf. In Köln präsentierte er am Rande der Welternährungsmesse Anuga zudem eine ausgezeichnete Halbjahresbilanz für den Fairen Handel in Deutschland.

Hierzulande ist nach wie vor kein Ende des Wachstumstrends für fairgehandelte Produkte in Sicht: Im ersten Halbjahr 2011 lag der Umsatz bei 187 Millionen Euro, ein Plus von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vor allem das Traditionsprodukt Kaffee legte mit einem Plus von 32 Prozent kräftig zu.

Wachstum durch Eigenmarken

Das Fairtrade-Wachstum wird derzeit vor allem durch Eigenmarken des Handels getragen. Ob Rewe, Real, Aldi Süd, der Discounter Norma, Lidl oder Rossmann als erste Drogeriemarktkette: Fast alle große Handelsunternehmen sind mittlerweile im Fairen Handel aktiv, meistens mit eigenen Produkten.

Doch für TransFair gibt es noch viel zu tun. Denn der Markt birgt noch Potenzial, wie der wesentlich höhere Absatz in Ländern wie Großbritannien und der Schweiz beweist. Zudem sei Aldi Nord laut Dieter Overath "die einzige Fairtrade-freie Zone in Deutschland". Dies gelte nun, zu ändern.

Overath blickt optimistisch in das zweite Halbjahr 2011, die traditionell stärkste Umsatzperiode, wollte jedoch keine Prognose für das Gesamtjahr abgeben: "Wir wären froh, wenn am Ende eine zweistellige Wachstumsrate mit einer 2 davor stünde".

Laut einer neuen Studie des Marktforschungsinstituts Globescan hat  das Fairtrade-Siegel in Deutschland ein Bekanntheitsgrad von 69 Prozent. Weltweit wurden 2010 Fairtrade-Produkte im Wert von rund 4,3 Milliarden Euro abgesetzt, ein Zuwachs von 26 Prozent.

Die Bundesbürger haben 2010 für 413 Millionen Euro fair gehandelte Produkte gekauft, das waren 91 Millionen Euro oder 28 Prozent mehr als im Vorjahr.

Fairtrade-Konferenz und Preisverleihung

Im kommenden Jahr feiert TransFair sein 20-jähriges Bestehen. Ein Highlight des Jubiläumsjahres bildet die Internationale Fairtrade Konferenz (IFC) in Berlin am 21.März, die TransFair gemeinsam mit dem Wirtschaftsmagazin Der Handel veranstaltet.

Zudem wird am Vorabend des Kongresses, am 20. März, den Fairtrade-Award verliehen. Damit soll beispielhafte Arbeit für Fairtrade in Deutschland gewürdigt werden.

Der Award wird in den Kategorien "Wirtschaft", "Industrie", "Zivilgesellschaft" und "Newcomer" vergeben. Bewerbungen sind bis zum 15 Januar auf der TransFair-Website möglich.

Marcelo Crescenti, Köln