Auch im Amazon-Logistikzentrum Graben bei Augsburg wurde ein Betriebsrat gewählt. Derweil gerät das US-Unternehmen auch in die Kritik der Arbeitsagenturen.

Nach Bad Hersfeld und Leipzig gibt es nun auch im Amazon-Versandzentrum Graben (nahe Augsburg) einen Betriebsrat. Der zuständige Verdi-Gewerkschaftssekretär Thomas Gürlebeck sagte am Freitag: "Das war mehr als überfällig und ist ein großer Schritt zu besseren Arbeitsbedingungen bei Amazon." Im Mai voraussichtlich soll auch in Rheinberg eine Arbeitsnehmervertretung gewählt werden.

Die jüngste Berichterstattung über die Arbeitsbedingungen beim Internet-Versandhändler habe der Wahl einen Schub gegeben, so der Funktionär. Obwohl viele Beschäftigte den Druck ihrer Vorgesetzten fürchteten, sei eine Wahlbeteiligung von 60 Prozent erreicht worden.

"Der Betriebsrat und wir werden Amazon beim Wort nehmen, um bei Verbesserungen der konkreten Arbeitssituation voran zu kommen", sagte der Gewerkschafter. Im Logistikzentrum arbeiten rund 2.500 Beschäftigte.

Versandriese im Kreuzfeuer der Kritik

Der Internet-Versandhändler steht nach einer ARD-Dokumentation über den Umgang mit Leiharbeitern erneut wegen der Arbeitsbedingungen in seinen Logistikzentren in der Kritik und prüft nun die Vorwürfe.

In drei der acht Logistikzentren des Unternehmens gibt es nun Betriebsräte. Im Lagerstandort Pforzheim wurde Amazon kritisiert, weil Saisonkräfte angeblich mit der Aussicht auf unbefristete Arbeitsverträge angeheuert wurden - ein Versprechen, das oft nicht eingelöst wurde, so die örtliche Gewerkschaft.

Dabei dominiert Amazon den deutschen Onlinehandel wie kein anderes Unternehmen: Gut ein Viertel des Branchenumsatzes entfällt allein auf das Unternehmen.

Arbeitsagenturen verlangen Aufklärung über Arbeitsbedingungen

Der Chef der hessischen Arbeitsagenturen hat sich unterdessen besorgt über die Arbeitsbedingungen von Saisonarbeitern beim Versandhändler Amazon gezeigt. Der Leiter der Regionaldirektion Hessen, Frank Martin, verlangte am Freitag von dem US-Unternehmen schnellstmögliche Aufklärung "derzeit nicht transparenter Sachverhalte".

In einer ARD-Fernsehreportage waren miserable Lebensbedingungen von Leiharbeitern am Amazon-Standort Bad Hersfeld gezeigt worden. Die Menschen sollen von privaten Sicherheitsdiensten schikaniert worden sein.  Die Vorwürfe stellten auch Aktivitäten infrage, im Ausland Arbeitnehmer anzuwerben und somit den Bedarf an Fachkräften für die deutsche Wirtschaft zu sichern, erklärte Martin in einer Mitteilung.

"Die in der Fernsehdokumentation geschilderten Lebens- und Arbeitsbedingungen der spanischen Saison-Arbeitskräfte beschädigen das Ansehen Deutschland zutiefst. Nicht erst seit der letzten OSZE-Studie wissen wir, dass Deutschland nicht zu den begehrten Einwandererländern gehört."

dpa,