Wie häufig und mit welchen Worten suchen Kunden bestimmte Produkte? Die Frage aller Fragen wird leider zu häufig auf das Suchvolumen reduziert. In Plattformen wie Google kann man dann gezielt Produkte oder Informationen platzieren – das mag funktionieren. In der Suchumgebung Amazon werden aber nur Produkte angezeigt und nicht jeder kann willkürlich unter jedem Wort erscheinen. Die wichtigste Frage sollte aufgrund des hohen Kaufinteresses der Suchenden bei Amazon jedoch grundsätzlich anders gestellt werden, sagt Etailment-Experte Christian Kelm: Wo kaufen die Kunden eigentlich?
Die Kunst für jeden Amazon-Händler ist, da gefunden zu werden, wo die meisten Umsätze generiert werden und nicht wo gegebenenfalls nur gesucht wird. Folgende Fragen stellen sich dabei und sollen in diesem Beitrag anhand der Produktsuche nach einem Holzkohlegrill dargestellt werden:
- In welcher Wechselwirkung stehen Suchvolumen und Umsatzanteil zueinander?
- Garantiert ein hohes Suchvolumen auf einen bestimmten Suchbegriff auch einen hohen Umsatzanteil?
- Wo werden die meisten Umsatzanteile auf einen bestimmten Suchbegriff generiert?
Doch zunächst ein paar Begriffsdefinitionen:
Definition Suchvolumen
Das Suchvolumen ist eine Kennzahl, die angibt, wie viele Suchanfragen in einer Suchmaschine wie Amazon zu einem bestimmten Suchbegriff oder einer Keyword-Kombination innerhalb eines definierten Zeitraumes erzielt werden.
© IMAGO / Westend61
Nicht immer hat der Suchbegriff mit dem höchsten Suchvolumen auch den höchsten Umsatzanteil. Entscheidend ist, dass man die Suchbegriffe findet, unter denen die meisten Umsätze generiert werden.
Definition organischer Umsatzanteil
Beim Umsatzanteil nach Sichtbarkeit werden nur die organischen Positionen für die Berechnung der Sichtbarkeit herangezogen. Insofern werden die Umsätze, welche über z.B. gesponserte Produkte innerhalb der Suchergebnisse oder andere Verlinkungen auf Amazon (z.B. auf der Produktdetailseite) entstehen, hier nicht berücksichtigt. Der Umsatzanteil nach Sichtbarkeit berücksichtigt
nur die Umsätze, welche durch einen Klick auf ein organisches Suchergebnis entstehen. Ebenfalls werden Umsätze, welche z.B. durch Newsletter, externen Traffic etc. generiert werden, nicht berücksichtigt.
Amazon selbst gibt im eigenen Datenbereich
Brand Analytics eine ungefähre Vorstellung zu diesem Thema.
Definition Such-Frequenz-Rang
Das ist der
numerische Rang der Häufigkeit eines bestimmten Suchbegriffs im Vergleich zu allen anderen Suchbegriffen während eines definierten Zeitraums. Der Such-Frequenz-Rang wird seitens Amazons für die wichtigsten Suchbegriffe im Rahmen der „Brand Analytics“ bereitgestellt.
Jedoch wird die Datengrundlage direkt mit den drei am häufigsten geklickten ASINs (Amazon Standard Identification Number) kombiniert (Prozentsatz der Klicks, die das Produkt im Vergleich zur Gesamtzahl der Klicks basierend auf den Suchergebnissen im gewählten Zeitraum erhalten hat).
Zudem werden diesen drei ASINs dann die Umsatzanteile zugewiesen (Prozentsatz der Umsätze, die das Produkt im Vergleich zur Gesamtzahl der Umsätze basierend auf den Suchergebnissen im gewählten Zeitraum erreicht hat). So erhält man schnell ein Gesamtüberblick
wie Kunden klicken und kaufen.
Beispiel Holzkohlegrill (Suchbegriff auf Amazon.de „Holzkohlegrill“, 1.6.2021)
Zehn Kugelgrills (Holzkohlegrills) wurden ausgewählt, um die Umsatzanteile miteinander zu vergleichen. Im Amalyze-Shield-Tool „Umsatzverteilung" (siehe unten) wird gezeigt, welche Varianten sich am häufigsten verkaufen.
Der Umsatzanteil wird anhand der Sichtbarkeit der jeweiligen Varianten ermittelt und kann nicht direkt mit z.B. den Absatzdaten verglichen werden. So kann es durchaus zu Abweichungen kommen, die sich aber wie folgt erklären lassen: Obwohl ein Produkt eine sehr hohe Sichtbarkeit hat, kann es sein, dass die Kunden auf der Produktdetailseite sich dann für eine andere Variante entscheiden.
Über den Autor
Christian Otto Kelm, VP Product der
AMALYZE AG, zuständig für die strategische Weiterentwicklung des Tools, ist einer der Experten für Amazon und Amazon SEO in Deutschland. Beim Gaming-Zubehör-Hersteller Speedlink baute er Amazon als Kanal auf, später war er für die Amazon-Agentur factor-a und den Amazon-Händler KW Commerce tätig. Er ist Buchautor und unterstützt Seller und Vendoren im Umgang mit Amazon - sowohl beratend als auch operativ - frei nach dem Motto "Hilfe zur Sebsthilfe". Er schreibt regelmäßig als Etailment-Experte.
© Christian Kelm
Sichtbarkeit wird permanent aktualisiert
Nicht immer wird von Amazon die am meisten verkaufte Variante auch zur Ausspielung in den Suchergebnissen herangezogen, d.h. nicht immer ist die absatzstärkste Variante auch die mit der größten Sichtbarkeit. Die Erfahrungen zeigen aber, dass die sich am häufigsten verkaufte Variante mit der Zeit auch die ist, welche in den Suchergebnissen ausgespielt wird. Der Abgleich kann aber mehrere Wochen dauern.
Nachdem in die Sichtbarkeit u.a. das Suchvolumen, die aktuelle Rankingposition und die Art der Suchergebnisse (Kachel- vs. Listenansicht) einfließt, wird die Sichtbarkeit permanent neu aktualisiert und bezieht sich immer auf einen Stichtag. Dieser ist für jedes einzelne Keyword, für das die ASIN auffindbar ist, individuell. Dadurch kann es zu Abweichungen kommen, wenn man die Umsatzanteile mit einem bestimmten Zeitraum vergleicht.
© Amalyze
Umsatzanteil zu zehn Artikeln inklusive der Varianten 1.6.2021
Der Umsatzanteil gibt an, welchen Anteil ihres kumulierten Umsatzes die Produkte zusammen unter dem jeweiligen Suchbegriff (hier „Holzkohlegrill“) generieren.
Analyse in der Rückwärtssuche
Für die weitere Analyse in der Rückwärtssuche wurden nur die Produkte ausgewählt, die mehr als 3% Umsatzanteil haben. Es blieben 7 von 17 Produkten (inklusive Varianten) übrig. Diese ASINs wurden in der Rückwärtssuche auf Suchbegriffe, Suchvolumen und Umsatzverteilung untersucht.
© Amalyze
Rückwärtssuche zu ausgewählten Holzkohlegrills 1.6.2021
Auffällig ist, dass der Suchbegriff „Grill“ mit Abstand das meiste Suchvolumen (34.189 Aufrufe/Monat) und 2/3 mehr Aufrufe als der zweitplatzierte (10.023 Aufrufe/Monat) Suchbegriff „Holzkohlegrill“ hat. Der Suchbegriff „Sport“ hat das dritthöchste Suchvolumen (7.577 Aufrufe/Monat). Der viertmeistgesuchte Suchbegriff „Kugelgrill“ (5.143 Aufrufe/Monat) hat den höchsten Umsatzanteil (10,94%)
Das Suchvolumen wurde eingeschränkt (500 Aufrufe pro Monat), um zu vergleichen, wie Suchvolumen und Umsatz sich verändern. Das heißt, dass nur die Suchbegriffe angezeigt werden, die mindestens 500 Mal pro Monat aufgerufen worden sind.
© Amalyze
Rückwärtssuche mit Filtern zu ausgewählten Holzkohlegrills 1.6.2021
Die Suchbegriffe haben sich um ca. 95%, das Suchvolumen um ca. 66% und die Umsätze um 58% reduziert.
Anschließend wurde die Suche anders eingeschränkt, indem ein Filter für die Umsätze der Suchbegriffe auf 0,1% gesetzt wurde; das Suchvolumen wurde jedoch nicht eingeschränkt. Das heißt, dass nur die Suchbegriffe berücksichtigt wurden, die mindestens einen Anteil von 0,1% des Umsatzes ausmachen.
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Rückwärtssuche mit Filtern zu ausgewählten Holzkohlegrills 1.6.2021
Die Suchbegriffe sind auf 128 gesunken (- 95%), das Suchvolumen hat sich auf ca. 26.000 reduziert ( -81%), wobei der Umsatz nur um knapp 13% gesunken ist auf 87,03%. Das heißt, dass 128 Suchbegriffe, die ein Suchvolumen von ca. 26.000 Aufrufen im Monat haben, 87% des gesamten Umsatzes ausmachen.
Eine Filterkombination aus Suchvolumen Einschränkung (500) und Umsatz (0,1%) zeigt direkt andere Ergebnisse.
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Rückwärtssuche mit Filtern zu ausgewählten Holzkohlegrills 1.6.2021
Das Ergebnis hat sich weiter verändert. Es sind jetzt noch 25 Suchbegriffe übrig (1,07%), das Suchvolumen hat sich ebenfalls nochmals um knapp 7.000 auf 14,23% reduziert. Die Umsatzverteilung hat mit dieser Filtereinschränkung die größten Einbußen hinnehmen müssen. Es sind nur noch ca. 40% des gesamten Umsatzes übrig.
Bei diesem Beispiel lässt sich als Ergebnis sagen, dass relativ wenige Suchbegriffe den größten Teil des Umsatzes generieren. Im Umkehrschluss lässt sich daraus ableiten, dass viele Suchbegriffe, die ein kombiniertes hohes Suchvolumen generieren, eine untergeordnete Rolle spielen.
Zusammenfassung
Vergleicht man die verschiedenen Filter-Einschränkungen miteinander, bleibt festzuhalten, dass die Einschränkung nach Umsatz die effektivste Variante ist. Es fallen, wenn nach Umsatz eingeschränkt wird, viele Suchbegriffe weg, das Suchvolumen wird wesentlich geringer, aber der Umsatz büßt nur wenig an Volumen ein.
Das bedeutet, der Fokus für Amazon-SEO und Amazon-SEA kann deutlich fokussierter ausgesteuert und optimiert werden. Zwar kommt es auf den Bereich an, ob sehr breit gesucht und gekauft wird oder sich der Fokus klar auf wenige starke suchintensive Worte bündelt. Es bleibt aber insgesamt eine Optimierung hin zum Kundenkaufverhalten statt zum Kundensuchverhalten anzustreben. Hierzu wurden neben dem Grill auch Pools, Mülleimer und LED-Strips analysiert.
Filterung nach Umsatzanteil
Hkgrill Pool Mülleimer LED-Strip DurchschnittSuchbegriffe: 5,49% 4,51% 3,53% 0,73% 3,57% Suchvolumen: 19,31% 12,19% 13,51% 8,11% 13,28%Umsatz: 87,03% 71,64% 81,47% 62,97% 75,78%Die Prozentzahl gibt an, wieviel Prozent nach der Filterung nach Umsatzanteil noch übrig sind.
Das heißt, wenn man die Suche nach Umsatz einschränkt, fallen im Durchschnitt ca. 96% aller Suchbegriffe weg und das Suchvolumen wird um fast 87% eingeschränkt. Also machen nur 4% aller Suchbegriffe, die 13% des Suchvolumens betragen, mehr als 75% des ganzen Umsatzes aus.
Vergleicht man diese Zahlen mit der Filterung nach Suchvolumen und der Kombi-Filterung Suchvolumen und Umsatzanteil wird das Ergebnis noch klarer.
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Filterung nach Suchvolumen
Hkgrill Pool Mülleimer LED-Strip DurchschnittSuchbegriffe: 5,70% 19,93% 10,52% 0,37% 9,13%Suchvolumen: 33,56% 43,81% 40,52% 14,47% 33,09%Umsatz: 41,60% 53,57% 47,70% 57,14% 50,00% Kombifilterung (Umsatz und Suchvolumen)
Hkgrill Pool Mülleimer LED-Strip DurchschnittSuchbegriffe: 1,07% 1,99% 0,98% 0,11% 1,04%Suchvolumen: 14,23% 9,32% 9,73% 8,41% 10,42%Umsatz: 40,28% 43,62% 43,19% 56,64% 45,93%Die jeweils ausgewählten Filter der Beispiele nach Suchvolumen lagen zwischen 300 und 1.500 und der Umsatzanteil zwischen 0,05% und 0,1%. Diese wurden an die jeweiligen Produktbereiche angepasst, zum Beispiel bei den Beispielen mit sehr vielen Suchworten oder breit verteilten Umsatzanteilen.
Während also das Suchvolumen eine Wichtigkeit hat, weil die Produkte sonst gar nicht gefunden werden könnten bzw. niemand die Worte sucht, unter denen Produkte angezeigt und somit gekauft werden könnten, heißt das jedoch noch nicht, dass automatisch dadurch Umsätze generiert werden, weil die Artikel angezeigt sind.
Nicht immer hat der Suchbegriff mit dem höchsten Suchvolumen auch den höchsten Umsatzanteil. Eine Kombination der beiden Filter reduziert deutlich die Umsatzanteile und ist daher auch keine unbedingte Lösung. Viel entscheidender ist, dass man die Suchbegriffe findet, unter denen die meisten Umsätze generell generiert werden.
Nur dann kann man seine Artikel dort präsentieren, wo Kaufinteresse und Suchverhalten übereinstimmen.
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