Wenn man flunkert, gehört Katharina von Schacky das größte Shoppingcenter Europas, und eines der edelsten obendrein. Das Westfield Center im Londoner Stadtteil Sheperd's Busch hat nach gerade abgeschlossenen Um- und Ausbau nunmehr 450 Läden, verteilt auf mehr als 240.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche. 

Selbstverständlich ist Katharina von Schacky nicht Eigentümerin dieses Einkaufspalastes, sondern ihr Arbeitgeber Commerz Real, dem das Westfield London zu 50 Prozent über seinen Immobilienfonds Hausinvest gehört, der andere Teil Unibail Rodamco-Westfield. Dieses noch neue Unternehmen ist ein Ende 2017 erfolgter Zusammenschluss der Franzosen von Unibail und den Australiern von Westfield zum nun größten Centerbetreiber und -entwickler auf der Welt.

Wie Warenhaus und Onlinehandel miteinander funktionieren

Katharina von Schacky ist seit März 2017 Bereichsleiterin Real Estate Shopping Markets bei Commerz Real, einer Tochter der Commerzbank. Es geht bei ihr vor allem um Investments in Shoppingcenter, Assetmanagement genannt. Und hier verantwortet von Schacky eine Summe von mehr als 4,1 Milliarden Euro. 
Westfield London: Größer, schöner, mehr
© Commerz Real
Westfield London: Größer, schöner, mehr
Shoppingcenter sind eine der Kompetenzen von Katharina von Schacky. Sie kennt sich aus mit Einzelhandel, denn sie war früher Expansionschefin der britischen Kaufhauskette John Lewis, von der die deutschen Kollegen von Karstadt und Kaufhof lernen können, wie man Warenhaus erfolgreich mit dem Onlinehandel verknüpft. Womit man bei Amazon angekommen wäre. Dort hat Katharina von Schacky so früh eingekauft, wie kaum ein zweiter deutscher Kunde.

Wie war Ihre erste Begegnung mit Amazon?
Das war wahrscheinlich recht früh, etwa 1994, damals konnte man noch gar nicht in Deutschland bestellen, nur in den Vereinigten Staaten. Ich habe einen amerikanischen Ehemann, daher hatte ich einen anderen Bezug zu Amazon. Außerdem bin ich in England groß geworden, und dort nutzten die Menschen sehr früh das Internet. 

"Muss man seine Dienstleister bis auf den letzten Cent im Preis drücken?"

Katharina von Schacky, Commerz Real
 Wie hat Amazon Sie persönlich und Ihr Unternehmen verändert?
Ich bin Mutter von zwei Kindern, und deswegen habe ich die entsprechenden Bedürfnisse, die jede andere Mutter auch hat, und die der stationäre Einzelhandel nicht immer erfüllen konnte. Das ändert sich allerdings jetzt, trotzdem bleiben Ereignisse wie Kindergeburtstage. Und wenn ich hierfür am späten Abend von daheim aus noch alles mit Amazon organisieren kann, ist das eine große Erleichterung für mich. Denn auch bei mir gibt es den Wunsch nach Bequemlichkeit.

Beruflich bin schon früh mit dem E-Commerce in Berührung gekommen durch meinen Job bei John Lewis. Das ist schon über zehn Jahre her, aber damals gab es dort schon einen Onlineshop, der intensiv beworben wurde. Dadurch habe früh mitbekommen, was Nutzer wollen und brauchen - und das ist das Wichtigste, was man wissen muss, wenn man im Handel arbeitet.

Bei Commerz Real hat Amazon den Drang zur Digitalisierung ausgelöst und die Daten unserer verschiedensten Kunden zu nutzen, schließlich haben wir rund 800.000 Anleger. Klar, wir haben unsere Mieter in den Einkaufszentren - aber dahinter stehen ja immer die Konsumenten. Und die wollen auch Ware fühlen und erleben und brauchen deswegen den stationären Handel, wie wir in unseren Shoppingcentern immer wieder feststellen.

Wo steht Amazon in zehn Jahren?
Noch hat das Unternehmen ja eine Monopolstellung, doch so etwas ist immer schwierig, wie ich finde. Auf Amazon werden einige Schwierigkeiten zukommen. Ich erinnere an die Enthüllungen im Jahr 2013, als zum ersten Mal im großen Stil über die miserablen Arbeitsbedingungen, in dem Fall für Zeitrarbeitskräfte, berichtet wurde. Uns ist ganz wichtig, dass wir partnerschaftlich mit unseren Mietern und Dienstleistern zusammenarbeiten - und hier unterscheiden wir uns erheblich von Amazon. 
 Wo steht Ihr Unternehmen in zehn Jahren?
Wir haben immer eine positive Rendite, der Kunde steht bei uns an erster Stelle. Bei uns tut sich auch schon sehr viel in Sachen Digitalisierung, und das ist der Bereich, in dem wir uns in den nächsten Jahren stark verändern werden. Damit verbessern wir die Wertschöpfung. Wir bauen unsere Onlineplattform aus, um Daten besser zu sammeln und zu nutzen. Es geht auch darum, wie wir Techniken in unseren Immobilien installieren, die uns dann wiederum besser Auswertungsmöglichkeiten schaffen. Unser Motto ist seit über einem Jahr: Wir wollen digitale Assetmanager sein. Die Digitalisierung wird uns weit nach vorne bringen.

Was machen Sie besser als Amazon?
Wie schon gesagt: Partnerschaftlicher Umgang mit all unseren Geschäftspartnern ist bei uns oberstes Gebot. Es gilt der alte Spruch "What goes round comes round", im Deutschen gibt es dafür das Sprichwort "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es hinaus". Wir glauben an nachhaltige und langfristige Beziehungen. 

Wenn Sie einen Tag lang Amazon-Chef sein dürften – was würden Sie anders machen?
Ich würde mir alles unter dem Gesichtspunkt der Partnerschaftlichkeit ansehen. Ich würde die Arbeitsbedingungen ansehen und überprüfen, ob man so hart mit den Händlern umgehen muss, die auf dem Markplatz verkaufen. Muss man seine Dienstleister bis auf den letzten Cent im Preis drücken? Und ich würde an einem guten Image arbeiten. Amazon steht ja für Bequemlichkeit und Service. Weniger für ein gutes Image. Hier gibt es Bedarf für Verbesserung.  Was bestellen Sie privat bei Amazon?
Genau das, was bei Amazon gut läuft. Bücher, CDs und Kinderspielzeug. Ich habe auch schon Mode bestellt, werde das aber nicht wieder tun. Online kann man die Qualität der Ware nicht fühlen, man kann die Kleidungsstücke nicht anprobieren. Allerdings bin ich ein großer Freund von Click & Collect, also online ordern, dann im Laden anprobieren und vielleicht noch eine Kette oder ein Accessoire kaufen.

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