In einer jungen Beziehung sind erst einmal beide Partner glücklich. Das gilt auch für die gerade verkündete Partnerschaft zwischen Amazon Prime Now in München und der regionalen Supermarkt-Kette Feneberg. Wer auf Dauer die Hosen an hat, muss sich noch zeigen. Einer ist in jedem Fall der Gewinner.
Die Tempo-Attacke von Amazon Prime Now ist vor einem Jahr in München gestartet und beliefert Kunden seitdem binnen in einer Stunde oder innerhalb eines 2-Stunden-Lieferfensters. Seit einiger Zeit sind auch recht prominente Lebensmittel-Anbieter wie Kochhaus, der Bio-Supermarkt basic und sogar eine Apotheke mit dabei. Die Shops der lokalen Partner nutzen dabei Lieferinfrastruktur von Prime Now und erreichen dadurch weitere Kunden.
Regionalfürst mit 76 Filialen in Süddeutschland
Doch nun hat Amazon einen ganz besonders attraktiven Partner gewonnen: Feneberg. Die traditionsreiche Supermarkkette aus dem Allgäu mit 76 Filialen in Süddeutschland ist im Süden das, was man früher einen Regionalfürsten genannt hätte, und so etwas wie eine Institution in der Region und reicht bis nach München. So wie die Kosmetikkette Budnikowsky zu Hamburg gehört wie Michel und Elbe, gehört das Familien-Unternehmen Feneberg zu Süddeutschland wie Alpen und Milchkühe.
Rund 4000 Produkte von Feneberg sind bei Amazon Prime Now erhältlich. Allen voran regionale Bio-Lebensmittel der Feneberg-Marke VonHier und andere Eigenmarken und natürlich alles was man sonst so braucht an Frischeprodukte wie Salat, Obst und Gemüse, aber auch Pizza und Pudding.
Amazon holt sich damit nicht nur ein breiteres Sortiment ins Haus, sondern auch den Vertrauens-Bonus und die Frische-Kompetenz, die der Händler in der Region genießt. Amazon, dass von Edeka und Rewe derzeit nur einen Korb bekommt, macht damit aus der Not auch eine Tugend: Lokale Lieferanten geben dem globalen Player einen Hauch von Tante Emma 4.0.

Eigener Webshop „Freshfoods“
Feneberg wiederum öffnet sich ein weiterer Absatzkanal. Bisher ist das Kemptener Lebensmittel-Unternehmen mit drei Filialen im Stadtgebiet München vertreten. Außerdem gibt es den für einen regionalen Mittelständler doch recht respektablen Webshop und Online-Lieferdienst „freshfoods by Feneberg“ für den Münchner Raum.

Derweil sind die Erwartungen und Ansprüche an die neue Beziehung hoch.
Amazon verlangt beispielsweise, dass die Ware im Frischelager von Feneberg 15 Minuten nach dem Bestelleingang auf der Händler-App von Amazon vom Händler fertig gepackt kommissioniert und für die Lieferpartner von Amazon Prime Now, Interkep und System Logistik, abholbereit ist. Das muss man in Peak-Zeiten erst einmal schaffen.
Feneberg wiederum bekommt mehr Präsenz in der Metropole. „Wir erreichen Kunden, die neben qualitativ hochwertigen Lebensmitteln ein digitales Einkaufserlebnis mit einfacher Bestellung und schneller Lieferung nach Hause oder ins Büro schätzen“, so Hannes Feneberg, der das Unternehmen zusammen mit seinem Bruder Christof Feneberg leitet. Und natürlich ist die Beziehung auch ein „logischer Schritt“. Schließlich muss man da sein, wo der Kunde ist.
Man könnte auch sagen, es führt kein Weg mehr daran vorbei, wenn man Amazon als die neue Infrastruktur des Handels begreift.
Nur mit der Beziehung zum Kunden macht es Amazon seinen lokalen Partnern in München oder auch in Berlin nicht ganz so leicht. Amazon hat ein eifersüchtiges Auge darauf, dass die lokalen Partner dem Kunden nicht einfach Werbe-Flyer oder anderen bunte Hinweise auf den Absender in die Tüte packen.