Die Verbundgruppe Anwr nimmt die Herausforderung an - und will mit einer Reihe von Online-Maßnahmen ihre stationären Anschlusshäuser für E-Commerce fit machen.

E-Commerce ist gerade für Kooperationen kein leichtes Thema: Dezentrale Strukturen und das Fehlen starker Marken erschweren oft eine Onlinestrategie der Verbundzentralen.

Doch "Nichtstun ist keine Alternative", verdeutlich Volker Gromer von der Verbundgruppe Anwr die wachsende Bedeutung des Onlinegeschäfts. Seit Monaten zerbricht er sich den Kopf darüber, wie die angeschlossenen Schuh-, Sport- und Lederwarengeschäfte ins digitale Zeitalter überführt werden können.

Anwr meint es ernst: Der Manager wurde eigens für diese Aufgabe von Vorstand und Aufsichtsrat zum Multichannel-Beauftragten berufen. "Dabei geht es nicht um den Aufbau eines zentralen Shops, sondern um die Stärkung der einzelnen Mitgliedshäuser vor Ort", schildert Gromer die Aufgabe im Gespräch mit Der Handel.

Keine Online-Patentlösung

Die Antwort hierauf steckt laut Anwr nicht in einer Patentlösung, sondern in vielen kleinen Schritten. "Wir wollen die Händler in die Lage versetzen, im Netz optimal sichtbar zu werden", betont Gromer.

Das geht nur mit viel Kleinarbeit: Von der Eintragung aller Anwr-Händler in Plattformen wie "Google Places" über die intelligente Nutzung der gruppeneigenen Domain "schuhe.de" bis hin zum ausgefeilten Informationssystem, wodurch Onlinekunden erfahren, ob ein bestimmtes Schuhmodell im Laden um die Ecke vorrätig ist.

"Rund 20 Prozent aller Suchanfragen haben bereits einen lokalen Bezug. Zudem suchen immer mehr Konsumenten per Smartphone nach dem nächsten Geschäft", sagt der Anwr-Experte. Diese Chance gilt es, konsequent zu nutzen.

So will die Verbundgruppe den Mitgliedern Tools zur Verfügung stellen, um lokales Onlinemarketing zu betreiben. Zudem sollen sie für wichtige Themen wie Empfehlungsmarketing oder hinsichtlich der Nutzung sozialer Netzwerke sensibilisiert werden.

Experten auf der Verkaufsfläche

Eine weitere Chance sieht Gromer in der Einbindung von lokalen Contents, zum Beispiel über die eigenen Mitarbeiter vor Ort, denn das schafft Vertrauen beim Konsumenten: "Unsere Anschlusshäuser haben schließlich 80.000 Experten auf der Fläche."

Weitere Service-Maßnahmen wie die Einlösung von Coupons oder die Onlinereservierung von Produkten im Laden werden aktuell diskutiert.

"Je intelligenter die Mitglieder ihre stationären Leistungen ins Netz stellen, desto mehr Chancen haben sie, Zusatzumsätze zu generieren", unterstreicht Gromer die Bedeutung der Weboffensive der Verbundgruppe.

Gerade bei Schuhen ist der Wettbewerb im Netz durch Anbieter wie Zalando oder Shoppingclubs wie brands4friends ungemein intensiv. "Darauf müssen stationäre Händler reagieren, aber mit Köpfchen", betont der Anwr-Mann.

Marcelo Crescenti

Dieser Artikel ist in der Juli-Ausgabe von Der Handel erschienen. Zum kostenfreien Probeexemplar geht es hier.