Das Schweizer Startup EyeFitU will Retouren im Modehandel ein Ende machen. Das wollen so einige und rücken dem Problem mit virtueller Anprobe, Algorithmen und Datenbanken zu Leibe.  Die App der Schweizer, sie soll Kunden nun helfen "sofort in ihrer richtigen Größe zu shoppen". Das klingt ein wenig hochtrabend und sorgt daher im Praxistest für eine Enttäuschung.  1.75 Millionen Schweizer Franken hat Isabelle Ohnemus, EyeFitU-CEO und Gründerin, gerade in einer Finanzierungsrunde eingesammelt. Ganz so dumm kann die App also nicht sein. Wäre sie auch nicht, wenn sie nicht noch sehr, sehr beta wirken würde. Sie gilt aber als fertig entwickelt, ist aber derzeit nur in der iOS-Version zu haben. 

Was die App leisten können will ist famos: Ein Algorithmus will die ideale Größe für alle Marken berechnen, nutzt dazu eine umfangreiche Datenbank. EyeFitU berücksichtigt dabei die zum Teil stark voneinander abweichenden Größen unterschiedlicher Hersteller und gleicht die abweichenden Größen in einer umfangreiche Datenbank ab.

Isabelle Ohnemus, EyeFitU
Isabelle Ohnemus, EyeFitU
Doof nur, dass man die Datenbank bei einigen Marken erst durch die lästige Eingabe eigener Größenangaben eigener Lieblingsmarken schlau machen muss.
Noch doofer, wenn vorgeschlagene Größenangaben auf Basis bereits bestehender Daten so gar nicht zu den eigenen Erfahrungswerten passen wollen.

Zum Glück muss man daher sagen, dass die App nach der Auswahl eines Produkts bei der Weiterleitung in einen Shop die Größe nicht automatisch auswählt. Andererseits macht dies App auch wieder etwas sinnfreier.

Dass die App mir zudem auch High Heels und Handtaschen empfiehlt, obwohl mich mein Profil als Mann ausweist, ist da nur eine lästige Kleinigkeit am Rande und genau so ein Usability-Lapsus wie eine zuweilen etwas eigene Navigation.

Trotzdem kann das System Zukunft haben, wenn der Datenbestand ordentlich ist, die Navigation übersichtlicher und der Kunde motiviert wird, die Größe seiner Jeans im Schrank auch mal eben zu checken. Zukunft -  sorry-  hat das System aber kaum als Standalone-Lösungen bei der an Verkaufsprovisionen, mobiler Werbung und durch den Verkauf von Daten Geld verdient wird. Eher funktioniert das Modell integriert in einer Shopping-App oder Tool im Webshop. Ein bisschen hat EyeFitU ja jetzt schon davon. Meine Einkaufsversuche führten mich immer wieder zu Zalando und Mytheresa. Angezeigt werden in der App-Auswahl allerdings deutlich mehr Partner-Stores, nur führten deren Links immer wieder zu - Sie ahnen es - Zalando.