Hunderttausende Kunden haben die Internetseite des Versandhändlers Quelle zeitweilig zum Erliegen gebracht. Der Ausverkauf könnte sich auch auf den übrigen Handel auswirken.


Immer wieder kam es unter dem Massenansturm zu Verzögerungen beim Öffnen der Homepage - und das, obwohl IT-Experten die für den Internet-Verkauf genutzten Computersysteme extra nachgerüstet hatten.
18 Millionen Artikel müssen raus
„Deutschlands größter Ausverkauf" ist auf mehrere Wochen angelegt. Rund 18 Millionen Artikel, die Hälfte davon aus dem Bereich Mode und Textilien, muss Quelle in den kommenden Wochen veräußern, um so die Konkursmasse zu erhöhen.Auf das gesamte Sortiment des Herbst- und Winterkatalogs gibt es Preisnachlässe von bis zu 30 Prozent. Am Montag beginnt der Ausverkauf auch in den stationären Quelle-Technikcentern.
Ausverkauf „wird sich auf Handel auswirken"
Die Sorge, dass der Ausverkauf wegen Einwänden besorgter Lieferanten ins Stocken geraten könne, sieht der Insolvenzverwalter nicht. Trotz eines in den vergangenen Tagen an die Lieferanten versandten Hinweises, dass sie möglicherweise nicht zu 100 Prozent ihr Geld bekämen, habe bislang kein Lieferant einen sogenannten Eigentumsvorbehalt geltend gemacht, berichtete Schulz.Der Quelle-Ausverkauf könnte den gesamten Einzelhandel beeinflussen, fürchtet Professor Joachim Zentes der Universität Saarbrücken. Im ZDF sagte der Handelsexperte, es sei zu erwarten, dass die Handelsunternehmen „mit Rabattaktivitäten darauf reagieren werden".
Middelhoff äußert sich zur Quelle-Pleite
Unterdessen erklärte der frühere Vorstandsvorsitzende des Quelle- Mutterkonzerns Arcandor, Thomas Middelhoff, die Pleite des Traditionsunternehmens sei abwendbar gewesen. In einem Interview der „Bild am Sonntag" sagte er: „Das Ende von Quelle ist ein in höchstem Maß bedauerliches Ereignis - vor allem, weil es nicht unabänderlich war."Bis zu seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen habe es fortgeschrittene Verhandlungen für eine Fusion von Primondo mit einem starken Partner gegeben, was für Quelle eine gute Zukunft bedeutet hätte, sagte Middelhoff. Die Verhandlungen für eine gesicherte Zukunft von Quelle seien jedoch nicht fortgeführt worden.
Quelle-Auslandstöchter: Wettlauf gegen die Zeit
Der geplante Verkauf der 17 Quelle-Auslandstöchter entwickelt sich derweil zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Denn die noch nicht insolventen Ableger hingen weitgehend von den Lieferungen aus dem Quelle-Lager in Leipzig ab - und die geraten immer mehr ins Stocken, berichtete das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel".In Österreich, der mit gut 200 Millionen Euro Umsatz größten Auslandstochter, könne Quelle nur noch 40 Prozent der Bestellungen ausliefern, und diese Quote sinke täglich weiter ab, heißt es in Branchenkreisen.