Mit der Zustimmung aller Gläubiger des Vermieterkonsortiums Highstreet ist die letzte große Hürde für ein Fortbestehen von Karstadt beseitigt worden. Investor Nicolas Berggruen steht vor der Übernahme des Unternehmens.
"Alle haben ja gesagt, aber die Unterschriften müssen zusammenkommen. Und wenn das alles da ist, dann sind wir fertig", sagte Berggruen in der ARD-"Tagesschau".
Laut Highstreet müssen insgesamt etwa 60 bis 80 Unterschriften geleistet werden. Denkbar sei auch, dass dieses Procedere nicht bis zum Gerichtstermin am Freitag abgeschlossen werden könne.
"Freue mich erst, wenn die Tinte trocken ist."
Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg sagte der dpa, nach seiner Kenntnis gebe es "eine ganz weitgehende Einigung zwischen dem Vermieterkonsortium und Herrn Berggruen".Er freue sich, dass strittige wirtschaftliche Fragen inzwischen gelöst seien. „Aber richtig freuen kann ich mich erst, wenn die Tinte trocken ist."
Die Zustimmung der Gläubiger war die Bedingung dafür, dass die Mietverträge geschlossen werden können. Nur dann kann der Essener Insolvenzrichter den Insolvenzplan am Freitag billigen. Dann kann die Übernahme durch Berggruen erfolgen.
Mezzanine-Gläubiger lassen sich Zeit
In London waren die Highstreet-Gläubiger am Donnerstag zu einem Treffen zusammengekommen. Zwei Gruppen mussten ihre Zustimmung erklären: Wie erwartet stimmten die Anleihe-Gläubiger rasch den niedrigeren Mieten zu, während die sogenannten Mezzanine-Gläubiger die Entscheidung zunächst verzögerten und später zustimmten.Mit der Einigung bekommt Karstadt mit Investor Berggruen eine zweite Chance. Für das Schwesterunternehmen, den Versandhändler Quelle, blieb vor fast einem Jahr nach gescheiterten Rettungsversuchen nur die Schließung. Beide Unternehmen hatten zum Arcandor-Konzern gehört.
Berggruen will alle 120 Filialen erhalten. Investieren will er 70 Millionen Euro eigenes Kapital, sobald der Kaufvertrag in Kraft tritt. Die Marke Karstadt soll verjüngt und modischer werden.
Karstadt soll modischer werden
Die Schlüssel für sein neues Warenhaus-Reich könnte der deutsch-amerikanische Investor frühestens zum 1. Oktober übernehmen. Mit Spannung wird nun die Vorlage seines detaillierten Konzepts zur Rettung von Karstadt erwartet.Angesichts fehlender eigener Erfahrungen im Einzelhandel hatte der Sohn des 2007 verstorbenen Kunstsammlers Heinz Berggruen bereits angekündigt, den US-Designer Max Azria mit ins Boot holen zu wollen. Der Designer soll vor allem für mehr Glanz in den 120 Karstadt-Filialen sorgen.
Eine Chance auf eine Übernahme von Karstadt hatte sich bis zuletzt auch noch der Mailänder Kaufhaus-Unternehmer Maurizio Borletti ausgerechnet. Insolvenzverwalter Görg lehnte die Offerte jedoch ab, da Borletti seine Absicht zu spät kundgetan habe. Borletti ist auch an Highstreet beteiligt.
Eine Chronik der Karstadt-Krise finden Sie hier.