Und in Deutschland? Da steht man ungern hinten an, ergo versucht der deutsche Online-Handel das Shopping-Event seit 2009 in heimischen Gefilden ebenfalls zu etablieren. In 2013 erreicht der "Black Friday" dabei eine neue Bestmarke: Von den 100 führenden Onlineshops in Deutschland beiteiligen sich laut "Die Welt" 85 am diesjährigen "Black Friday Sale".
Allseits also gute Laune bei Handel und Verbrauchern? Unwahrscheinlich.
"Black Friday" und Co - Warum die Rabattschlacht nervt. Eine Glosse.
1001 Schnäppchen: Überangebot und Mediendruck dämpfen Kauflaune
Mit Vollgas in den "Black Friday". "Wer hat was, wo, wie für viel? Wo kann man schon sehen, wann es was, wo geben wird. Wann geht es wo los? Und zu welchem Preis?": Hochkonjunktur für Schnäppchen-Aggregatoren und neuerdings auch viele Online-Medien.
Aggregieren, kuratieren, verdichten, verlinken: Kurz vorm Fest nimmt man auch bei den Online-Medien die Affiliate-Krümel dankbar als Nebengeschäft mit und betätigt sich als Referrer Richtung der Shops von Amazon, Apple und Co. Drumherum Redaktionelles. Und warum auch nicht? Warum sollte man das Geschäft allein spezialisierten Aggregatoren und Vergleichsportalen überlassen? Viele Krümel zusammen machen schließlich auch einen Kuchen...
So kommt es in diesem Jahr, wie es kommen muss: Die volle Breitseite an Information, über alle Kanäle: Mailbox, Twitter, Facebook, Online-Medien, das ganze Program. Zeitgleich. Plus Freunde und Kollegen, die meinen, hier auch noch zusätzlich "mal einen auf Nutzwert zu machen", indem sie den Multiplikator geben: "Black Friday" auch bei Apple. Na, wer hätte das gedacht. Wusste ich ja noch gar nicht.
Aber weiter im Text: Weil in Deutschland "der Freitag nach Thanksgiving" natürlich ein regulärer Arbeitstag ist und die hiesigen (Online)- Händler daher mit einer - relativ zu den USA - geringen Besucherfrequenz rechnen müssen, wird die Aktion vielfach ausgedehnt. Aus dem "Black Friday" wird das "Black Weekend", das dann fließend in den "Cyber Monday" übergeht, dessen Restausläufer dann wiederum nahtlos an den nächten "Adventskalender" anschließen.
So mutiert der "Black Friday" schließlich zu einem riesigen "Cyber Advents Dezember", inklusive medialer Dauerbeschallung unter Verwendung diverser Hashtags und Keywords. Die Schnäppchenjäger-Fachwelt nimmt sich dieses Info-Overkills zwar tapfer an und filtert, selektiert und spricht Empfehlungen aus. Das reicht aber nicht, die Kauflaune geht erst einmal in den Keller: x-Deals, von x-Anbietern, die über x-Kanäle durchgebuffert werden.
Entscheidungsschwäche macht sich breit. Gefolgt von Lustlosigkeit. Wenn alle das Gleiche tun, ist es nichts Besonderes mehr. Und dann ist es irgendwie auch egal. Und Schnäppchen sind schließlich wie S-Bahnen: Im Zweifel braucht man nie einer hinterher zu laufen, denn die nächste kommt bestimmt...

Zufriedenheit durch Komplexitätsreduktion? Nein, Filialisten spielen nicht mit
Nicht den Schnäppchen hinterherlaufen? Leichter gesagt als getan: Die Rabatte sind satt und das innere Consumer-Raubtier will sich seinen Kick abholen. Kaufen! Heute! Der Medien-Buzz forciert es, er befiehlt es. Das Internet ist eine weiße Fläche, in die Inhalte und Shops platziert werden. Um drumherum Bestell-Buttons und/oder Werbung zu platzieren, die es dann zu drücken gilt. Das ist der Deal! Klick mich!
Wie also nun dieses Entscheidungsdilemma lösen? Wie den Knoten zerschlagen? Ganz einfach: Sich dem Online-Überangebot an Shops, Waren und Informationen gezielt entziehen und ab in die nächste Filiale gehen. Um dann dort die eigene Rabatt-Geilheit abzufackeln. Zwar impulsgsteuert, aber in einem angebotsseitig überschaubaren Rahmen.
Zufriedenheit durch Komplexitätsreduktion! Also nach Feierabend noch auf in die Mall und in die nächste Filiale des Fashion-Retailers seines Vertrauens. Konsumer-Glück, ich komme? Denkste!
Auf die Frage, ob die Online-Rabatte des Tages auch in den stationären Filialen gelten, wirft mir die Dame einen Blick entgegen, als hätte ich sie just gefragt, ob sie mit mir durchbrennen würde wollen. Plus eisiger Antwort: "Nein! Die gelten nur Online!" Natürlich, wie konnte ich bloß fragen...
Hintergrund
- "Viele Black-Friday-Aktionen haben nicht funktioniert." Mydealz-Gründer Fabian Spielberger im Interview über die Tops und Flops des diesjährigen "Black Friday". Worauf Händler achten sollten, und warum ein Trittbrettfahrer wie blackfridaysale.de mehr schadet als nutzt.
"Black Friday"-Fazit: Verärgerung und Zeitdiebstahl
Das war nichts. Richtig abgeholt hat mich nichts. Und das was ich mir an Rabatt-Kick abholen wollte, wurde mir "stationär" verweigert. Aber lehrreich war es: Wenn alle und jeder sich gleichzeitig mit den gleichen Rabatten zuschmeißt, und dieses Gebuhle um das Weihnachtsgeld der Verbraucher dann von Aggregatoren derart nüchtern und in Listenform aufbereitet wird, wird einem schnell bewusst, wie austauschbar viele Shop-Marken letztlich doch sind.
Von Berufs wegen wünsche ich natürlich jedem (Online)-Händler zum "Black Friday" nur das Beste, als Verbraucher warte ich aber besser einfach mal auf die nächste S-Bahn.
Und wenn keine mehr kommt, leiste ich mir einfach ein Taxi.
Will sagen: Ich kaufe einfach zum regulären Preis. An irgendeinem anderen Tag.
Foto: John Henderson (CC BY 2.0), Screenshot: blackfridaysale.de
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