Die Bundesbank soll bereits entwertete Schrottmünzen von Betrüger gegen echtes Geld eingetauscht haben. In Frankfurt wurden sechs Verdächtige festgenommen, von einem Millionenschaden ist die Rede.
Es bestehe der Verdacht, dass in Europa industriell entwertete Münzen in China wieder zusammengesetzt wurden, um sie anschließend bei der Bundesbank als angeblich beschädigte Münzen gegen echtes Geld einzutauschen, teilt die Frankfurter Staatsanwaltschaft heute in einer Pressemitteilung mit. Die Bundesbank verweigert mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen eine Stellungnahme, verweist jedoch auf die Mitteilung der Staatsanwaltschaft.
In China zusammengesetzten Münzschrott reimportiert
"Die Bundesbank tauscht als einziges Institut in Europa kostenfrei beschädigte Münzen ein und erstattet den vollen Wert. Die Münzen müssen in einen so genannten Safebag eingefüllt werden, den man im Internet erwerben kann und der normiert ist für 1- oder 2- Euromünzen jeweils im Wert von 1000 Euro", beschreibt die Staatsanwaltschaft das Procedere. Die Bundesbank kontrolliere den Wert in erster Linie durch Wiegen und mache nur stichprobenartig eine Sichtkontrolle. Danach werde der Gesamtbetrag auf das Konto des Einreichers überwiesen.Die tonnenschwere Last der wieder zusammengesetztesn Münzen wurde offenbar über Jahre hinweg von vier Stewardessen von China nach Frankfurt verbracht. Das Gepäck der Flugbegleiter unterliegt keinen Gewichtsbeschränkungen. 5 der 6 Festgenommenen, bei denen es sich um die Einreicher der Münzen bei der Bundesbank handelt, wurden in Untersuchungshaft genommen. Der 6. Beschuldigte werde heute dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden, so die Staatsanwaltschaft mit. Ein Tatverdacht gegen Mitarbeiter der Bundesbank bestehe nicht.
Die Durchsuchung in verschiedenen Objekten führte neben schriftlichen Unterlagen, Laptops und Computern zum Auffinden von insgesamt rund 3 Tonnen Münzteilen sowie einer Maschine zum Zusammensetzen der Münzen.
Pulverfass Bargeldlogistik
Für die Bundesbank kommt der peinliche Betrugsfall zur Unzeit. Die beabsichtigte Privatisierung der Bargeldbearbeitung in Deutschland stößt ohnehin auf Kritik im Einzelhandel und bei den Banken. Der Handel fürchtet sich nicht nur vor höheren Kosten im Bargeldhandling, sondern auch vor einer höheren Betrugsgefahr, wenn das Bargeld-Recycling in private Hände übergeht. Zudem sei noch gar kein Markt für ein privates Cash-Recycling in Sicht, kritisieren Handel und Banken unisono.Der für den Bargeldverkehr zuständige Bundesbankvorstand Carl-Ludwig Thiele, betonte auf dem Fachkongress "Bargeldlogistik 2010" vor wenigen Tagen in Frankfurt am Main jedoch, dass die Notenbank an ihrem Zeitplan festhält und die Treuhandkonten der Wert- und Geldlogistiker bei der Bundesbank zum 30. April 2011 schließen wird.
Einen Bericht zu den anstehenden Veränderungen in der Bargeldlogistik lesen Sie in der kommenden April-Ausgabe des Wirtschaftsmagazins Der Handel. Zum kostenlosen Probeheft geht es hier.