Eckhard Cordes darf den Metro-Konzern vorerst weiterführen. Hauptanteilseigner Haniel gewährt ihm etwas Zeit. Andere wollen den Vertrag des Vorstandschef sogar verlängern.

Galgenfrist für Metro-Chef Eckhard Cordes: Er könne den Konzern erst einmal weiter führen und erhalte von Großaktionär Haniel eine Frist zur Neuausrichtung des Konzerns, berichtet der "Spiegel".

Oberste Priorität müsse die Stützung des Aktienkurses haben, alle anderen Fragen sollten hinten angestellt werden, hieß es aus dem Kreis der Gesellschafterfamilie. In die Debatte um die künftige Führung des Handelsriesen könnte damit etwas Ruhe einkehren. Cordes hatte zuletzt bei Haniel an Rückhalt verloren, weil er Ziele wie den Verkauf von Kaufhof und Real nicht umgesetzt hatte.

Vertragsverlängerung jedoch unklar

Ob der Top-Manager seinen Vertrag bis Oktober 2012 aber erfüllen kann oder der Kontrakt womöglich sogar verlängert wird, bleibt aber auch nach dem zaghaften Einlenken der Haniel-Familie ungewiss. Von Cordes erwarte man, dass er bei der Aufsichtsratssitzung im November präsentiere, wie er sich die Zukunft des Handelskonzerns vorstelle.

Erst danach solle über einen Nachfolger entschieden werden. Der Aufschub bis November bedeute allerdings nicht, dass er Metro-Chef bleiben könne. "Cordes kann einen Strategiewechsel intern nicht glaubwürdig vertreten", heißt es laut "Spiegel" in Gesellschafterkreisen. Eine Vertragsverlängerung sei deshalb nach wie vor unwahrscheinlich.

Dies wurde aus dem Umfeld der Familie bestätigt: "Keiner glaubt, dass Cordes ein weißes Kaninchen aus dem Hut zaubern kann", sagte ein Beteiligter der dpa. Cordes' Ziele, Kaufhof oder Real zu verkaufen, seien kaum noch zu verwirklichen. An eine strategische Neuausrichtung glaube keiner mehr. Eventuell könne Cordes noch bei der Elektronikfachmarktkette Media-Saturn etwas verbessern.

Die einstige Konzernperle geriet 2011 - unter anderem durch den späten Einstieg ins Online-Geschäft - in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Zudem halbierte sich der Kurs der Metro-Aktie seit Jahresanfang bis heute auf unter 30 Euro je Aktie.

Vorstandsvorsitzender auf Bewährung

Rückhalt bekam der Vorstandschef dagegen vom zweitgrößten Anteilseigner, der Handelsfamilie Schmidt-Ruthenbeck. Sie will nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Focus" den Vertrag von Cordes weiterhin verlängern. Die Familie sei überzeugt, dass "die weitere Fortführung seiner Arbeit durch den amtierenden Vorstandsvorsitzenden am besten der Zukunft der Metro und der Steigerung des Unternehmenswerts Rechnung trägt", sagte der Aufsichtsrat-Vertreter der Familie, Peter Küpfer, dem Magazin. Cordes selbst hat erklärt, er wolle über Oktober 2012 hinaus Vorstandschef bleiben.

Im Umfeld des Metrokonzerns wurde die Frist für Cordes als Bröckeln der Front gegen den Chef gewertet: Eine Vertragsverlängerung werde nun aber an Bedingungen geknüpft. Dafür spreche auch eine Strategieklausur des Aufsichtsrates im vergangenen Frühjahr, bei der Cordes große Zustimmung erhalten habe, sagte ein Beteiligter aus dem Konzernumfeld der dpa. "Eine klare Mehrheit gegen Cordes gibt es wohl doch nicht", hieß es nun.