Die digitale Sicherheit liefert im Zeitalter detaillierter Kauf- und Profildaten genügend Zündstoff. Doch beim Schutz der eigenen Daten liegen bei vielen Konsumenten Anspruch und Wirklichkeit noch weit auseinander, zeigt das aktuelle Consumer Barometer der KPMG.
Die Konsumenten sind beim Thema digitale Sicherheit zwiegespalten. Der Datenschutz im Netz ist für 84 Prozent der Deutschen zwar „sehr wichtig“, so ein Ergebnis des aktuellen „Consumer Barometer“ des Kölner Instituts für Handelsforschung (IfH) und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Gleichzeitig geben aber sechs von zehn Konsumenten an, dass dies für sie ein fester Bestandteil der modernen Kommunikation ist.
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Sensibel bei Zahlungssystemen
Und so sind Konsumenten durchaus bereit, persönliche Daten preiszugeben. Besonders beliebt sind dabei Tools, die Bewegungs- oder Gesundheitsdaten aufzeichnen: Sechs von zehn Befragten nutzen diese bereits oder können sich dies künftig vorstellen. Noch häufiger stellen Konsumenten ihre Daten zur Verfügung, um mit Kundenkarten Treuepunkte zu sammeln (87 Prozent) oder um an Gewinnspielen teilzunehmen (81 Prozent). Drei von vier Internetnutzern achten beim Einkauf im Netz zudem darauf, dass sie Onlineshops über eine sichere Verbindung besuchen.
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Lokale Händler stehen nicht hoch im Kurs
Erschwert wird der Onlinezugang zu Gewinnspielen oder Werbung für Kundenbindungsprogramme jedoch, weil 65 Prozent der Befragten Werbeblocker nutzen. Zudem stehen Services und Angebote lokaler Händler nicht besonders hoch im Kurs: Knapp zwei Drittel geben an, dass sie diese Angebote nicht kennen oder dass sie sich nicht vorstellen können, sie zu nutzen.
Sprachsteuerung wird als Service bisher wenig genutzt (15 Prozent), erfreut sich aber wachsender Beliebtheit bei den Verbrauchern: Knapp vier von zehn Befragte (38 Prozent) zeigen sich hierfür künftig offen.
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Konsumenten sorgen sich in Sozialen Netzwerken um ihre Daten
Gut 60 Prozent der Befragten sorgen sich um ihre Daten im Internet, wobei bisher nur etwa ein Fünftel der Befragten (23 Prozent) selbst Opfer von Datenmissbrauch wurde. Sieben von zehn Befragten sind um die Sicherheit ihrer Daten in sozialen Netzwerken besorgt, unabhängig davon, über welches Endgerät sie darauf zugreifen. So wird das Smartphone lediglich von 56 Prozent der Konsumenten als gefährlicher in Bezug auf Spionage persönlicher Daten eingestuft als PCs oder Laptops.
Drei Viertel der Befragten treffen verschiedene Vorkehrungen, um nicht einem Hackerangriff zum Opfer zu fallen. Etwa ebenso viele Konsumenten achten beim Einkauf im Netz darauf, dass sie Onlineshops über eine sichere Verbindung besuchen.
Krankenkassen und Banken vertrauenswürdiger als Händler
Im Umgang mit ihren Daten vertrauen knapp neun von zehn Konsumenten vor allem ihren Banken und Krankenkassen. Damit liegen diese Institutionen vor stationären Händlern und Onlinehändlern, die von 78 beziehungsweise 70 Prozent der Befragten in puncto Datensicherheit als
vertrauenswürdig eingestuft werden.
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Händler könnten vertrauenswürdiger werden
Sozialen Medien und Gewinnspielen steht die Mehrheit der Konsumenten hingegen eher misstrauisch gegenüber. „Services, die einen sichtbaren Mehrwert bieten, sind für Konsumenten eine Grundvoraussetzung, damit sie ihre Daten angeben“, sagt Kai Hudetz, Geschäftsführer des IFH Köln.
„Händler müssen den Nutzen daher deutlich kommunizieren. Transparenz ist und bleibt das A und O, um die Vertrauenswürdigkeit in den Augen der Konsumenten zu steigern.“
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