Die VF Corporation ist für die Sport- und Outdoorhändler in Deutschland einer der wichtigsten internationalen Lieferanten - umgekehrt ist der deutsche Markt wichtig für den US-Konzern. Es dürfte jedoch bald spürbare Veränderungen geben.
Die Partner sind VF wichtig, wird das Management nicht müde zu betonen; zugleich verzeichnet der Konzern stetes Wachstum im eigenen Geschäft mit den Endkunden: Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte VF bereits 27 Prozent seines Gesamtumsatzes im direkten Endkundengeschäft, also in den eigenen und an Partner konzessierten Monobrand-Stores, in eigenen Outletstores und Onlineshops. Ende Juni zählte die Gruppe 1.461 Läden, über die Hälfte in den USA . "Wir managen und betreiben diese Stores selbst, davon befinden sich knapp ein Drittel in Europa", erklärt Salzburger die Vertriebsstruktur.
"Primär sind wir eine Marken-Organisation''
Viele Multilabel-Händler sehen dieser Markenmacht gelassener entgegen als früher, als die erste Welle der Ein-Marken-Shops in die Einkaufsstraßen schwappte. "Es ist nicht so einfach, mit Monobrand-Stores erfolgreich zu sein", sagt ein Händler. Diese Meinung teilen nicht alle – mancher fürchtet eine Expansion der Label-Läden auf Kosten ihres Angebots.
Allein im zweiten Quartal fast doppelt so viel Onlineumsatz wie 2015
Diese Nachricht sollte Händler jedoch nicht zu früh freuen: Der Konzern baut das Onlinegeschäft massiv aus. Waren es 2015 noch 16 Prozent des eigenen Endkundengeschäfts, die über die Internet-Plattformen der Gruppe liefen, meldete das Unternehmen allein für das zweite Quartal 2016 bereits rund 30 Prozent. „Das Onlinegeschäft wächst sehr schnell“, sagt der Manager. VF reagiert und will den Kunden in Europa und Asien länderspezifische Webseiten anbieten, beispielsweise mit angepassten Bezahlfunktionen. Das dürfte Partner wie Zalando interessieren, mit denen "die Zusammenarbeit hervorragend läuft", wie Salzburger betont."Der Kunde ändert sein Einkaufsverhalten", zieht der Manager Fazit. "Entweder wir machen mit oder wir leiden darunter." VF bevorzuge es, Teil des Wandels zu sein. Und der ergreift längst den stationären Handel: "In den 90ern hingen in einem Laden 20 Jacken von fünf Marken dicht gedrängt auf den Kleiderstangen, alle in derselben Farbe. Das will der Kunde nicht mehr." Der Händler müsse die Wahl treffen, mit welchen Lieferanten er zusammenarbeitete und die gewählten Marken gut präsentieren; im Outdoorbereich zum Beispiel komplementäre statt Konkurrenzprodukte wählen.

In einigen Geschäften nutzt das Personal Tablets, um direkt in den Warenlagern rund um den Globus ein vom Kunden gewünschtes Produkt bestellen zu können. "Das kann der Kunde im Laden bezahlen, dort abholen oder nach Hause liefern lassen." Noch befinde sich das sogenannte "Endless-Aisle"-Projekt in der ersten Phase, deshalb stehe es Partnerhändlern noch nicht zur Verfügung. Aber für die Zukunft wird es nicht ausgeschlossen.
Umsatz entscheidet über Zusammenarbeit
Der US-Konzern will seine Geschäfts- und Handelspartner mitnehmen auf den Weg in die neue Shoppingwelt. VF bietet Hilfe bei der Warenpräsentation, beispielsweise mit gemeinsamen Aktionen im Marketing, Promotions, Merchandising oder Branding.Das gilt jedoch nicht für jeden Händler. "Wir würden gerne allen helfen, doch das können wir nicht abdecken", sagt Salzburger. VF analysiert, welche Produkte und Händler wie stark am Umsatz beteiligt sind. "Das Marktumfeld wird härter. Wir werden weniger Händler haben, mit denen wir arbeiten, aber zu diesen haben wir dafür eine sehr enge Beziehung." Wer seine Ware ansprechend anbietet und mit maximaler Marge verkaufen kann, dürfte im Boot bleiben. Wer den alten Weg, wie ihn Salzburger beschreibt, weiter geht, hat wenig Chancen. Diese Händler dürften ausgemustert werden.