Ein Rewe-Händler hat für seine Mitarbeiter ein Wohlfühl-Programm entwickelt. Mit Erfolg: Der Krankenstand ist extrem niedrig.
Dietmar Tönnies, der Inhaber, erinnert sich daran, dass seine Belegschaft dem neuen Gesundheitsangebot ihres Chefs anfangs noch etwas skeptisch gegenüber stand. Doch mit der Zeit setzte sich die Erkenntnis durch, dass die Entspannungsmomente auf dem mobilen Massagestuhl dem Körper gut tun. „Die Nachfrage ist enorm", sagt Masseurin Marion Gellert. „Aber mehr als sechs Personen am Tag schaffe ich leider nicht."
Bandscheibenvorfall als Auslöser
Tönnies gilt als fortschrittlicher Unternehmer, dessen Gesundheitskonzept in Nordrhein-Westfalen immer wieder auf Interesse stößt - letztens auf einer Fachtagung des Landes-Arbeitsministeriums. „Mit älter werdenden Belegschaften erfolgreich im Wettbewerb" lautete das Thema dieser Veranstaltung. Es waren wohl eigene, schmerzhafte Erfahrungen mit Bandscheibenvorfällen, die den Händler und seine Frau Franzis sensibel für die Belange des eigenen Körpers werden ließen.
Und diese Sensibilität galt bald auch seiner Belegschaft: Vor drei Jahren bat Tönnies alle 70 Mitarbeiter zu einem Gesundheitscheck. Danach erarbeitete er ein „Sechseck der Gesundheit" mit den Zielen Stressreduzierung und Steigerung der körperlichen Fitness. Im Geschäft wurden Tageslichtlampen installiert, die Lagermitarbeiterin Marianne Wagner bekam einen Hubwagen und es gab für die gesamte Belegschaft ein Rückentraining, um beispielsweise schwere Lasten schadenfrei zu heben.
Walking-Kurse geplant
Der Rewe-Markt Tönnies bietet auch Kurse an, um sich das Rauchen abzugewöhnen - ein Teil der Mitarbeiter habe schon erfolgreich teilgenommen, lobt der Chef. Und in der „Kochlehrstatt" unterrichtet Küchenchef Thomas Döpel zum Thema gesunde Ernährung. Die Tönnies arbeiten aber weiter an Ergänzungen ihres Gesundheitsprogramms. So hat Franzi Tönnies, ausgebildete Gesundheitsmanagerin, dieser Tage einen Trainerschein in Nordic Walking erlangt und will nun ihr neues Wissen an ihre Mitarbeiter weiter geben. „In diesem Jahr werden wir Kurse anbieten, um das Herz-Kreislauf-System der Kollegen zu trainieren", sagt sie.
Arbeit, die nicht krank macht
Das Investment des bergischen Händlers zahlt sich aus: „Wir haben heute einen Krankenstand von unter einem Prozent", sagte Dietmar Tönnies dem Kölner Stadtanzeiger. Auch der Altersmix im Geschäft ist ausgewogen. Im Durchschnitt ist das Tönnies-Personal 35 Jahre alt, jeder fünfte Mitarbeiter ist über 50 Jahre alt.
So ein Engagement ist im Wortsinne ausgezeichnet: Denn für sein Gesundheitsprogramm wurde Dietmar Tönnies unlängst von der EU-Kommission und dem Bundesverband der Betriebskrankenkassen im Rahmen der Kampagne „Move Europe" für herausragendes Engagement im betrieblichen Gesundheitswesen prämiert.