Weltweit brechen die Umsätze mit Videospielen ein. Nur in Deutschland nicht: Kurz vor der Messe Gamescom freut sich die Branche wieder mal über ein Plus.

Kommende Woche eröffnet die "Gamescom" in Köln ihre Pforten, und viele spielen im Sommerloch jetzt schon verrückt. Warum auch nicht: Deutschland trotzt dem internationalen Trend, denn der Markt für interaktive Unterhaltungssoftware wächst hierzulande auch im ersten Halbjahr 2009.

Der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V. (BIU) hat soeben die Marktzahlen für das erste Halbjahr 2009 veröffentlicht. Während in der ersten Jahreshälfte die internationalen Märkte teilweise zweistellige Umsatzeinbußen verzeichneten, trotzt der deutsche Markt den aktuellen internationalen Entwicklungen. So wuchs der Umsatz mit Computer- und Videospielen in den ersten sechs Monaten des Jahres um 1 Prozent auf 649 Millionen Euro; im Vorjahreszeitraum waren es 645 Millionen Euro.

Stationäre Konsolen legen zu

Über alle Spieleplattformen hinweg wurden in diesem Zeitraum 24,8 Millionen  Datenträger verkauft, was einem Plus von 2 Prozent entspricht. Den stärksten Zuwachs konnten dabei die stationären Videospielkonsolen verbuchen: Für Nintendo Wii, PlayStation 3 und Microsoft Xbox 360 wurden insgesamt 8,4 Millionen Spiele - ein Plus von 19 Prozent - verkauft. Der Umsatz von 322 Millionen Euro legt damit gegenüber dem ersten Halbjahr 2008 um 12 Prozent zu.

Erstaunlich robust und entgegen dem Trend der vergangenen Jahre behauptet sich in Deutschland auch das PC-Spielesegment. Zwar wurden hier mit 11,3 Millionen  Einheiten insgesamt 1 Prozent weniger Spiele verkauft als im Vergleichszeitraum des Vorjahres – der Umsatz wuchs jedoch um 3 Prozent auf 191 Millionen Euro.  Verlierer des ersten Halbjahres sind die mobilen Videospielkonsolen: 5,1 Millionen  verkaufte Spiele bedeuten ein Minus von 13 Prozent, der Umsatz brach um 21 Prozent auf 136 Millionen Euro ein.

Marktentwicklung weiter gut

"Die deutsche Marktentwicklung ist weiterhin positiv", freut sich BIU-Geschäftsführer Olaf Wolters bei dem Pressegespräch in Köln. "Wir profitieren hierzulande vom Nachbedarf bei stationären Videospielkonsolen und dem traditionell starken deutschen PC-Spielemarkt. Angesichts dieses Erfolgs erwarten wir eine weitere Verbesserung der Marktsituation durch unsere Branchenmesse Gamescom."

Für das zweite Halbjahr 2009 rechnet der BIU deshalb mit einem guten Wachstumspotential: "Zum Ende des Jahres werden wir ein Plus zwischen 3 und 5 Prozent sehen", prognostiziert Wolters.

2,7 Milliarden Euro 2009

Mit Computerspielen werden im Jahr 2009 Rekordumsätze erzielt, prognostiziert auch der Branchenverband BITKOM. Auf dem hohen Niveau von 2008 könne derzeit erneut leicht zugelegt werden, um einen Prozentpunkt. Gut 2,7 Milliarden Euro wird die Branche in diesem Jahr mit Konsolen sowie Spielprogrammen für Konsolen und PCs umsetzen. 2008 war der Umsatz um 17 Prozent gestiegen, 2007 gar um 29 Prozent.

„Der Computerspiele-Markt wächst trotz des wirtschaftlich schwierigen Umfelds weiter“, sagt Achim Berg, Vizepräsident des BITKOM. Die leichte Steigerung beruht auf neu hinzugewonnenen Kundengruppen. „Interaktive Unterhaltung ist schon lange kein Jugendphänomen mehr. Vor allem mit innovativen Spielkonzepten wie Fitness-Spielen konnten in den vergangenen Monaten neue Kunden gewonnen werden. Immer mehr Frauen und ältere Menschen nutzen die digitale Unterhaltung – auch zu Trainingszwecken.“

Vernetztes Spielen unterwegs

Neuerungen auf der Hardware-Seite kommen seiner Meinung nach 2009 besonders von den Spielkonsolen für unterwegs, so genannten Handhelds. Die neuen Modelle haben einen Internetanschluss und ermöglichen so das vernetzte Spielen von unterwegs.

Und auch bei den klassischen Spielkonsolen zeichneten sich die nächsten Innovationssprünge ab. Neue Bedientechnologien werden in Zukunft zusätzliches Wachstum bringen. Berg: „Kameras, Mikrofone und Sensoren erkennen die Bewegungen und Kommandos der Spieler. Damit werden ganz neue Spielarten möglich.“

Die Gamescom in Köln

Nach sieben Jahren in Leipzig ist die Videospielmesse nun nach Köln umgezogen: Zur Premiere der größten Messe für interaktive Unterhaltung und Spiele, der Gamescom in Köln, erwarten der Veranstalter Koelnmesse und der ideelle Träger BIU vom 19.-23. August mehr als 420 Aussteller aus 30 Ländern.

Mit einer Auslandsbeteiligung von 45 Prozent ist die Gamescom auf Anhieb der internationale Treffpunkt der Branche, ist Oliver P. Kuhrt, Geschäftsführer der Kölnmesse, überzeugt. Auf insgesamt 120.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche versammelt sich die Community der Branche von Entwicklern über Publisher und Handelspartner bis hin zur großen Gruppe der Gamer in den Hallen 4 bis 9 der Koelnmesse.