Optimale Voraussetzungen für klingelnde Kassen: Das Verbrauchervertrauen in Deutschland ist so hoch wie lange nicht mehr. Sparen war gestern, Geld wird lieber ausgegeben.

Die deutschen Verbraucher blicken sehr zuversichtlich auf die kommenden zwölf Monate. Im dritten Quartal stieg das Verbrauchervertrauen um drei Indexpunkte auf 100, seit Beginn der Messung vor zehn Jahren der höchste Stand. Das ist das Ergebnis des aktuellen Verbrauchervertrauensindex von Nielsen. Das Unternehmen untersucht Medien- und Konsumverhalten von Verbrauchern.

Im europäischen Vergleich liegen die Deutschen damit auf Platz drei und 19 Punkte über dem europäischen Durchschnitt (81 Punkte). Nur die Dänen (109 Punkte) und die Briten (103 Punkte) sind noch zuversichtlicher. Der Verbrauchervertrauensindex bildet die Job-Aussichten, die persönliche finanzielle Situation und die Bereitschaft der Deutschen ab, Geld auszugeben – immer mit Blick auf die kommenden zwölf Monate und im europäischen Vergleich. Weltweit untersucht Nielsen seit 2005 das Verbrauchervertrauen in 61 Ländern.

Rosige Job-Aussichten

"Der solide Aufschwung der deutschen Wirtschaft drückt sich im gestiegenen Verbrauchervertrauen hierzulande aus", sagt Ingo Schier, Vorsitzender der Geschäftsführung von Nielsen Deutschland. "Zudem sorgt die gute Lage am Arbeitsmarkt dafür, dass die Deutschen positiv in die Zukunft blicken."
Auch hier liegen die Deutschen über dem europäischen Durchschnitt.  Fast zwei Drittel, rund 60 Prozent, schätzen diese im dritten Quartal als gut oder sehr gut ein – 28 Prozent mehr als im europäischen Durchschnitt.

Persönliche Finanzlage: Gut

Die Konsumfreude der Deutschen wird auch dadurch gefördert, dass sie ihre persönliche finanzielle Situation sehr positiv einschätzen. "Die gute Stimmung hält auch hier bereits seit zwei Jahren an. Im dritten Quartal 2015 beurteilen deutsche Verbraucher ihre finanzielle Lage besser als in den Vergleichsquartalen 2013 und 2014", erläutert Ingo Schier.

Gute Aussichten fürs Weihnachtsgeschäft

Im Zwei-Jahres-Vergleich hat sich die Prozentzahl der Deutschen, die ihre Finanzen gut bis sehr gut einschätzen, um sechs Punkte gesteigert und liegt aktuell bei 54 Prozent. "Das ist unter anderem auf den geringen Anstieg des Preisniveaus zurückzuführen. Bleibt dieses bei anhaltend guter Konsumstimmung bestehen, können wir davon ausgehen, dass die Deutschen in den nächsten zwölf Monaten mehr Geld ausgeben werden. Das hätte einen positiven Effekt auf die Binnennachfrage", sagt Ingo Schier. Im europäischen Durchschnitt beurteilen 42 Prozent der Befragten ihre finanzielle Lage als gut bis sehr gut.

Den Einzelhandel wird besonders dieses Ergebnis freuen: Anstatt ihr Geld auf die hohe Kante zu legen, geben die Deutschen es lieber aus. Verbraucher, die nach der Deckung ihrer Lebenshaltungskosten Geld übrig haben, kaufen sich an erster Stelle Kleidung (50 Prozent) oder machen Urlaub (38 Prozent). Die Bereitschaft zum Sparen liegt bei deutschen Verbrauchern im dritten Quartal mit 28 Prozent erst an dritter Stelle.

"Der Verbrauchervertrauensindex zeigt, dass sich die Deutschen gerne etwas gönnen", sagt Ingo Schier. Im dritten Quartal 2015 ist fast die Hälfte der Deutschen der Ansicht, dass aktuell eine gute oder sogar sehr gute Zeit zum Geldausgeben ist. Ingo Schier: „Bei gleichbleibender Entwicklung gehen wir davon aus, dass sich diese Einstellung auch im diesjährigen Weihnachtsgeschäft widerspiegeln wird“. Damit unterscheiden sich die Deutschen stark von den Durchschnittseuropäern, bei denen Sparen mit 37 Prozent an erster Stelle steht. Dieser Unterschied ist konsistent in allen Quartalen der letzten zwei Jahre erkennbar.

Wenn es finanziell eng wird: Keine Marken, weniger Essen bestellen

Wenn die Deutschen doch sparen, trifft dies zuerst die Wahl der Marken beim Einkaufen: 68 Prozent wechseln zu günstigeren Marken. Als Sparmaßnahme Nummer zwei geben sie an, seltener Essen beim Lieferservice oder zum Mitnehmen zu bestellen (59 Prozent) und weniger neue Kleidung zu kaufen (Platz 3; 52%).

Für den Report zum Verbrauchervertrauen der Konsumenten und ihrer Einkaufsgewohnheiten befragt Nielsen mehr als 30.000 regelmäßige Internetnutzer in 61 Ländern der Regionen Asien-Pazifik, Europa, Lateinamerika, Mittlerer Osten, Afrika und Nordamerika.