Buy Local wirbt für den Einkauf beim inhabergeführten Händler vor Ort. Bisher wurde die Initiative von Idealismus getragen, jetzt soll sie professioneller werden.
Als der Ravensburger Buchhändler Riethmüller 2012 befürchtete, dass sich ein großer Buchhandelsfilialist in seiner direkten Nachbarschaft ansiedelt, sah sich der Unternehmer herausgefordert. Seine Antwort: ein deutsches Buy Local. Zwar ließ der große Konkurrent seine Pläne in Ravensburg fallen. Riethmüller setzte seine Initiative dennoch um.
Mitte 2013 ging es los, heute sind dem Verbund rund 400 Händler in ganz Deutschland angeschlossen. "Damit bin ich noch nicht zufrieden", klagt der Ravensburger Buchhändler, der nach dem ersten Jahr feststellt, dass Buy Local aufgewertet werden muss. Inhaltlich und strukturell.
Werbung bei Konsumenten, am Ort einzukaufen
Bisher zahlt ein Händler bescheidene 120 Euro Mitgliedsbeitrag im Jahr. Dafür bekommt er einen Satz mit Werbematerialien, darunter der typische Eichhörnchen-Aufkleber fürs Schaufenster als Erkennungszeichen. Zudem wird er auf der Website des Netzwerkes platziert und soll davon profitieren, dass die Initiative bei Endkunden dafür wirbt, vor Ort einzukaufen. Ein Argument: Der lokale Unternehmer zahlt seine Steuern vor Ort - im Gegensatz zu Onlinehändlern.Buy Local ist ein Verein, Riethmüller dessen Vorsitzender. Ilona Schönle fungiert als Geschäftsführerin. Die Inhaberin einer Textagentur aus Gailingen am Bodensee ist das Gesicht von Buy Local, sie reist durch das Land und versucht die Händler zu begeistern - wie auch auf dem Peak-Symposium 2014 in Berlin. Ihre Feststellung: "Wir bekommen viel Anerkennung." Aber: "Mitmachen wollen nur wenige." Bisher wirkt die Initiative mehr als "Graswurzelbewegung", wie es Schönle formuliert.
Partner Mittestandsverbund ZGV
Der Mittelstandsverbund - ZGV ist Partner und will für Buy Local eine Werbekampagne starten. Doch das scheint nicht genug. "Wir müssen professioneller werden", sagt Schönle. Der Auftritt von Buy Local soll markanter, das Angebot für Händler umfangreicher werden. So könnten Mitglieder von Experten Beratungsleistungen etwa für Marketing, Ladenbau oder ortsspezifische Sortimentsausrichtung beziehen.Freilich würden die Mehrleistungen auch höhere Mitgliedsbeiträge erfordern, aber etwa für die Fotohändlerin Katja Deublein aus dem fränkischen Roth wäre das kein Problem. Selbst 250 Euro im Jahr könne sie sich leisten, sagt sie. Am Ort hat Deublein noch vier Buy-Local-Mitstreiter, gemeinsam gelingt es den Händlern, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Die Rother Werbegemeinschaft löste sich 2012 auf, Buy Local ist jetzt der kleine Ersatz.
Weder Moralkampagne, noch internetfeindlich
Maßgeblich mitfinanziert wird die Initiative von Sponsoren, und ohne den finanziellen Einsatz von Riethmüller würde sich wohl auch weniger drehen. Es wundert nicht, wenn er sagt, dass Buy Local stark vom Idealismus lebt. Für den Start hat das noch gereicht, aber nun muss alles auf eine andere Ebene gehoben werden.
Das Eichhörnchen gibt's nur für die Kleinen
Mag Riethmüller um mehr Teilnehmer werben - die überregionalen Filialisten sind ausgeschlossen. Es geht ihm um inhabergeführte, ortsansässige Händler, nicht um den Filialleiter einer Handelskette. Daher findet auch pikanterweise die Osiandersche Buchhandlung keine Aufnahme bei Buy Local. Dieses Unternehmen wird von der Familie Riethmüller geführt, zu der auch Buy-Local-Initiator Michael gehört. Osiander betreibt mittlerweile 29 Filialen in 24 süddeutschen Städten, "und das ist für uns zu groß", sagt Michael Riethmüller. Das Eichhörnchen gibt es nur für die Kleinen.Steffen Gerth
Der Artikel ist in der aktuellen Ausgabe von Der Handel erschienen. Zum kostenfreien Probeexemplar geht es hier. Lesen Sie Der Handel auch auf dem iPad.