Über die bevorstehende Regulierung der Gebühren für Kartenzahlungen sprach derhandel.de mit Panagiotis Karasavvoglou, Deutschland-Chef von SIX Payment Services.

Foto: B+S Card Service
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Die EU-Kommission wird am kommenden Mittwoch einen Vorschlag für die Regulierung der Kredit- und Debitkarten-Gebühren in Europa veröffentlichen. Von welcher Regelung gehen Sie aus?

Der Einigungsvorschlag, den die EU-Kommission von Visa Europe im Mai dieses Jahres entgegengenommen hat, weist sicherlich die Richtung, in die auch der Regulierungsentwurf der Wettbewerbskommission gehen wird. Wir rechnen daher mittelfristig mit einer Absenkung der Interchange-Gebühren bei Mastercard und Visa für grenzüberschreitende Zahlungen auf 0,3 Prozent vom Umsatz bei Kreditkarten und 0,2 Prozent bei Debitkarten innerhalb Europas. Davon geht nach meiner Einschätzung auch die Mehrheit des Marktes aus - Banken, Acquirer, Dienstleister, Händler und andere Kartenakzeptanten.

Hat die Regulierung nur für grenzüberschreitende Kartenzahlungen Auswirkungen oder werden die Gebühren auch für Transaktionen innerhalb eines EU-Landes sinken?
Die EU-Kommission macht sich für eine Änderung des sogenannten "crossborder Acquirings" stark - auch dies kommt durch den Vorschlag von Visa deutlich zum Ausdruck. Banken und Acquirer sollen ihre heimischen Konditionen künftig auch Kunden in anderen EU-Mitgliedsstaaten anbieten können, das verboten die Regularien von Mastercard und Visa bislang. Jedes Land hatte seine eigenen, nationalen Interchange-Entgelte. Nach Meinung von vielen Marktkennern wird ein grenzüberschreitendes Acquiring dazu führen, dass sich die Kreditkarten- und Debitkartengebühren innerhalb Europas rasch auf ein einheitliches Niveau einpendeln. Ansonsten käme es zu Marktverschiebungen, die für keinen der Beteiligten im Zahlungsverkehr wünschenswert sind.

Wird sich die Absenkung der Interchange-Sätze auch für Handelsunternehmen bemerkbar machen?
Ja, die Kartengebühren für Händler werden tendenziell sinken. Für Acquirer sind die Interchange-Gebühren nur ein Durchlaufposten, der direkt an die kartenausgebenden Banken weitergeleitet wird. Wenn die Interbanken-Entgelte sinken, wird der Wettbewerb unter den Zahlungsdienstleistern dafür sorgen, dass die Reduzierung an die Kunden weitergereicht wird. Wir erhalten heute schon viele Anrufe von Händlern, die wissen wollen, wann denn die Gebühren sinken.

Foto: Six Payments Service
Foto: Six Payments Service
Und was antworten Sie darauf? Es gibt offenbar unterschiedliche Erwartungen im Markt, mal ist von "Anfang 2014", mal von "Anfang 2015" die Rede.
Wir gehen derzeit davon aus, dass die Absenkung der Interchange-Gebühren frühestens im Jahr 2015 für die Kunden spürbar wird. Unserer Auffassung nach ist die Herabsenkung der Kartengebühren eine positive Entwicklung für den gesamten Markt, da der bargeldlose Zahlungsverkehr damit für Händler und Verbraucher noch attraktiver wird. Der Anteil der Kartenzahlungen im Einzelhandel wird durch diese Entwicklung sicherlich steigen.

Die Herausgeber von Kredit- und Debitkarten bewerten den Eingriff der Wettbewerbskommission freilich kritischer
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... die Banken werden die Geschäftsmodelle hinter ihrer Kartenstrategie prüfen und gegebenenfalls neu justieren müssen. Auch dies kann zu neuen, kreativen Lösungen und Ansätzen führen, von denen der Markt profitieren wird.

Interview: Hanno Bender

Zum Unternehmen:
Die SIX Payment Services ist ein Dienstleister für bargeldlosen Zahlungsverkehr und Marktführer bei der Abwicklung von Kreditkarten in der Schweiz. In Deutschland ist das Unternehmen seit 5 Jahren mit einer Niederlassung vertreten. SIX verfügt in Luxemburg über eine sogenannte PSD-Lizenz (Payment Services Directive) und kann daher Händlern, Hoteliers, Gastronomen und Dienstleistern Akzeptanzverträge für Kreditkarten (Acquiring) in der gesamten EU anbieten. In Luxemburg gelten im Vergleich zu Deutschland besonders günstige Interchange-Sätze für Kreditkartenzahlungen. Zu den Kunden der SIX Payment Services gehört beispielsweise die Schuhhandelskette Deichmann, die sämtliche Kreditkartenzahlungen im In- und Ausland über den Schweizer Dienstleister abwickelt.

Einen Bericht der Financial Times (FT) zur Interchange-Regulierung vom Mittwoch dieser Woche, der von verschiedenen europäischen Internet-Nachrichtenseiten aufgegriffen wurde, wies ein mit der Sache befasster Vertreter der Wettbewerbskommission gegenüber derhandel.de als fehlerhaft zurück. Vor dem 24. Juli gebe es jedoch keine konkreten Auskünfte zum Kommissionsentwurf. Laut FT sollen die MIF-Sätze auch für Kreditkarten auf 0,2 Prozent abgesenkt werden. Darüber hinaus soll die Regelierung auf zunächst zwei Jahre begrenzt werden.