Bis zum offiziellen Start des Sommerschlussverkaufs vergeht zwar noch mehr als ein Monat. Doch die Händler reduzieren schon jetzt die Preise. Das gilt nicht nur für Textilien.
Vor allem bei Sommerkleidung, Badesachen und Reisekoffern wurde der Rotstift angesetzt - zum Teil wird mit Nachlässen bis zu 50 Prozent gelockt. Rabatte gibt es auch bei Bettwäsche, Matratzen, Handtüchern und Gartenartikeln. "Die Händler reagieren auf den bislang eher verregneten Sommer und versuchen den Verkauf mit ersten Reduzierungen anzukurbeln", bestätigt Hubertus Pellengahr vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE).
Aus für Rabatte?
Rabatte würden es derzeit aber nur auf einzelne Artikel und nicht die ganze Sortimentsbreite gewährt. Pellengahr spricht von einem Phänomen, das immer wieder zu beobachten ist: "Einen Sale im Juni hatten wir auch schon in früheren verregneten Jahren."In der Studie "Europäische Einzelhändler und die Kreditkrise" des Centre for Retail Research aus Nottingham, die im Auftrag der Kreditkartenorganisation Visa Europe durchgeführt wurde, wird aber festgestellt, dass die klassischen Rabattaktionen ausgedient haben.
Saisonale Schlussverkäufe stehen nach den Ergebnissen der Befragung von 350 große und mittelständische Einzelhändler in Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien vor dem Aus. Die Händler müssen sich von jahrelang erprobten Rabatt-Strategien verabschieden.
Textilhandel hat Nachholbedarf
"Die erste Reduzierungsphase hat begonnen", teilt auch der Bundesverband des deutschen Textileinzelhandels mit. Richtig "ausgekehrt" werde aber erst zum Sommerschlussverkauf (SSV), der am 27. Juli startet.Die meisten Preisnachlässe bewegten sich bei 20 bis 30 Prozent. "Das Wetter und die Wirtschaftskrise sind spürbar", sagt Verbandssprecher Axel Augustin. Im ersten Halbjahr lägen die Umsatzzahlen der Textilhändler im Schnitt knapp im Minus.
"Sparen mit Stil"
Dennoch gibt sich die Branche zuversichtlich. Viele Unternehmen hätten besonnener Ware eingekauft, daher seien die Lager jetzt nicht übervoll. Hilfreich sei die Situation auf dem Arbeitsmarkt: "Solange die Leute noch Arbeit haben, kaufen sie auch Kleidung", glaubt Augustin.Mit "Sparen mit Stil" wirbt der Warenhausbetreiber Kaufhof in seinen aktuellen Prospekten - und hat die Preise bis zu 50 Prozent reduziert. Nachlässe gibt es nicht nur auf Sommerkleider, T-Shirts und Shorts. Auch die Preise für Töpfe, Kaffeemaschinen, Koffer, Geschirr, Schuhe und Unterwäsche sind herabgesetzt. Mit Schnäppchen und "Preishammer" locken auch die insolventen Karstadt-Warenhäuser.
Reduzierte Preise für Technik
So werden Waschmaschinen für 444 statt 589 Euro oder Digitalkameras für 288 statt 349 Euro angeboten. "Das machen wir genau so wie unsere Wettbewerber auch. Wir wollen damit die ersten Ferienreisenden mit Schnäppchen bedienen", sagt Karstadtsprecher Michael Scheibe.Die schwedische Modekette H&M lockt in ihren 339 deutschen Filialen mit "tollen Preisen" auf Bikinis, Tops und andere Sommerkleidung. "Es lohnt sich, jetzt zu kaufen", wirbt Unternehmenssprecher Hendrik Alpen. Erst gestern hatte der schwedische Händler gute Halbjahreszahlen präsentiert.
C&A reagiert auf den Ferienstart
Auch die Textilkette C&A wirbt in seinen rund 450 Häusern mit stark reduziertem Angebot. "Wir haben in allen Bereichen, wo es Sommerkleidung gibt, kräftig herabgesetzt und reagieren damit auf den Ferienstart in einigen Bundesländern", sagt Unternehmenssprecher Thorsten Rolfes. Die Preisnachlässe bewegten sich im üblichen Rahmen und Zeitpunkt. Für den weiteren Geschäftsverlauf werde aber noch auf warmes Sommerwetter gehofft.Die Wirtschaftskrise hat den Verbrauchern die Kauflaune offenbar noch nicht verdorben. Nach den jüngsten Erhebungen des Marktforschungsinstituts GfK ist die Anschaffungsneigung stabil. In diesem Monat ist sie sogar noch weiter gestiegen und liegt um satte 38 Zähler über dem Wert vom Juni 2008.
"Die Stimmung ist angesichts des Umfelds erstaunlich gut", beobachtet HDE-Sprecher Pellengahr. "Es herrscht zwar kein Kaufrausch, aber wir befinden uns auch nicht in der Schockstarre." Die weitere Entwicklung hänge aber sehr von der künftigen Situation auf dem Arbeitsmarkt ab.