Schwacher Weihnachtsendspurt, wenig Schwung im neuen Jahr: Die Einzelhandelsbranche durchlebt freudlose Zeiten. Für 2013 wird gar preisbereinigt ein Umsatzminus erwartet.
Der Einzelhandel im engeren Sinne erzielte nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes 2012 ein Umsatzplus von 1,5 Prozent. Das entsprach genau der Prognose vom Jahresanfang. Nimmt man auch Tankstellen, Apotheken und den Brennstoffhandel hinzu, ergab sich ein Zuwachs um 1,9 Prozent, teilten die Statistiker in Wiesbaden mit.
Schwaches Weihnachtsgeschäft
Demnach konnte der Einzelhandel 2012 zwar das dritte Jahr in Folge zulegen. Die Dynamik aus den Vorjahren mit Umsatzzuwächsen von 2,7 Prozent (2011) und 2,6 Prozent ging aber verloren. Preisbereinigt (real) sanken die Umsätze 2012 sogar erstmals seit 2009 wieder leicht - um 0,3 Prozent. Das Umsatzvolumen lag laut HDE bei 428 Milliarden Euro. Das seien 16,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.Das Weihnachtsgeschäft erfüllte nicht die Erwartungen der Unternehmen. Es sei "spät gestartet und nicht in Schwung gekommen", sagte Genth. Die Umsätze im November und Dezember - bei zwei Verkaufstagen weniger als 2011 - lagen bei 78,8 Milliarden Euro, das waren 0,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Auch der Auftakt im neuen Jahr sei "recht verhalten" verlaufen. Die Unternehmen rechneten danach jedoch mit einer Besserung.
Konsumgüter werden weniger gekauft
Angesichts sinkender Arbeitslosigkeit und steigender Einkommen werde der private Konsum 2013 wie schon im vorigen Jahr moderat wachsen, sagte Genth. Der Einzelhandel koppele sich aber davon seit einigen Jahren etwas ab. Gesundheit, Altersvorsorge, Wohnen und Telekommunikation spiele bei den Menschen eine größere Rolle. Die Nachfrage nach Konsumgütern verliere relativ an Bedeutung. Der Anteil des Einzelhandels am privaten Konsum liege bei 28 Prozent.Kräftig aufwärts geht es weiterhin mit dem Handel übers Internet.
Dessen Umsatz lag 2012 bei 29,5 Milliarden Euro, das entsprach einem Anteil von 6,9 Prozent. Für dieses Jahr rechnet der HDE mit einem Wachstum von 12 Prozent auf 33,1 Milliarden Euro. Besonders schlecht liefen die Geschäfte hingegen in Kaufhäusern mit 0,5 Prozent Umsatzminus.
Als besondere Belastung sieht der HDE die stark gestiegenen Energiekosten. Dies habe den privaten Haushalten in erheblichem Maß Kaufkraft entzogen. Die Umlage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) treffe aber auch die Unternehmen hart. So erhöhten sich in diesem Jahr die EEG-Kosten für einen durchschnittlichen Supermarkt von 17.000 auf 28.000 Euro. Genth begrüßte deshalb den Vorschlag von Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU), die EEG-Umlage einzufrieren.
Verdi kritsiert Beschäftigtenstatistik
"Die Rückkehr des Verbrauchervertrauens hat die Realwirtschaft noch nicht erreicht", sagte Christian Schulz von der Berenberg Bank. "Trotz niedriger Arbeitslosigkeit und steigender Löhne hielten die deutschen Verbraucher ihre Geldbörsen geschlossen - sogar an Weihnachten."Im Einzelhandel arbeiten derzeit knapp 3 Millionen Menschen. Mehr als 900.000 davon sind laut HDE geringfügig Beschäftigte. Die Zahl der Minijobber sei aber 2012 um 19 000 gesunken. Zugleich hätten die Firmen 35.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen.
Gegen diese Statistik gibt es aber Kritik von der Gewerkschaft Verdi. "Die vom Handelsverband genannten Zahlen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass in den vergangenen Jahren fast ausschließlich Teilzeitstellen geschaffen wurden - eine Tendenz, die auf lange Sicht das Problem drohender Altersarmut verschärfen wird", sagte Stefanie Nutzenberger, im Verdi-Bundesvorstand zuständig für den Handel auf Anfrage von derhandel.de.
Auch die Tatsache, dass nach wie vor rund 30 Prozent lediglich geringfügig beschäftigt und Werkverträge auf dem Vormarsch seien, sei ein Zeichen für die zunehmende Prekarisierung der Arbeitsbedingungen im Einzelhandel, betonte Nutzenberger.