Junge Unternehmen haben das Potenzial, den Handel langfristig zu verändern: etailment stellt fünf innovative „junge Wilde“ aus dem Magazin "Digital Commerce" vor.
Zehn Jahre ist es her, dass Apple mit dem iPhone das moderne Leben revolutionierte. Plötzlich war das Telefon „to go“ klug und machte den Alltag mobil. Doch viele stationäre Händler hatten damals noch nicht einmal „dieses Internet“ verdaut. Und manche schwanken noch heute zwischen Skepsis und Überforderung.
So sind es in der neuen Welt Selbstverständlichkeiten, die aber in der alten Welt noch nicht überall durchgedrungen zu sein scheinen: Digitalisierung betrifft natürlich auch den stationären Handel, die Grenzen zwischen stationär und online verschwimmen, der Kunde ist nicht mehr nur König, sondern muss vom Händler jeden Tag aufs Neue gehegt und gepflegt werden, und zwar auf allen Kanälen.
Neue Zeiten erfordern auch neue Kooperationen: Daher haben wir die Startup-Expertise von "Berlin Valley" und das Know-how aus dem klassischen Handelsumfeld von "Der Handel" gebündelt.Heraus kam das gemeinsame Heft „Digital Commerce“, das zukunftsorientierte Startups porträtiert, die Expertise und Lösungsansätze liefern, um dem stationären Handel den Weg in die Digitalisierung zu ebnen. Wir stellen an dieser Stelle 5 junge Unternehmen vor, von denen stationäre Händler proftitieren können.
Locafox: Online suchen, offline kaufen
Seit 2013 integriert der Handelsdienstleister stationäre Händler in seinen lokalen Online-Marktplatz Locafox.de und bietet so Konsumenten in mittlerweile 16 deutschen Städten die Möglichkeit, sich online über Produkte aus Geschäften in der Umgebung zu informieren, gewünschte Artikel zu reservieren und sie dann im Laden um die Ecke zu kaufen. Bereits zwei Millionen Produkte aus mehr als 4.000 Geschäften in Deutschland sind auf der Plattform zu finden.

Über das Locafox POS können sich die Händler an Locafox.de und E-Commerce-Plattformen wie Ebay anschließen, einen eigenen Onlineshop aufbauen oder sich auf Onlineplattformen listen lassen. Um die Sichtbarkeit seiner Händler im Netz weiter zu erhöhen, kooperiert Locafox mit shoppingrelevanten Internetportalen wie Testberichte.de. Seit Kurzem können Locafox-Händler zudem das innovative Google-Shopping-Anzeigenformat Local Inventory Ads nutzen und dieses mit dem Click-and-Reserve-Prozess von Locafox verknüpfen.
Gaxsys: E-Commerce mit Händlerintegration
Hinter Gaxsys steht ein eingeschworenes Team aus Software-Spezialisten, Projektverantwortlichen und Querdenkern, das in den den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich an der Lösung gearbeitet hat, die alle am Handel beteiligten Parteien verbindet: die saubere Integration der lokalen Ladengeschäfte in die Bestellabwicklung des Onlinehandels. Die Lösung von Gaxsys ist dabei so einfach wie charmant. Bestellungen, die in einem Webshop eingehen, werden über das Gax-System lokalen Händlern zur Auftragserfüllung angeboten. Über eine Artikelbörse kann jeder angeschlossene Händler die Bestellungen einsehen, die für ihn aufgrund seines Warensortiments relevant sind.Hat er eines der Produkte auf Lager, nimmt er den Auftrag verbindlich an und versendet die Ware an den Kunden. Der Kunde bekommt, wenn vom Händler gewünscht, von all dem nichts mit. Er erhält sein Päckchen, wie gewohnt, mit der Rechnung vom Webshop-Betreiber.

Liefery: Schluss mit Frust beim Paketempfang
Die Technologie- und Serviceplattform für Same Day & Express Delivery bietet innovative Servicekonzepte auf der letzten Meile. Bereits in allen bedeutenden deutschen Metropolregionen beliefert Liefery Kunden seiner Handelspartner im gewünschten Abend-Zeitfenster am Tag der Bestellung oder pünktlich nach Feierabend am nächsten Tag. Händler bieten ihren Kunden so einen Zusatzservice, der sie vom Wettbewerb abhebt und zugleich ihre durchschnittlichen Warenkörbe um bis zu 50 Prozent steigert. Zu den Kunden von Liefery zählen führende Marken und Händler wie Amazon, Zalando, Hellofresh, Notebooksbilliger.de, Casper, Mövenpick, Depot und Sportscheck. Liefery hat sich damit in den Segmenten Food, Fashion und Consumer Electronics erfolgreich als Marktführer für Same Day & Express Delivery etabliert.
Egal ob online oder offline: Sobald ein Auftrag eingeht, ermittelt Liefery auf Basis verschiedener Faktoren wie Fahrzeugtyp, Qualität und Entfernung aller verfügbaren Kuriere den optimalen Fahrer. Zum Einsatz kommen Lastenräder, E-Scooter, PKW, Vans oder Kühlfahrzeuge. Der Transportauftrag wird automatisch per API oder Liefery-Smartphone-App an den Fahrer übermittelt. Die Zustellung erfolgt dabei in der Regel im Zeitfenster zwischen 19 und 22 Uhr. Der Empfänger wird über die voraussichtliche Ankunft seines Pakets innerhalb eines 30-minütigen Zeitfensters informiert und erhält zusätzlich kurz vor Ankunft des Paketboten eine Ankündigung per SMS.
Inventorum: Cockpit für den Einzelhandel der Zukunft
Christoph Brem, Sohn einer Einzelhandelsfamilie aus dem bayerischen Deggendorf, kennt die Herausforderungen, vor denen heute jeder Ladenbesitzer steht: Er sollte vor Ort im Laden sein, er sollte einen Webshop betreiben, auf Amazon verkaufen und sich optimal auf Google positionieren. Die All-In-One-Software von Inventorum hilft kleinen Einzelhändlern, diesen Spagat zu schaffen, indem sie die täglichen Prozesse im Geschäft optimiert und zugleich den Online-Auftritt mühelos einbindet.Brem gründete das Startup zusammen mit Experten aus der IT und dem Einzelhandel. Er lebte 16 Jahre lang in den USA, erlebte dort den Internetboom der 90er-Jahre bei Cisco, HP und AT&T Wireless mit und war maßgeblich am Aufbau von Startups im Silicon Valley beteiligt.

„Der Einzelhandel muss die grundlegenden Prozesse digitalisieren, um flexibel zu sein und auf die immer schneller wachsenden Anforderungen reagieren zu können”, sagt Christoph Brem. Sein System unterstützt dabei, diese Prozesse optimal abzubilden und stetig zu erweitern. Für die Zukunft stehen die Erweiterung von E-Commerce-Lösungen und die Integration nutzerfreundlicher Zusatz-Software von Drittanbietern auf dem Programm.
Fit Analytics: Der Online-Größenberater
„Size matters“ ist ein Ausspruch, dessen Wahrheitsgehalt für die meisten Lebenslagen mittlerweile als widerlegt gelten muss – mit Ausnahme von Kleidungsstücken. Hier kommt es noch immer auf die (richtige) Größe an. Ein bekanntes Szenario: Die Jacke in Größe 40 der einen Marke passt gut, die 40 eines anderen Herstellers ist jedoch viel zu groß.Zu sehr unterscheiden sich Größentabellen, Kleidermaße und Schnittmuster der einzelnen Marken voneinander – und dass sie sich oftmals auch noch saisonal oder mit der Einführung neuer Kollektionen ändern, verkompliziert die Angelegenheit für die Kunden zusätzlich. Im Fashion E-Commerce führt die daraus resultierende Unsicherheit zu Retourenquoten von bis zu 50 Prozent und vergleichsweise niedrigen Conversion Rates.

Der selbstlernende Algorithmus erkennt, welche Größe ähnliche Kunden in der Vergangenheit mit einer hohen Wahrscheinlichkeit gekauft und nicht retourniert haben. Onlineshops können durch den Einsatz des Größenberaters ihre Retourenquote im Schnitt um bis zu acht Prozent senken und ihre Conversion Rate um bis zu fünf Prozent steigern. Sizes still matter.