Spätestens seit Corona steht fest: Händler müssen agil werden, um auf plötzliche Veränderungen am Markt reagieren und solide Entscheidungen treffen zu können. Dass diese Transformation auch in kleinen Schritten, die schnellen Mehrwert liefern, funktioniert, zeigt sich am Beispiel des Onlinemarktplatz-Betreibers Etsy.

Die Maßnahmen, die weltweit ergriffen wurden, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, haben dazu geführt, dass Händler ihre Geschäftsmodelle schnell auf "digital first" umstellen mussten, um zu überleben.

Während einige gut darauf vorbereitet und in Sachen digitale Transformation bereits weit fortgeschritten waren, mussten andere schnell reagieren, um ihre Kunden weiterhin auf dem von ihnen erwarteten Standard bedienen zu können.

Viele Händler haben erkannt, dass sie insgesamt flexibler und resilienter werden müssen, um sich für die Zukunft zu rüsten. Agil zu sein ist für Unternehmen jetzt unabdingbar.

Ohne Daten keine Masken

Um auf plötzliche Veränderungen am Markt und extreme Nachfrageschwankungen gut reagieren zu können, spielen Daten und deren intelligente Nutzung eine ganz zentrale Rolle. Das zeigt das Beispiel von Etsy, dem weltweiten Onlinemarktplatz für handgemachte Produkte, auf dem mehr als 2,8 Millionen Verkäufer und 50 Millionen Käufer aktiv sind.

Bei Etsy schnellte im März die Nachfrage für ein bestimmtes Produkt plötzlich in die Höhe: Gesichtsmasken. Bei Verkäufern, die zuvor ein paar Hundert Bestellungen hatten, liefen auf einmal Tausende von Aufträgen auf.
Von der Bearbeitung der Bestellungen über den Versand bis hin zur Kommunikation mit den Kunden, brachte dieser Kundenansturm einige Herausforderungen mit sich. Normalerweise werden Produkte, die über Etsy bestellt werden, innerhalb von 24 Stunden versendet. Doch nun war es eine echte Herausforderung, die Ware zeitnah von den Verkäufern zu den Kunden zu bekommen.

Die Etsy-Teams mussten sehr, sehr schnell reagieren, um den Verkäufern zu helfen, ihr Fulfillment an ihre Kapazitäten anzupassen. Um die Händler dabei zu unterstützen, die außergewöhnlich hohe Nachfrage nach Masken zu erfüllen, nutzte Etsy eine Software für Customer Insights und Reporting.

Damit gewann das Unternehmen Einblicke in verschiedene Abläufe und erkannte so Problembereiche wie etwa Diskrepanzen zwischen Fulfillment und Auslastung. Diese Erkenntnisse konnte der Support bei Etsy nutzen, um die Probleme umgehend anzugehen und Käufer zu kontaktieren.

Richtige Erkenntnisse, richtige Entscheidungen

Das Beispiel zeigt: Wer seine Daten unter Kontrolle hat und sie auf intelligente Art und Weise nach wertvollen Erkenntnissen durchsucht, kann sie nutzen, um schnelle, aber solide Entscheidungen mit dem größten Mehrwert zu treffen.

Die Grundlage dafür schaffen Händler, indem sie all ihre Daten miteinander verbinden und diese nicht in Silos vorhalten. Mithilfe cloudbasierter Dashboards können sie dann in Echtzeit ihre Performance überwachen.

Je besser die Daten sind, mit denen die Unternehmen arbeiten, desto besser sind die Entscheidungen, die sie auf deren Grundlage treffen können.

Leere auf dem Bildschirm: Wenn Kundendaten in Silos landen, erreichen Anfragen den zuständigen Ansprechpartner erst gar nicht.
© Big Face/Adobe.Stock.com
Technologie

Wie Onlinehändler Datensilos vermeiden

Daten sind das neue Öl, Informationen das neue Gold

Daten sind das neue Öl, aber Informationen sind das neue Gold. Und damit möglichst viele, nützliche Informationen aus den Daten gezogen werden können, sollten Händler ihre Daten demokratisieren und sie ihren Mitarbeitern im gesamten Unternehmen zugänglich machen - nicht nur einigen wenigen Führungskräften oder IT-Fachleuten.

Auf diese Weise können alle Abteilungen relevante Informationen in dem für sie geeigneten Format genau dann abrufen, wenn sie sie brauchen, um ad hoc smarte Entscheidungen zu treffen und dazu Reportings in Echtzeit zu erhalten.

Schnelle Umsetzung, schneller Mehrwert

Unternehmen der Handelsbranche können von dem Fall Etsy noch etwas ganz anderes lernen. Viele von ihnen wissen, dass sie sich transformieren und agil werden müssen - und das schnell. Angesichts dieser unsicheren Zeiten wissen sie jedoch oft nicht recht, wie sie am besten vorgehen sollen.

Langwierige, kostspielige Transformationsprojekte, deren Umsetzung Monate oder sogar Jahre  dauert, sind gerade jetzt für viele nicht besonders verlockend.

Es ist jedoch auch gar nicht nötig, die eigene Infrastruktur gleich komplett umzuschmeißen. Auch kleinere Projekte, die dabei helfen, eine stärkere Verbindung mit den Kunden aufzubauen und sie besser zu verstehen, können erhebliche Auswirkungen im Sinne einer schnellen Wertschöpfung haben.

Lösungen sollten sich kurzfristig amortisieren

Händler sollten sich darauf konzentrieren, solche Lösungen zu identifizieren, die eine kurze Amortisierungszeit bieten. Wie können sie zum Beispiel einen Omnichannel-Ansatz für Kundeninteraktionen einführen, um Kunden über ihren bevorzugten Kanal zu erreichen und alle Informationen, die sie über einen Kunden haben, an einem Ort zusammenzuführen?

Dadurch können Händler nicht nur einen weitaus besseren Kundenservice bieten, sondern auch ihre Marketing- und Vertriebsteams können flexibel auf plötzlich verändertes Kundenverhalten reagieren.

Wer schrittweise kleine Projekte mit möglichst schnellem, großen Mehrwert umsetzt anstatt all seine Bemühungen und Ressourcen in ein einziges, langwieriges Mammutprojekt zu stecken, dem steht bei der Transformation selbst in Krisenzeiten nichts mehr im Wege.

Daten als Schlüssel zu mehr Akzeptanz

Egal wie klein und schrittweise der Wandel hin zum agilen Unternehmen vonstatten geht - die vielleicht größte Herausforderung besteht darin, die Mitarbeiter mitzunehmen. Bei der digitalen Transformation geht es ebenso sehr um eine Änderung des Mindsets wie um die Technologie.

Deshalb sollten Händler ihre Mitarbeiter als interne Kunden sehen - denn genau das sind sie. Mit Schulungen und effektiver Kommunikation können sie ihnen helfen, sich an neue Systeme und Prozesse anzupassen. Und damit neue Arbeitsweisen für alle funktionieren, sollten Händler dem Feedback der Mitarbeiter auch wirklich Gehör schenken und sie zu aktiven Treibern der Innovation machen.

Die Mitarbeiter für den Wandel begeistern

Außerdem können Unternehmen auch bei der Mission, die Mitarbeiter für den Wandel zu begeistern, Daten gezielt nutzen. Sie können die Vorteile kommunizieren, die für das Unternehmen aus den Veränderungen entsteht.

Wie viele sich wiederholende Aufgaben konnten dank der Automatisierung eingespart werden? Wie viel Zeit wird jetzt dank reibungsloserer Prozesse eingespart? Wie werden Workloads besser gemanagt und welche positiven Auswirkungen hat dies auf die Mitarbeiter?

Wer schrittweise kleine Projekte mit möglichst schnellem, großem Mehrwert umsetzt anstatt all seine Bemühungen und Ressourcen in ein einziges, langwieriges Mammutprojekt zu stecken, dem steht bei der Transformation selbst in Krisenzeiten nichts mehr im Wege.

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