Nach gut anderthalb Jahren Pandemie war in Deutschlands Innenstädte gerade erst allmählich das Leben zurückgekehrt – da droht Corona vielen Händlern zum zweiten Mal das Weihnachtsgeschäft zu verderben. Was kann und sollte der stationäre Handel in der Zukunft unternehmen, um wieder mehr kaufwillige Menschen in die Geschäfte zu locken? Augmented-Reality-Anwendungen könnten Teil der Lösung sein - wenn sie das Kundenerlebnis im stationären Ladengeschäft mit dem Onlineangebot des Händlers verbinden, sagt Gastautor Sebastian Wernhöfer von Y1 Digital.

Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass vor allem die Händler erfolgreich sind, die ihre verschiedenen Verkaufskanäle nahtlos miteinander verbinden – sozusagen den hybriden Ansatz wählen. Konkret bedeutet das: Das Erleben im Onlineshop entspricht dem im Ladenlokal.

Der stationäre Handel muss sich mächtig ins Zeug legen und sein Erscheinungsbild schleunigst so optimieren, dass der Kunde im Mittelpunkt steht: Tools bieten ihm eine nahtlose Customer Experience und den gleichen Nutzwert, egal ob er online ist oder vor Ort im Geschäft. Der Händler hat den Vorteil, mehr über den Kunden zu erfahren und die Vorzüge des Onlinehandels auch im stationären Geschäft nutzbar zu machen.
Der Onlineauftritt muss heute mehr bieten als einen Warenkorb: Das Shoppingerlebnis online und im Store muss sich ähneln.
© KRASS Optik
Der Onlineauftritt muss heute mehr bieten als einen Warenkorb: Das Shoppingerlebnis online und im Store muss sich ähneln.

Digitale Tools eröffnen neue Wege

Digitale Tools wie interaktive Stelen, dynamisch bespielte Bildschirme und Augmented-Reality-Anwendungen über das Smartphone des Kunden machen es möglich, ihn im stationären Handel so individuell anzusprechen wie im Onlinestore und ihm ebenso viele Informationen und Wahlfreiheit zu geben.

Interaktive Stelen sind digitale Concierges, erfassen die Kundeninteraktionen wie Klicks im Onlineshop und bieten dem Händler mehr Insights über die Kundenbedürfnisse. Solche Stelen sind zudem Brücken zwischen der Onlinepräsenz und dem Angebot vor Ort.

Die Anwendungen online und vor Ort sollten dabei die gleiche Gestaltung, dieselben Teaser und die bekannte Bildsprache bieten, mit denen das Geschäft auch in der Werbung, im Store und eben auch auf der eigenen Website agiert. Diese hohe Wiedererkennung liegt zwar auf der Hand; umgesetzt wird dies aber immer noch von den wenigsten.

Das mächtigste Werkzeug hat jeder Kunde in der Tasche

Neben dem gleichen Look ist die technische Verknüpfung unabdingbar: Im Display sollten sich dieselben Kollektionen, die gleichen Angebote wie im Onlinestore finden. QR-Codes am Schaufenster sorgen dafür, dass Passanten direkt auf ihrem Smartphone mit dem Warenkorb des Onlineshops verbunden werden – im Idealfall wählen sie also vor dem Schaufenster stehend Kleidungsstücke aus, legen sie in den Warenkorb und bestellen sie dann direkt mit dem nächsten Klick.

Egal, ob Shop oder POS: Produkte, Marken und Werte sollten hier wie dort aktiv erlebt werden können – das ist das, was der immer erlebnishungrigere Verbraucher erfahren will.

Der Kunde hat mit seinem Smartphone in der Tasche ein mächtiges Werkzeug, das sich sehr gut einsetzen lässt, um das Shopping-Erlebnis vor Ort digital anzureichern. Neben der Verbindung von haptischen Waren und dem Onlineshop ist das Smartphone mit leistungsstarker Kamera und großem Display das ideale Tool, mithilfe von Augmented Reality die Produktpräsentation vor Ort digital anzureichern.
Das Smartphone im Handel: Chance, mit Augmented Realitly den POS zu bereichern.
© KRASS Optik
Das Smartphone im Handel: Chance, mit Augmented Realitly den POS zu bereichern.

Magic Mirrors nicht nur für Modefreaks

Animationen zeigen den Einsatz des Produktes in verschiedenen Situationen. Oder es lassen sich weiterführende Infos wie Statistiken, Grafiken und Rezensionen einblenden.

Ein weiteres Beispiel für den Einsatz von Augmented Reality im stationären Handel bieten sogenannte Magic Mirrors. Das sind Spiegel, die mit Kameras und einem Bildschirm ausgerüstet sind und über die Kunden Outfits am eigenen digital erfassten Spiegelbild ausprobieren können, mit einem Klick und ohne sich permanent umziehen zu müssen. Der Händler kann viel mehr Variationen digital anbieten, die die Kunden dann bequem bestellen und sich nach Hause liefern lassen können.

Problemlösung für Kunden mit starker Sehschwäche

Eine mögliche Anwendung des Magic Mirrors mit Augmented Reality ist bei Optikern denkbar: Menschen mit starker Sehschwäche haben beim Anprobieren von Brillenmodellen das Problem, sich selbst nur schlecht zu sehen und daher nicht beurteilen zu können, ob ihnen ein Brillenmodell steht.

Mit Augmented Reality können Kunden ein Brillengestell anprobieren und von sich Fotos machen. Die können sie sich später anschauen und im Anschluss auch andere Brillengestelle digital testen. Der digitale Spiegel unterstützt die Kunden so bei der Auswahl des geeigneten Brillengestells.
Virtuelle Brillen-Anprobe: Augmented-Reality-Anwendung von Krass Optik
© Y1 Digital aG
Virtuelle Brillen-Anprobe: Augmented-Reality-Anwendung von Krass Optik

Beispiel Krass Optik

Augmented-Reality-Anwendungen bieten aber auch einen Brückenschlag zwischen stationären Lösungen und dem Onlineschop. Hier haben diverse Onlinestores in den vergangenen Monaten neue Maßstäbe gesetzt. Beispiel Krass Optik: Der Filialist mit bundesweit über 80 Filialen setzt im Online-Shop auf Augmented Reality.

Die Kunden können zu Hause vor ihrem Rechner oder unterwegs auf Tablet oder Smartphone die unterschiedlichen Brillenmodelle anprobieren – entweder mithilfe ihrer Kamera oder mit einem hochgeladenen Porträtfoto. Ein Angebot, das zunehmend gut ankommt. So haben sich im ersten Halbjahr 2021 die Zugriffszahlen auf diese virtuelle Anprobe im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt.

Jüngere und Frauen nutzen den AR-Service häufiger

Am stärksten wird der Service von der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen genutzt. Zudem spannend: Shopbesucherinnen nehmen ihn doppelt so häufig in Anspruch wie Männer. Auch online will Krass Optik den Kunden ein hoch individuelles Shoppingerlebnis bieten. Eine intelligente Verbindung zwischen Onlinestore und den stationären Geschäften soll für eine enge Kundenbindung sorgen. Entsprechend vereinfachte Krass auch den Bestellprozess.

So können Kunden online nicht nur Brillen auswählen und anprobieren, sondern auch direkt in ihrer Sehstärke kaufen – sie können aber auch im Netz Termine in der Wunschfiliale vereinbaren und dann vor Ort ihre Auswahl mit online reservierten Lieblingsmodellen treffen. Denn am Ende gilt: Dem Kunden muss das Erlebte gefallen und nutzen, egal, ob vor Ort oder im Onlineshop.

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