Lockdown, Zutrittsbeschränkungen, Hygienevorgaben, zweiter Lockdown: Seit Beginn der Corona-Pandemie ist der stationäre Einzelhandel mit angezogener Handbremse unterwegs - oder ganz zum Stehen gekommen. Um mittelfristig nicht auf der Strecke zu bleiben, sollten klassische Retailer ihr Geschäft zügig neu ausrichten. Wie integrierte Prozesse und datenbasierte Erkenntnisse dabei helfen, erklärt Christian Mehrtens, Leiter des Mittelstands- und Partnergeschäfts bei SAP Deutschland.

Mittelständische Einzelhändler glänzen oft mit erstklassigem Service wie persönlicher Beratung, unkompliziertem Umtausch oder einem Stammkundenbonus. Auch deshalb haben sie bei vielen Kunden traditionell die Nase eigentlich vorn. Doch die Konkurrenz holt auf - nicht erst seit Corona.

Auch Handelskonzerne und E-Commerce-Händler punkten beim Konsumenten inzwischen mit passgenauen Angeboten und personalisierten Services. Die Basis dafür liefern Analysen der Nutzer- und Produktdaten.
Beim Thema Daten haben Onlineanbieter naturgemäß einen Vorteil. Aber auch stationäre Händler können durch Analyse von Nutzer- und Produktdaten interne Prozesse verbessern und die Kundenzufriedenheit erhöhen.
© IMAGO / Shotshop
Beim Thema Daten haben Onlineanbieter naturgemäß einen Vorteil. Aber auch stationäre Händler können durch Analyse von Nutzer- und Produktdaten interne Prozesse verbessern und die Kundenzufriedenheit erhöhen.
Sie stellen nicht nur die Weichen zu einer höheren Kundenzufriedenheit, sondern ermöglichen auch, Bestände und Abverkäufe punktgenau im Blick zu halten.

Mangelnde Transparenz macht Händlern zu schaffen

Genau das ist für kleine und mittelständische Händler eine immense Herausforderung. Zumal viele von ihnen ihre Produkte inzwischen auch im eigenen Webshop oder über Online-Marktplätze verkaufen und an unterschiedlichen Orten lagern.

Das erschwert den Durchblick. Die Folge: Ware wird neu bestellt, obwohl sie noch vorrätig ist, Retouren laufen aus dem Ruder, die Beratungsqualität leidet - ganz einfach, weil Verkäufern die Zeit dafür fehlt.

Das zeigt, wie groß der Handlungsbedarf ist. Immerhin warnt der Handelsverband Deutschland (HDE) schon lange, dass mittelständische Händler künftig auf der Strecke bleiben könnten. Insbesondere bei der Digitalisierung seien sie weitgehend abgehängt, so der Verband.
Und seit Beginn der Corona-Pandemie geht die Schere weiter auseinander. Qualifizierte Implementierungs- und Beratungspartner können mittelständischen Händlern dabei helfen, sie wieder zusammenzubringen. Sie kennen die Schmerzpunkte des stationären Einzelhandels.

Business Intelligence bringt Durchblick

Die wichtigsten Zutaten für das Erfolgsrezept des Einzelhandels sind zuverlässige Echtzeit-Informationen. Eine aussagekräftige Datenbasis samt intelligenter Analyse schafft dafür die Grundlage.

Denn nur wer Kundenwünsche und Kaufverhalten kennt sowie Lieferkette und Warenbestände mittels Data Analytics stets im Blick hat, kann sich gegen die Konkurrenz behaupten.

Heißt konkret: Mittelständische Einzelhändler kommen nicht länger um technologiegetriebene Prozesse wie Business Intelligence (BI) herum.

Die Ergebnisse der Destillierungen, fein abgefüllt in Flaschen, sind im Bremer Laden und im Webshop erhältlich
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Trotzdem scheuen viele von ihnen nach wie vor den vermeintlich hohen Implementierungsaufwand, die damit verbundenen Investitionskosten sowie die Komplexität einer BI-Lösung.

Zumal es mit der bloßen Einführung der Software längst nicht getan ist. Man muss auch wissen, welche Daten ausgewertet werden sollen und wie sie sich zusammenführen lassen. Laut einer Studie des Bundesverbands Digitale Wirtschaft scheitern 50 Prozent der Einzelhändler genau daran.

Bestandsinformationen in Echtzeit

Daten- und Analyselösungen wie ein cloudbasiertes Data Warehouse bieten einen Ausweg aus dem Dilemma. Solche Data-Management-Plattformen ermöglichen auch kleinen und mittelständischen Unternehmen, Daten in Echtzeit zu analysieren.
Händlerprotest in Köln: Der stationäre Einzelhandel ist durch die monatelangen Geschäftsschließungen schwer getroffen. Umso wichtiger ist es, dass Händler schon jetzt ihr Geschäft für die Zeit nach dem Lockdown neu ausrichten.
© IMAGO / Future Image
Händlerprotest in Köln: Der stationäre Einzelhandel ist durch die monatelangen Geschäftsschließungen schwer getroffen. Umso wichtiger ist es, dass Händler schon jetzt ihr Geschäft für die Zeit nach dem Lockdown neu ausrichten.
Dafür vereinen sie sämtliche Datenquellen in einer Lösung. Damit wissen zum Beispiel Filialleiter stets um den aktuellen Bestand im eigenen Geschäft, in Nebenfilialen und im Webshop - und können so ausverkaufte Ware mit einem Klick in die eigene Filiale ordern.

Detaillierte Analyse der Beschaffungsprozesse

Um Lagerstandorte und Procurement-Prozesse besser im Blick zu behalten, gibt es verschiedene Cloud-Lösungen und Partner-Add-ons, die Unternehmen schnell und einfach in ihre IT-Systemlandschaft integrieren können.

So lassen sich Daten- und Analyselösungen beispielsweise mit speziellen Komponenten für das Beschaffungswesen oder die Steuerung des Warehouse-Managements problemlos erweitern. Sie bieten etwa einen sofortigen Überblick und eine detaillierte Analyse der Beschaffungsprozesse.

Händler haben damit wichtige Steuerungskennzahlen wie Einkaufsvolumen, Bestellwerte oder Preise in Echtzeit zur Hand.
Mehr Transparenz im Lager: Daten- und Analyselösungen für Beschaffung und Warehouse-Management alarmieren Händler zum Beispiel, wenn Engpässe bei bestimmten Produkten drohen.
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Mehr Transparenz im Lager: Daten- und Analyselösungen für Beschaffung und Warehouse-Management alarmieren Händler zum Beispiel, wenn Engpässe bei bestimmten Produkten drohen.
Drohen Engpässe bei bestimmten Produkten, werden sie automatisch alarmiert. Sie können erforderliche Gegenmaßnahmen rechtzeitig einleiten und so verhindern, dass der Konsument zur Konkurrenz abwandert.

Mehr Transparenz im Lager

Während ein cloudbasiertes Data Warehouse unterschiedliche Daten zusammenführt, lassen sich mit Add-ons aus den Rohdaten im Handumdrehen fundierte Erkenntnisse gewinnen - und damit eine Vielzahl an Werkzeugen, um im Kampf um die Gunst des Kunden auch künftig am Ball zu bleiben.

Denn die vordefinierten Kennzahlen erleichtern nicht nur eine zuverlässige Lagerüberwachung. Die KPI helfen auch, saisonale Personaleinsätze passgenau zu planen, Kommissionierungsabläufe zu optimieren und die Liefer- und Termintreue einzelner Geschäftspartner zu überprüfen.

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