Nach Esso wird nun auch die Douglas Holding in allen Filialen die Akzeptanz der kontaktlosen Geldkarte sicherstellen. Damit gewinnen die Sparkassen einen wichtigen Player. Doch eine wichtige Frage bleibt offen.
Neben den 446 Douglas Parfümerien werden bis Ende 2012 auch die rund 700 Filialen von Thalia, Christ, ApplerathCüpper und Hussel, die zur Douglas Holding gehören, Beträge von bis zu 20 Euro durch einfaches Vorbeiwinken der Girocard an einem Kartenlesegerät zahlen können.
Erstes Handelsunternehmen mit bundesweiter NFC-Akzeptanz
"Wir versprechen uns von dem neuen Verfahren eine deutliche Beschleunigung des Zahlvorgangs. Wichtig ist, dass sehr schnell viele Kunden mit entsprechenden Karten ausgestattet sind", sagte Olaf Schrage, Geschäftsführer der Douglas Informatik & Service GmbH (DIS). "Mit den 45 Millionen SparkassenCards, die nun schrittweise mit der neuen NFC-Technik versehen werden, wird der Großteil unserer Kunden die passende Karte in der Tasche haben".Nachdem die Esso Tankstellen vergangene Woche bekannt gegeben hatten, ihre Kartenterminals bundesweit für die kontaktlose Geldkarte umzurüsten, ist die Douglas Holding nun das erste Handelsunternehmen, das über die Pilotregion Hannover, Braunschweig, Wolfsburg hinaus eine Terminalinfrastruktur für die NFC-Technologie der Geldkarte ausrollt.
Die Kartenlesegeräte des Hagener Händlers werden erstmals in der Lage sein, sowohl die Nahfunk-Technologie von Mastercard (PayPass) als auch die der Girocard auf Basis der Geldkarte zu verarbeiten. "Douglas lässt sich die Investition in die neuen Terminals von den Sparkassen und von Mastercard bezahlen", kommentiert ein Kenner der Kartenszene spöttisch.
Das Projekt "Geldkarte reloaded" - nachgeladen wird am POS
Ob die Geldkarte, die bislang im Handel keine Bedeutung als Zahlungsmittel besitzt, in ihrer kontaktlosen Variante zum Erfolgsmodell wird, ist freilich offen. Automatenaufsteller wie etwa die Deutsche Bahn gehen derzeit verstärkt dazu über, die Geldkarte aus ihren Geräten zu verbannen. Der Kunde muss das Plastikkärtchen vor dem Einsatz mit einem Guthaben aufladen, was sich bisher als eines der größten Hemmnisse für den Durchbruch der Technologie erwies.Dieses Problem wollen die Sparkassen und ihre beiden Projektpartner Esso und Douglas unter anderem damit beheben, dass eine Aufladung der Karten auch direkt an der Ladenkasse innerhalb von Sekunden möglich sein soll. Esso wird entsprechende Ladenschalen an den Tankstellen aufstellen und auch Douglas will das Laden am POS unterstützen:
"Wir wollen den Aufladeprozess so optimieren, dass für Kunden und Händler ein sehr ergonomischer und effizienter Zahlvorgang entsteht, der die bei Bedarf erforderliche Ladetransaktion in geeigneter Form integriert", erläutert Olaf Schrage gegenüber Der Handel. Bis zum Start des regionalen Piloten im April 2012, spätestens aber zum Flächen-Rollout soll die Spezifikation dieses Prozesses abgeschlossen sei.
Geldwäscheprävention als Damoklesschwert, Business case gesucht
Ein Manko der kontaktlosen Geldkarte bleibt allerdings, dass das Verfahren auf ein rein nationales System aufsetzt - im Zeitalter des einheitlichen europäischen Zahlungsverkehrsraum (SEPA) nicht unproblematisch. Auch das geplante Gesetz zur Optimierung der Geldwäscheprävention könnte die Zukunft der kontengebunden Prepaid-Karte gefährden. Banken, Netzbetreiber und Händler sehen den Versuch der Sparkassen, die Geldkarte über die NFC-Technik wiederzubeleben, mit skeptischem Wohlwollen.Der Handel goutiert insbesondere die sehr günstigen Gebühren von 1, 2 oder 3 Cent je nach Betragshöhe der Transaktion und die Schnelligkeit der Zahlungen. Netzbetreiber und Banken fragen sich allerdings, ob sich das berührungslose Zahlen mit diesen Konditionen auch für sie rechnet. Die Volks- und Raiffeisenbanken als zweitgrößter Emittent von Girocards beteiligen sich zunächst nur mit der Ausgabe von rund 150.000 NFC-fähigen Geldkarten an dem Pilotprojekt im Raum Hannover.
Near Field Communication als Brückentechnologie
Haupttreiber der NFC-Begeisterung bei den Banken dürfte die Angst sein, den Zug zu mobilen Zahlungsverfahren zu verpassen. Die NFC-Technik gilt als Brückentechnologie für das Zahlen mit dem Handy - neuste Smartphone-Generationen (Samsung, Blackberry) kommen mit NFC-Funktion in den Markt. Sparkassen und Mastercard investieren auch aus diesem Grund derzeit viel Geld, um die Brücke für die NFC-Technologie zum Handel zu bauen und ein Akzeptanz-Netz zu schaffen.Welche Zahlverfahren diese technische Infrastruktur dann später für sich nutzen, wird sich zeigen. Aussichtsreiche Kandidaten sind mit Google Wallet oder PayPal jedenfalls nicht mehr nur im Kreise der Banken und Kreditkartenorganisationen zu suchen.