Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken bringen aktuell neue EC-Karten heraus. Doch diese können nicht von allen Lesegeräten im Handel verarbeitet werden.

Dass Microsoft mit "Windows 7" ein neues Betriebssystem auf den Markt bringt, hat sich weitgehend herumgesprochen. Vergleichsweise wenige wissen hingegen, dass derzeit auch viele EC-Karten mit einem neuen Betriebssystem ausgestattet werden.

"Secure Chip Card Operating System 6", kurz: Seccos 6, heißt das Betriebssystem auf dem kleinen goldenen Chip der Bankkarte. Und Seccos 6 sorgt aktuell für viel Ärger im Einzelhandel, bei den Banken und bei den Kartenzahlungsdienstleistern.

"Never change a running system"

Die Karten mit dem neuen Betriebssystem können noch nicht an allen Lesegeräten im deutschen Einzelhandel verarbeitet werden. Bei zahlreichen Terminals ist eine Softwareumstellung erforderlich, die noch nicht überall erfolgt ist oder aufgrund von neu auftretenden Problemen wieder rückgängig gemacht wurde.

Die Folge: Kunden stehen mit vollen Einkaufskörben an der Ladenkasse, aber ihre Bankkarte wird nicht akzeptiert. Da die Probleme nur bei wenigen Handelsunternehmen auftreten, ist die Verwirrung für die Konsumenten komplett. Der Händler ist im Zweifel der Schuldige.

Der Zentrale Kreditausschuss (ZKA), der das EC-Kartensystem (offiziell: Girocard-System) reguliert, hatte sich mit dem Arbeitskreis der EC-Cash-Netzbetreiber in einem gemeinsamen
Foto: B+S Card Service
Foto: B+S Card Service
(MoU) im Juni dieses Jahres auf einen Zeitplan verständigt, mit dem die Akzeptanz von "Seccos 6"-Karten (bis Ende Juni) und die Umsetzung weiterer technischer Neuerungen (V-Pay-Kartenakzeptanz bis zum 30. September 2009; TA 7.0-Umstellung bis 30. Juni 2010) gewährleistet werden sollte. Dennoch tauchen nun in der Praxis vermehrt Akzeptanzprobleme auf.

Zahlreiche Banken berichten von Problemen

"Es gibt offenbar Nachholbedarf bei einigen Netzbetreibern in Bezug auf die im Memorandum genannten Termine", kritisiert Matthias Hönisch, Leiter der Debitkartenstrategie im Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) am Rande der Payment World 2009 Anfang dieser Woche in Frankfurt am Main. "Zahlreiche Institute aus unserem Finanzverbund berichten von Probleme mit den neuen Karten im Handel."

Die Netzbetreiber ihrerseits verweisen auf unvorhergesehene technische Problem mit dem neuen Betriebssystem (längere Verarbeitungszeiten, Konflikte mit dem elektronischen Lastschriftverfahren (ELV) oder dem EC-Cash-offline-Betrieb), die zur Verzögerung der notwendigen Terminal-Updates führe.

Ohne Rücksicht auf den Handel

Teilweise verzichten Händler lieber auf die Anpassungen und nehmen die nur partiell auftretenden Akzeptanzprobleme in Kauf, um ihre bestehende Infrastruktur nicht komplett umstellen zu müssen. Die neuen Karten seien zu früh und ohne Rücksicht auf die bestehenden Systeme im Handel ausgegeben worden, so die Kritik an dem Vorgehen der Banken.

Ende November, pünktlich zum Weihnachtsgeschäft, so die Beteuerungen aller Beteiligten, sollen die Schwierigkeiten mit dem neuen Betriebssystem behoben sein. Händler, deren Terminals Probleme insbesondere mit frisch herausgegebenen Karten haben, sollten sich mit ihrem Kartenzahlungsdienstleister in Verbindung setzen.

Bis Sommer 2010

Die nächste fällige Anpassung der Terminallandschaft auf den sogenannten "Technischen Anhang 7.0" muss laut MoU bis zum Sommer 2010 vollzogen werden. Die TA 7.0 soll insbesondere dazu dienen, das deutsche Girocardsystem für die Single Euro Payments Area (SEPA) europarechtskonform zu machen.

In der November-Ausgabe (Erscheinungstermin 4. November) beschäftigt sich das Wirtschaftsmagazin Der Handel ausführlich mit dem Thema "Bezahlen im Einzelhandel" und stellt unter anderem neue Preismodelle und Technologien bei der Kartenakzeptanz vor.