Die EU-Komission will die einheitlichen europäischen Zahlungsverfahren durch einen verbindlichen SEPA-Endtermin vorantreiben. Der Einzelhandel kann aufatmen: das kartengestützte Lastschriftverfahren erhält eine Schonfrist.
Danach soll der geplante einheitliche europäische Zahlungsverkehrsraum, die so genannte Single Euro Payments Area (SEPA), nun endgültig durch einen festen Endtermin für die nationalen Verfahren herbeigeführt werden. Die Tage der deutschen Überweisung, Lastschrift und des deutschen Girocard-Verfahrens sind damit gezählt.
"Die Europäische Kommission hat heute vorgeschlagen, EU-weit geltende Enddaten für die Umstellung der alten nationalen Überweisungen und Lastschriften auf die unlängst geschaffenen Instrumente des einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums festzusetzen", teilte die Kommission am heutigen Donnerstag mit.
Fünf Jahre Übergangsfrist für die deutsche Lastschrift
Nationale Überweisungen und Lastschriften werden damit schrittweise eingestellt und binnen 12 beziehungsweise 24 Monaten nach Inkrafttreten der heute vorgestellten
Eine Ausnahme von der Fristenregelung erlaubt der Kommissionsentwurf jedoch für das im deutschen Einzelhandel beliebte elektronische Lastschriftverfahren (ELV-Verfahren), dieses soll noch für eine Übergangsfrist von bis zu fünf Jahren nach in Kraft treten der Verordnung zulässig sein (Artikel 7 des Entwurfs).
"Die Anstrengungen zur Selbstregulierung der Banken haben nicht ausgereicht, um eine konzertierte Umstellung auf SEPA voranzubringen", begründet Barnier den festen Endtermin, der seit Monaten diskutiert wird, da die SEPA-Instrumente bislang kaum genutzt werden und die Finanzbranche einen kostspieligen, dauerhaften Parallelbetrieb von nationalen und SEPA-Verfahren fürchtet.
Geringe Nutzung der SEPA-Überweisung
Laut den vorliegenden Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) wurden bislang lediglich 9,6 Prozent aller Überweisungen im Euroraum mittels des SEPA-Überweisung ausgeführt, die bereits von 30 Monaten eingeführt wurde. "Wenn dieser Trend anhält, wird es noch über 25 Jahre dauern, bis die Vorteile von SEPA voll zum Tragen kommen", so der Kommissar.Der Kommissionsvorschlag vom Binnenmarktkommissar Banier wird nun zunächst zur Prüfung an das Europäische Parlament und an die Mitgliedsstaaten weitergeleitet.
Kaum erkennbarer Nutzen für Verbraucher und Wirtschaft
Wirtschaft und Verbraucher sehen bislang kaum Vorteile in den Bemühungen, einheitliche Standards für den unbaren Zahlungsverkehr zu etablieren - im Gegenteil. Der Durchschnittsverbraucher kennt von SEPA allenfalls das Thema BIC und IBAN und fürchtet sich von 22-stellige Kontonummern, auch wenn er sich nur zwei zusätzliche Ziffern zur gewohnten Kontonummer und Bankleitzahl merken muss.Aber auch multinationale Handelsunternehmen stehen der SEPA-Initiative mit Blick auf die IT-Umstellungskosten und dem schwer erkennbaren Nutzen skeptisch gegenüber. "Standards im Zahlungsverkehr sind kein Selbstzweck, sie müssen einen Mehrwert bieten, damit sich die Einführungskosten auszahlen", kritisiert der Leiter Treasury eines europaweit tätigen Handelskonzerns die SEPA-Bemühungen hinter vorgehaltener Hand. Ein Mehrwehr sei für das Unternehmen bei den SEPA-Verfahen bislang nicht erkennbar.