Die Verbundgruppe EP hat sich wieder gefangen, 2010 gab es einen starken Umsatzanstieg. Doch der Unternehmenschef sagt ein schwieriges Jahr voraus, zudem schwelt der Streit innerhalb der Eigentümerfamilie weiter.

Offiziell sagen will das niemand, aber Electronic Partner (EP) durchlebt weiterhin unruhige Zeiten. Noch immer wird die Verbundgruppe belastet vom Zwist der Eigentümerfamilie Haubrich, die im vorigen Jahr darin gipfelte, dass der damalige EP-Chef Oliver Haubrich geschasst wurde.

Als EP vor genau einem Jahr zu seinem traditionellen Branchentreff auf einem Ausflugsdampfer auf dem Rhein bei Düsseldorfer einlud, gab es ein legendäre Rede vom heute 71 Jahre alten Unternehmensgründer und Aufsichtsratschef Hartmut Haubrich, der dabei nicht einmal eine Anstandsfloskel für die Verabschiedung seiner ehemaligen Führungskraft übrig hatte. Zwischen Onkel und Neffen müssen die Gräben tief sein.

Auf dem Dampfer

Es war heute derselbe Dampfer auf dem Rhein, aber diesmal wollte die Familie Haubrich tunlichst vermeiden, dass dieser Familienstreit wieder Thema wird. Nein, versicherte Hartmut Haubrich, ein EP-Kaufangebot seines Neffen Oliver, läge nicht vor. "Ich kenne auch kein Familienmitglied, das verkaufen will", betonte der Patriarch.

An EP hält die Haubrich Zentrale GmbH & Co. KG 100 Prozent, die Anteile der Zentrale wiederum teilen sich die Mitglieder der Haubrich-Familie.

Gewiss hätte auch Jörg Ehmer zu diesem Gezerre im Familienclan einiges zu sagen, sein sanftes Lächeln bei Fragen zu diesem Thema verrät das - doch der Sprecher der Geschäftsführenden Direktoren von EP beschränkte sich auf die erste Bilanz seines Vorhabens, für das er voriges Jahr angetreten war.

Als Nachfolger von Oliver Haubrich wollte er EP zurück auf den Wachstumspfad führen, kündigte er damals an. Erstmals in der Unternehmensgeschichte wurde für 2009 ein Umsatzrückgang von gut einem Prozent registriert.

Rückzug aus Italien

Heute sieht Ehmer Deutschlands viertgrößten Elektronikhändler auf dem Wachstumspfad angekommen. Im Kernmarkt Deutschland konnte die Kooperation im vergangenen Jahr ihren Zentralumsatz im Vergleich zu 2009 um 9,8 Prozent auf 1,645 Milliarden Euro steigern. Das gesamte Geschäft, also inklusive der internationalen Töchter, wuchs um 5,8 Prozent auf 2,309 Milliarden Euro.

Rechnet man hier die seit sechs Jahren defizitäre italienische Tochter heraus, würde das Plus sogar noch um einiges höher ausfallen. Deswegen wird sich EP aus diesem Markt auch zurückziehen, kündigte Ehmer an. Einige ausgewählte Standorte im Norden des Landes werden nur noch von Deutschland aus betreut.

Stattdessen expandiert EP nun ausgerechnet in Portugal, einem Land, das nur durch massive Unterstützung der EU von seiner Schuldenlast befreit werden kann. Dort gehören nun 38 Läden des Händlers Radio Popular mit einem Umsatzvolumen von rund 190 Millionen Euro zur Düsseldorfer Verbundgruppe.

"Die Zeiten sind hart"

So selbstbewusst sich Ehmer an diesem Freitag präsentierte - so sorgenvoll ist sein Blick auf das Jahr 2011. "Die Zeiten sind hart", beschrieb er den Zustand der Elektronikbranche. Laut GfK betrug im Februar der Umsatzrückgang bei Unterhaltungselektronik 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Bei weißer Ware indes gab es ein Umsatzplus von 7,4 Prozent.

"Es gibt keinen Grund, warum es in der Branche so schlecht läuft", klagte Ehmer mit Blick auf die größte Warengruppe Unterhaltungselektronik. Der Geschäftsführer des Bundesverbands Technik des Einzelhandels Willy Fischel sprach von hohen Vorgaben aus dem vergangenen Jahr.

Damals profitierte die Branche vom neuen HD-Fernsehformat, das ARD und ZDF pünktlich zu den Olympischen Winterspielen eingeführt hatten. Davon profitierte der Absatz neuer TV-Geräte. Auch der rasante Preisverfall bei Unterhaltungselektronik belastet den Handel immer stärker.

Japan als Problem

Immer mehr drohen der Elektronikbranche auch Probleme wegen der atomaren Katastrophe in Japan, wo immer mehr Fabriken ihre Produktion eingestellt haben. Noch sieht Ehmer seine Gruppe davon nicht betroffen, die Läger seien voll, der Warenbestand habe einen Wert von 100 Millionen Euro.

"Ich erwarte jedoch Beeinträchtigungen", sagte der EP-Chef mit Blick auf die Zukunft. Das betreffe nicht nur den Markt mit Fotoapparaten und Camcordern, sondern auch den Bereich Unterhaltungselektronik. Angesichts dieses schwierigen Marktes geht es für Ehmer darum, „möglichst viel Geschäft zu generieren".

EP soll weiter expandieren - im vergangenen Jahr betrug der Mitgliederzuwachs in Deutschland 1,1 Prozent auf 3.289 neue Betriebe. Der Ladenbau soll noch hochwertiger werden, zusätzlich sollen die Händler vom neuen POS-TV profitieren, das bereits rund 1.500 Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz nutzen.

Das stationäre Geschäft hat dabei ganz klar Vorrang. Seit der Aufgabe des EP-Webshops im vorigen Jahr soll auch weiterhin der Onlineauftritt der Verbundgruppe lediglich die stationären Händler unterstützen. Gleiches gelte auch für die Internetpräsenz der EP-eigenen Fachmarktkette Medimax, der in diesem Jahr ebenfalls ausgebaut werden solle.

Es scheint, als ob die Düsseldorfer Verbundgruppe aufgegeben haben, Onlinegeschäft und stationären Handel zu verknüpfen. "Das Patentrezept dafür ist noch nicht gefunden worden", sagte Ehmer.

Steffen Gerth, Düsseldorf