Bernhard Brugger, CEO von Payback, sprach mit "Der Handel" über den Weg von der Rabattkarte zum Multichannel-Bonusprogramm, den Eigentümer American Express und die Eroberung neuer Zielgruppen.

Foto: Payback
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Herr Brugger, sind Rabattkarten im Zeitalter von Groupon, Tagtile und mobilem Marketing überhaupt noch zeitgemäß?

(lacht) Wir sehen Payback schon seit Jahren nicht mehr als Rabattkarte an. Was wir dem Handel bieten, ist ein Instrument, um seine Kunden besser kennenzulernen und sie über alle relevanten Kanäle gezielt anzusprechen. Aus unserer Sicht gibt es dabei keinen Gegensatz zwischen online und offline, sondern nur ein Zusammenwachsen der beiden Welten. Unsere Kernkompetenz, den Kunden personalisierte Angebote zu unterbreiten, können wir in der digitalen Welt erst recht ausspielen, indem wir den Kunden dort abholen, wo er ist: stationär, online oder mobil.

Wie oft wurde die Payback-App denn heruntergeladen, und wie häufig wird sie auch wirklich genutzt?
Unsere App wurde 650.000 Mal heruntergeladen und schon heute wird in Deutschland alle 1,7 Sekunden ein E-Coupon aktiviert. Wir sprechen über insgesamt eine Milliarde Gutscheine im vergangenen Jahr. Ab Juni dieses Jahres werden wir zudem erstmals echte Multichannel-Gutscheine anbieten, bei denen der Kunde dasselbe Angebot zugleich in Papierform, per App oder E-Gutschein aus dem Internet nutzen kann. Er kann selbst entscheiden, welchen Weg er bevorzugt. Wir wissen, dass 35 Prozent der App-Nutzer zuvor noch nie einen Papiergutschein eingelöst haben, wir erreichen also über die neuen Kanäle ganz neue Kundengruppen.

Welche Rolle spielt Facebook für Payback?
Wir gehören mit 430.000 Fans zu den Top Ten der deutschen Unternehmens-Fanseiten. Mit unserem Payback-Partner dm-Drogeriemarkt können wir damit zwar noch nicht konkurrieren, aber Facebook spielt auch für uns natürlich eine große Rolle in der Kommunikation. Wir führen Gespräche darüber, wie man die Zusammenarbeit eventuell vertiefen kann.

Alle Welt redet von dem Zusammenwachsen von mobilen Zahlungslösungen und mobilem Marketing. Wollen Sie auch auf diesem Feld mitmischen?
Wir beobachten die Entwicklung mit Interesse und werden zu gegebener Zeit sicherlich auch hier Angebote entwickeln. Mit unseren Partnern in der Handels- und Finanzwelt sind wir dazu gut positioniert. Wir sehen uns aber nicht in der Rolle des „First Movers", der den Markt bereitet.

Quelle: TNS Emnid
Quelle: TNS Emnid
Bei der Payback-Karte bieten Sie eine Zahlungsfunktion in Kombination mit der Maestro-Debitkarte oder einer Visa-Kreditkarte. Haben diese Kooperationen angesichts des neuen Eigentümers American Express eine Zukunft?
Absolut. Wir suchen derzeit einen neuen Partner, der das Portfolio von 500.000 Payback Maestro-Karten von der WestLB übernimmt. Mit Visa haben wir den Vertrag jüngst bis ins Jahr 2019 verlängert. Noch in diesem Jahr wollen wir darüber hinaus auch mit American Express gemeinsam eine Payback-Karte in Deutschland herausgeben. Amex erschließt uns zudem für das internationale Wachstum ganz neue Möglichkeiten.

Wie sieht es mit der Regionalisierung von Payback aus - also der schwierigen Suche nach attraktiven kleineren Partnern und Local Heros?
Regionalisierung war immer ein schwieriges Thema - zum einen vertrieblich, zum anderen aufgrund der IT-Systeme. Auch hier bringt uns die Digitalisierung weiter. Wir rufen unsere Nutzer zum Beispiel auf, uns interessante örtliche Partner zu nennen, betreiben also „Crowdsourcing". Bei der Kooperation mit den Linda-Apotheken und der Expert-Verbundgruppe haben wir einige Erfahrungen gesammelt, was es heißt, jeden einzelnen Unternehmer zu überzeugen. Das ist mühsam und zeitaufwendig - lohnt sich aber für beide Seiten.

Welche weiße Flecken in der Handelslandschaft wollen Sie für Payback noch erobern?
Im Textil- und Schuhbereich wären wir gerne noch stärker vertreten. Auch im Bereich der Mobilfunkanbieter und der Baumärkte sowie in der Gastronomie sehen wir noch Potenzial.

Interview: Hanno Bender

Zur Person:
Bernhard Brugger ist CEO Central Europe und Vorstandsvorsitzender im Payback Rabattverein. Im Jahr 2000 stieß er zu dem Münchener Unternehmen, leitete ab 2005 den Vertrieb und rückte damit in die Geschäftsleitung von Payback auf. 2008 wurde er zum Geschäftsführer ernannt. Der 44-Jährige blickt auf berufliche Stationen bei Versace und Philips zurück, wo er als Key-Account-Manager für die Media-Saturn Holding zuständig war.

Zu Payback:
Mit rund 20 Millionen aktiven Bonuskarten ist Payback das mit Abstand größte branchenübergreifende Bonusprogramm in Deutschland. Die Handelspartner reichen von Apollo Optik und Aral über Depot und dm-drogeriemarkt bis hin zu Kaufhof, real, Sixt und WMF, darüber hinaus lassen rund 500 Onlineshops ihre Kunden Punkte sammeln. Ende 2010 wurde die Betreibergesellschaft Loyalty Partner für 500 Millionen Euro an die Kreditkartengesellschaft American Express verkauft.

Dieses Interview erschien in der Mai-Ausgabe des Wirtschaftsmagazins Der Handel. Zum kostenfreien Probeexemplar geht es hier.