Frankfurt und München sind einer Studie zufolge die zukunftsfähigsten deutschen Städte. Die nordrhein-westfälischen Industriestädte haben demnach schlechte Karten.

Frankfurt am Main und München bilden erneut das Spitzenduo in dem Städteranking, das Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) und die Privatbank Berenberg jetzt zum dritten Mal nach 2008 und 2010 veröffentlicht haben.

Untersucht wurden die Städte auf ihre gegenwärtige wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, die Standortfaktoren Bildung, Innovation, Internationalität und Erreichbarkeit sowie die zukünftige demographische Entwicklung.

Wettstreit um innovative Branchen

"Erfolgreiche Städte zeichnen sich dadurch aus, dass sie durch attraktive Standortbedingungen Unternehmen und Menschen anziehen. Vor allem hängt der Erfolg davon ab, wie der ökonomische Strukturwandel hin zu wissensintensiven Dienstleistungsbranchen und forschungsintensiven Industrien vollzogen werden kann", erläutert Dr. Hans-Walter Peters, Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter von Berenberg, die Bedingungen einer zukunftsorientierten städtischen Entwicklung.

Für alle untersuchten Städte wurden 16 Einzelindikatoren in drei Teiluntersuchungen berücksichtigt, die zu gleichen Teilen in das Gesamtranking einflossen: Der "Trendindex" fasst die aktuellen Entwicklungen der Bevölkerung, der Erwerbstätigkeit und der Produktivität zusammen. Der "Standortindex" beurteilt die Standortfaktoren Bildung und Innovationsfähigkeit, Internationalität und Erreichbarkeit. Der "Demografieindex" beinhaltet Faktoren, die die demografischen Entwicklungstendenzen bis zum Jahre 2025 abbilden, außerdem werden durchschnittliche Fertilitätsraten berücksichtigt.

Frankfurt schneidet vor allem bei den Standortfaktoren, aber auch bei der Bevölkerungs- und Erwerbstätigenentwicklung gut ab. Die Stadt überzeugt als internationale und innovativ ausgerichtete Dienstleistungsmetropole mit einem hohen Anteil an hochqualifizierten Beschäftigten (18,7 Prozent).

Die Aussichten auf Bevölkerungs- und Jobwachstum sind in Frankfurt am besten, in Chemnitz am schlechtesten.
Die Aussichten auf Bevölkerungs- und Jobwachstum sind in Frankfurt am besten, in Chemnitz am schlechtesten.

Das Gefälle könnte sich noch verstärken

München hat seit der letzten Erhebung gegenüber Frankfurt aufgeholt, Bonn und Düsseldorf landeten auf den Plätzen drei und vier. Schlusslicht in der Rangliste der 30 größten deutschen Städte bleibt Chemnitz.

Auf die Plätze 25 bis 29 kommen fünf Industriestädte in Nordrhein-Westfalen: Dortmund, Bielefeld, Wuppertal, Gelsenkirchen und Bochum. Sie weisen vor allem bei Standortfaktoren wie Internationalität, Bildung und Innovationsfähigkeit Defizite auf, verlieren weiter an Bevölkerung und bauen zudem kaum neue Arbeitsplätze auf.

Die größten deutschen Städte erfuhren in den vergangenen Jahren eine wirtschaftliche Entwicklung, die über dem Bundesdurchschnitt lag, heißt es in der Studie. So kamen die 30 Städte besser mit den Einbrüchen der Finanz- und Wirtschaftskrisen der letzten Jahre zurecht als Deutschland insgesamt.

Jedoch hätten einige Städte den strukturellen Wandel hin zu den wissensintensiven Dienstleistungen einschließlich der Kultur- und Kreativwirtschaft sowie den forschungsintensiven Industrien bis heute nicht abschließen können. "Daher besteht die Gefahr, dass sich der Abstand zwischen den dynamischen und ökonomisch erfolgreichen Städten auf der einen Seite und den Städten, die Defizite aufweisen und Bevölkerungsverluste verkraften müssen, noch vergrößern wird", resümiert Berenberg-Chef Peters.

Die komplette Studie finden Sie hier.