BMW kann auch Van. Der 2er Gran Tourer überzeugt mit hoher Innenraumvariabilität. Zu großer Fahrfreude trägt der Einstiegsdiesel mit Handschaltung allerdings nicht bei.
Die Mutation der Münchner zum Vollsortimenter im Automobilbau ist ganz offensichtlich noch nicht überall durchgedrungen. Reine Elektroautos, Frontantrieb, Vans und die schrittweise Abkehr vom Reihensechszylinder zugunsten verbrauchsgünstiger Vier- oder gar Dreizylinder waren vielleicht doch zu viele Neuerungen auf einmal für die „Freude-am-Fahren-Fraktion“?
Bis zu 1.905 Liter Ladevolumen
Aber der Wandel bringt auch Fortschritte: Jahrelang mussten selbst eingefleischte BMW-Dienstwagenfahrer zwangsweise die Marke wechseln, wenn sich zu Hasuse der Nachwuchs einstellte. Diese Zeiten sind dank der Ausweitung der Baureihe vorbei. Neben Cabrio und Coupé gibt es inzwischen auch den Tourer. Das sogar in zwei Größen und im 4,56 Meter langen Gran Tourer finden tatsächlich auch Kinderwagen, Windelpakete und Dreirädchen locker Platz. Bis zu 1.905 Ladevolumen machen das Modell zum Praktiker im Portfolio der Bayern.Dabei spielt der Wagen seine Stärken ausgerechnet in einem Bereich aus, in dem sich der Traditionshersteller, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, zuvor noch keine Meriten verdient hatte: Variabilität. Die zweite Sitzreihe lässt sich jeweils einzeln horizontal verschieben und zusammenfalten. Der Laderaumboden kann in diversen Stellungen arretiert, oder ganz herausgenommen werden. Darunter verbirgt sich nochmals richtig Platz für kleinere Utensilien und an Ablagen herrscht auch im vornehm ausgeschlagenen Fahrgastraum kein Mangel. Das gilt vor allem für die Mittelkonsole, mit Becherhaltern und mehreren Fächern.
Listenpreise für den Diesel ab 30.600 Euro
„Freude am Einladen“. Der schon sprichwörtliche Unternehmensslogan muss bei diesem Modell leicht modifiziert werden. Vor allem wenn das Firmenwagenbudget nur für den mindestens 30.600 Euro teureren kleinsten Diesel im 216d reicht. 85 kW/116 PS sind nicht nur im traditionell sportlich-dynamisch geprägten Hause BMW eher untermotorisiert, zumal der Van bei voller Auslastung mehr als zwei Tonnen Gesamtgewicht auf die Waage bringt.Während der kleine Diesel aber durch eine angenehme Geräuschkulisse und bei gemäßigter Fahrweise auch durch niedrige Verbrauchswerte (Minimaler Testverbrauch: 4,9 Li-ter; maximal: 6,8) versöhnt, will mit der hakeligen Sechsgang-Schaltung überhaupt keine Freude aufkommen. Jeder Gangwechsel muss mühsam erkämpft werden.
Nicht ohne Automatikgetriebe!

Dabei sind aber längst noch nicht alle Zutaten enthalten, die die Süddeutschen zu bieten haben. 50.000 Euro lassen sich mühelos konfigurieren. Unter anderem steht ein Business-Pakt (1.490 Euro) mit Navigation, Sitzheizung und Lordosenstütze zur Wahl. Für weitere 1.540 Euro ist das Navigationssystem plus samt Head-up-Display an Bord. Warum die Münchner dabei zu einer billig wirkenden Plastikscheibe greifen, die aus dem Armaturenbrett ausfährt, bleibt ihr Geheimnis. Schließlich gilt BMW als Erfinder des Head-up-Displays, das die wesentlichen Informationen, wie aktuelle und erlaubte Geschwindigkeit, direkt und elegant auf die Windschutzscheibe projiziert.
Dickes Plus für die 2er-Baureihe
Obgleich die Van-Welle längst abgeebbt ist und die mobile Gesellschaft ihr Herz vollends an SUV verloren zu haben scheint, erlebte die 2er-Baureihe von BMW im ersten Quartal 2016 mit einem Plus von 60,2 Prozent einen regelrechten Boom. Die beiden Van-Varianten haben wesentlichen Anteil daran. Es gibt also offensichtlich genug BMW-Fahrer mit Platzbedarf.Bernd Nusser