Entstanden nach Oracle Art
In der durchaus erfolgreichen Geschichte des Unternehmens Oracle lautete die Antwort auf die Frage "Make or Buy" überraschend oft "Buy". So liest sich der Wikipedia-Eintrag zu Oracle etwas langatmig. Akribisch sind die Übernahmen anderer Firmen aufgelistet. Groß geworden ist Oracle mit seinem Datenbanksystem, das bei zahllosen Kunden unternehmenskritische Anwendungen und Informationen verarbeitet.
Die beiden wichtigsten Übernahmen, die den Grundstock der Marketing Cloud legten, waren Eloqua (2012) und Responsys (2013) . Zum einen für die Marketing-Automatisierung, zum anderen für das E-Mail-Marketing. Doch auch die Übernahme von BlueKai aus dem Jahr 2014 darf nicht unerwähnt bleiben, das Funktionen für die Personalisierung von Werbemitteln und Segmentierung von Zielgruppen umfasst.
Teil der Oracle Cloud
Die eine oder andere Firmenübernahme kam sicherlich auch für die Marketing-Abteilung von Oracle etwas überraschend. Dass sich der Konzern seit vielen Jahren im permanenten Umbau und Expansion befindet, merken auch die Kunden, die sich rasch im Internet über die Cloud-Lösungen informieren wollen. Anders als etwa bei Konkurrenten Adobe tragen die verschiedenen Elemente der Marketing-Cloud keine griffigen Namen. Und zwischen den einzelnen Informationsseiten und Landing-Pages wird fröhlich zwischen englischen Originaldokumenten und einigen wenigen deutschsprachigen Zusammenfassungen verlinkt.

Eine Gemeinsamkeit mit Adobe hat Oracle: das Verständnis, die Marketing-Cloud als Bestandteil einer umfassenderen Gesamtlösung zu sehen.
Das kann die Oracle Marketing Cloud
Die Basis der Oracle Cloud bildet die Plattform für das Datenmanagement. Hier laufen die Informationen aus verschiedenen Systemen zusammen. Genau wie bei Adobe werden die Daten aus den externen Quellen importiert und aufbereitet. Ein Abgleich in Echtzeit wird aus Gründen der Geschwindigkeit und der Rücksicht auf den störungsfreien Betrieb der externen Systeme nicht vorgenommen.

Einen Vorteil besitzen Kunden, die ohnehin auf Oracle als Anbieter des ERP oder CRM setzen. Die Integration der Daten aus den Quellen anderer Hersteller (Microsoft Dynamics, Navision oder Salesforce) erfordert einen höheren initialen Aufwand. Im Modul werden Zielgruppen analysiert, segmentiert und die Maßnahmen geplant. Die Firmenübernahme von Bluekai hat die Möglichkeiten hier besonders stark erweitert.
Die konsolidierten Daten bilden lediglich die Grundlage für die Marketingautomatisierung. Mit den Systemen von Responsys und Eloqua gehören gleich zwei starke Werkzeuge zur Cloud, die die Kundeninteraktion mit Werbemitteln und über alle Kanäle hinweg analysieren und steuern. Welches Werkzeug die beste Wahl ist, gilt es mit den Beratern von Oracle zu entscheiden.
Kommt die E-Commerce-Lösung des Herstellers selbst zum Einsatz, ist das Tracking sehr weitreichend möglich.
Umfassend darf das Funktionsset in Sachen Kampagnenplanung und Steuerung genannt werden. Hier war Responsys schon immer extrem stark und bietet etwa alles, was aktuell von einer E-Mail-Kampagne erwartet werden kann. Inklusive der Möglichkeit, den Kunden auch per SMS zu erreichen, oder Push auf mobile Geräte zu platzieren.
Personalisierte Shopseiten, Landingpages, Banner und Newsletterinhalte erfordern die Funktionen eines Contentmanagementsystems. Und, wenig überraschend, natürlich gehört auch ein solches Werkzeug zur Oracle Cloud. Dabei wurde auch an eine Verwaltung für Grafiken und anderes Artwork gedacht (Digital Asset Management).
Kaum Schwächen, es bleibt aber Integrationsaufwand
Wer nach Kritikpunkten sucht, findet indes natürlich auch bei Oracle welche. Insbesondere im direkten Vergleich zu Adobe. In Sachen Testing bieten Oracle derzeit die Basisfunktionen (A/B-Tests, Multivarianten). Dieser Bereich besitzt aber noch Potential nach oben. Glücklicherweise kann er durch externe Werkzeuge ergänzt werden.

Social-Media zählt ebenfalls nicht gerade zu den Stärken von Oracle. Hier dürften die Kunden aber ohnehin (wie auch im Falle von Adobe) längst auf eine externe Anwendung wie Hootsuite gesetzt haben. In Sachen integrativer Benutzerführung liegt Oracle derzeit noch deutlich hinter Adobe zurück. Dessen System wird einfach geschlossener. Damit bleibt aber auch mehr Freiraum, darüber zu entscheiden, wie das Unternehmen die Oracle Cloud einsetzen will.
Marketing-Lösung für E-Commerce-Champions
Was Oracle an Möglichkeiten und Funktionen zusammengestellt hat, ist keine Suite, die sich an die Mitspieler in der Regional- und Oberliga wendet. Die Oracle Marketing Cloud passt preislich nur zu den Spitzenunternehmen ihrer Branchen. Was am Ende an Kosten auf das Unternehmen zukommt, wird von den Oracle Beratern individuell anhand der verschiedenen Lizenz- und Abrechnungsmodelle zusammengestellt.