Auf der Messe Ambiente feiert sich die Konsumgüterbranche. Doch den Fachhandel mit den schönen Dinge plagen Sorgen: die Onlinekonkurrenz und die Treuepunktaktionen der großen Lebensmittelhändler.
Das Marktvolumen mit Einrichtungs- und Haushaltsaccessoires sank im vergangenen Jahr von 5,9 auf 5,7 Milliarden Euro. Verlief das erste Halbjahr 2012 noch verheißungsvoll, so ließen die Umsätze danach spürbar nach. Auch das Weihnachtsgeschäft war schwach, sagte GPK-Präsident Gerald Funk.
Küche ist inzwischen stärkstes Segment
Damit ist die positive Umsatzentwicklung der letzten Jahre vorerst gestoppt. Besonders deutlich fielen die Umsätze mit Wohnausstattung und Dekoration: um 5 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Die Umsätze des Fachhandels mit Tischausstattung lagen mit 1,4 Milliarden Euro um 2,7 Prozent unter dem Vorjahreswert. Auch die Küchenausstattung, seit Jahren der verlässlichste Wachstumstreiber der Branche, verlor 2,1 Prozent vom Umsatz.Das Küchensegment macht, vor allem wegen des anhaltenden Trends zu hochwertigen Kochutensilien, mittlerweile ein Drittel des Branchenumsatzes aus. Tischausstattung kommt nach den Monatserhebungen des IFH auf 29 Prozent Umsatzanteil, Wohnaccessoires auf 23 Prozent und alle übrigen Sortimente auf 15 Prozent.
Ärger über Treuepunktaktionen im LEH
Lichtblicke in den Sortimenten waren 2012 die Bereiche Garten und Outdoor, schwerpunktmäßig Grillen sowie Elektrokleingeräte mit über 16 Prozent Zuwachs. Hier gelinge es dem Handel mit neuen Farbwelten Kaufanreize bei Kaffeemaschinen, Eierkochern und Toaster zu setzen.Bei Kochgeschirr und Gläsern machen der Branche die "ausufernden" Treuepunktaktionen der großen Lebensmittelhändler mit bekannten Markenherstellern zu schaffen. "Das ist inzwischen ein gigantischer Markt, da geht es zum Teil um zweistellige Millionenbeträge", sagt Thomas Grothkopp, Geschäftsführer des GPK-Verbandes.
Die entgangenen Verkäufe, die statistisch als Umsätze des Lebensmittelhandels erfasst werden, seien dabei nicht das einzige Problem für den Haushaltswarenfachhandel. Auch die Preise im Rahmen solcher Treuepunktaktionen bei Rewe seien häufig "den Marken nicht angemessen". Es sei deshalb mehr als fraglich, ob sie für das Image einer Haushaltswarenmarke förderlich seien.
Neben den Treuepunktaktionen der Lebensmittelhändler macht der GPK-Branche die Verlagerung von Umsätzen ins Internet zu schaffen. Zwar sei das bei Haushaltswaren noch nicht so dramatisch wie beispielsweise im Buch- oder Spielwarenhandel, gerade im zurückliegenden Weihnachtsgeschäft aber bereits deutlich spürbar.
Zwei Lösungsansätze
Der Konkurrenz durch den Onlinehandel will die GPK-Branche künftig auf zweierlei Weise begegnen. Zum einen soll der mittelständische Fachhandel dabei unterstützt werden, das Einkaufserlebnis für die Kunden attraktiver zu machen: Dreidimensionale Erlebniswelten als Gegenentwurf zum Onlineshopping, lautet das Motto.Zu diesem Zweck hat der Verband gemeinsam mit der Verbundgruppe EK/servicegroup eine groß angelegte Category-Management-Initiative auf den Weg gebracht, an der bislang acht Fachgeschäfte beteiligt sind. Ziel ist es, auf den teuren Verkaufsflächen in guten Citylagen mehr Umsatz und damit bessere Deckungsbeiträge zu erzielen.
Multichannel als große Chance für den Fachhandel
Auf eigene Onlineshops verzichten können aber auch kleinere Fachhändler in Zukunft nicht. Davon ist Hermann Hutter überzeugt. Er betreibt in Ulm, Günzburg und Ravensburg drei Haushaltswarengeschäfte unter der Marke "Abt" und ist Vizepräsident im GPK-Verband. "Die stationäre erlebnisorientierte Welt ins Internet zu bringen, ist eine der wichtigen Zukunftsaufgaben für den Fachhandel", sagt er.Ein spannendes Multichannel-Angebot biete gegenüber reinen Internethändlern viele Vorteile, sagt Hutter. In seinem Webshop kommen die meisten Bestellungen aus einem Radius von 100 Kilometern um Ulm. "Das sind vorwiegend Leute, die unser Geschäft kennen", sagt er. Diese Kunden wüssten Zusatzdienstleistungen, Informationen im Netz und die Abholung vor Ort zu schätzen. "Geschäfte, die online verkaufen, machen auch stationär mehr Umsatz", ist Hutter überzeugt.
Fachhandel als "Showroom"
Bei aller Online-Euphorie: Haushalts- und Dekorationsartikel verkaufen sich über Farben und Formen. "Die Kunden wollen sie anfassen und selbst erleben", sagt Thomas Grothkopp. Letztlich komme, auch wenn am Ende online bestellt wird, der Kaufanstoß oft vom Fachhandel. "Kunden suchen online die Produkte, die sie schon einmal irgendwo gesehen haben."Der GPK-Geschäftsführer appellierte deshalb an die Hersteller, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, um den Fachhandel auch aus eigenem Interesse als "Showroom" zu erhalten. "Leider gibt es etwa bei Nachbestellungen Probleme mit der Versorgung des stationären Handels seitens der Hersteller, während es online oftmals gut funktioniert", kritisierte Grothkopp.