In London hat die Sitzung der Gläubiger des Karstadt-Vermieters Highstreet begonnen. Insolvenzverwalter Görg hält auch ein "Liquidationsszenario" bereit.

Laut der Zeitung "Financial Times Deutschland" (FTD) hat sich Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg auch auf ein "Liquidationsszenario" vorbereitet. Dies bestätigte Görgs Sprecher Thomas Schulz.

Die Gläubiger des Karstadt- Vermieters Highstreet sollen nach mehreren erfolglosen Versuchen in London niedrigeren Mieten für die Warenhäuser zustimmen. Die Verhandlungen werden sich vermutlich lange hinziehen.

Gelingt die Einigung nicht, wäre der Kaufvertrag des Karstadt-Insolvenzverwalters mit Berggruen nichtig und das Essener Amtsgericht könnte am Freitag den Insolvenzplan nicht absegnen.

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Verkauf der Sporthäuser, Schließung der Warenhäuser

Für diesen Fall sieht Görg einen Verkauf der Sport- und Premiumhäuser von Karstadt bis Jahresende vor. Alle anderen Filialen sollen dem Bericht zufolge bis Ende Februar 2011 geräumt werden.

Eine entsprechende Präsentation mit diesem Szenario sei mit der Einladung an die Mitglieder der Gläubigerausschusssitzung versandt worden, so die FTD. Mit der Drohung gegenüber den Gläubigern wolle Görg eine Entscheidung im Verhandlungsdrama herbei zwingen, urteilt das Blatt.

Zuversichtlich zeigte sich indes die Gewerkschaft Verdi: "Wir sind optimistisch, dass die Abstimmung in London so abläuft, wie sich die Beschäftigten das erhoffen", sagte die stellvertretende Gewerkschaftschefin Margret Mönig-Raane der Zeitung "Tagesspiegel".

Karstadt-Schicksal steht auf dem Spiel

Dem Konsortium Highstreet gehören 86 der 120 Karstadt-Warenhäuser, dahinter stehen unter anderem die US-Investmentbank Goldman Sachs und die Deutsche Bank.

Entscheidend ist das Einlenken der Highstreet-Kreditgeber, die dem Konsortium Geld geliehen haben. Sie müssen heute den von Berggruen geforderten niedrigeren Mieten zustimmen und damit eine geringere Rendite in Kauf nehmen. Dabei spielen die Gläubiger von Mezzanine-Krediten eine besonders wichtige Rolle. Die Frist für eine Einigung läuft um Mitternacht ab.

Eine Chance auf eine Übernahme von Karstadt rechnet sich allerdings auch noch der Mailänder Kaufhaus-Unternehmer Maurizio Borletti aus, sollte der Berggruen-Einstieg scheitern. Bisher hatte Insolvenzverwalter Görg jedoch seine Kaufofferte abgelehnt.