Offline-Performance-Messung im Handel? Spötter meinen ja, der stationäre Händler brauche derlei nicht, weil er die paar Kunden ohnehin per Handschlag begrüßen kann. Doch Anbieter rund um eine Art „Google Analytics für die Offline-Welt" haben Konjunktur, versprechen sie doch dem stationären Handel die Analysen, die in Webshops längst zur alltäglichen Routine gehören.

42reports


Gläserne Passanten in der Fußgängerzone , die verspricht beispielsweise 42reports. Das 2013 von Christian Wallin gegründete und von Tengelmann Ventures mitfinanzierte Unternehmen analysiert mit Hilfe von WLAN-Suchsignalen anonymisierte Reisendenströme, ohne dabei personenbezogene Daten zu erfassen.

Erfasst werden die Signale beispielsweise von einem zum Sensor aufgebohrten WLAN-Router. Der sammelt Signale der Smartphones in einem Umkreis von bis zu 200 Quadratmetern ein. Eine Software errechnet daraus unter anderem Bewegungsmuster.

42reports

Die Funktionalität von WLAN-Signalen zum Tracking von Besuchern hat 42reports bereits unter anderem für die Deutsche Bahn Reiseströme im Wochen- oder Tagesverlauf ermittelt sowie die Zusammensetzung der Passanten erfasst.
Zahlen aus dem Dashboard von 42Reports
Zahlen aus dem Dashboard von 42Reports

Minodes

Unter anderem mit finanzieller Hilfe von Project A angeschoben und nun Tochter der Telefónica Germany NEXT GmbH analysiert Minodes Kundenströme. Das einst als Realytics aufgebaute System basiert schwerpunktmäßig auf WLAN-Sensoren, den sog. Nodes. Beacon-basierte Lösungen sind im erweiterten Angebot. Ein Schwerpunkt des Berliner Startups ist denn auch die Analyse von Besucherströme und Verweildauer. Zudem will Minodes-Gründer und -Geschäftsführer Alexander Köth den Kunden auf Basis des Zahlenmaterials entsprechende Werbemaßnahmen und beispielsweise Verbesserungen für das Ladendesign empfehlen. Minodes sammelte inzwischen reichlich Praxiserfahrungen bei Handelsketten aus den Bereichen Mode, Baumarkt, Unterhaltungselektronik sowie in Einkaufszentren. Vor kurzem wurden über 60 o2-Shops mit der Instore-Analytics-Technologie von Minodes auf WLAN-Basis ausgerüstet.

Prism Skylabs

A/B-Tests in Echtzeit verspricht auch Prism Skylabs. Der US-Anbieter verwandelt existierende Kamera-Systeme von Offline-Stores in Digital Analytics Systeme und ermöglicht damit eine Analyse der Kundenströme. Beispielsweise werden Kundenbewegungen in den Ladengeschäften als Heatmaps oder Pfadanalysen dargestellt oder Designs und Produktanordnungen mithilfe von A/B Tests verglichen, um die „Offline-Conversions“ zu optimieren. Zu den Investoren von Prism Skylabs gehören unter anderem die VC-Gesellschaft Andreessen Horowitz und Intel Capital.

Prism Overview

OfferMoments

Offline Analytics ist aber nur die halbe Miete. Richtig spannend wird es, wenn man den flanierenden Kunden dann auf Basis der gesammelten Daten nicht nur via Beacon-App anspricht, sondern ihn womöglich gleich auch auf dem Billboard  vor dem Laden eine persönliche Botschaft übermittelt.  Eine eindrucksvolle und auch ein bisschen gruselige Studie liefert dazu App-Anbieter OfferMoments. Die Briten zeigen in einem Showcase digitale City Light Boards, die den herannahenden Nutzer erkennen, sein Profilbild und eine persönliche Begrüßung auf dem Display anzeigen und dazu dann ein personalisiertes Angebot im Laden nebenan vorstellen.

OfferMoments: Billboard from OfferMoments on Vimeo.

Taggalo

Das Unternehmen Taggalo stellt eine Lösung vor, die Händlern eine einfach zu installierende und vor allen Dingen einfach benutzbare Möglichkeit geben soll, den POS zu analysieren. Das System besteht aus zwei Komponenten. Der Analyse-Software, die per Browser bedient werden kann. Darüber erhält der Händler seine Auswertungen und kann diese bearbeiten. Die Daten werden von speziellen Messeinheiten innerhalb des Geschäfts erhoben und an die Software übermittelt. Der Hersteller verspricht eine einfache Einrichtung per Plug & Play. Bereits binnen weniger Sekunden beginnen die Messpunkte mit der Datenerhebung.

Auf einer Verkaufsfläche von 100 Quadratmetern empfiehlt Taggalo den Einsatz von mindestens drei Einheiten:
  • Ein Messpunkt innerhalb des Schaufensters,
  • oberhalb des Eingangs
  • und schließlich eine Messeinheit in der Mitte der Verkaufsfläche.

Die Software kann über eine API (Application Programming Interface) auch an andere Systeme gekoppelt werden. Die kleinen Messgeräte nutzen mehrere Datenquellen wie Kameras, Wifi und Beacon.

Taggalo

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