Den Handelskunden ist derzeit nicht nach Winterartikeln zumute. Grund ist das bisherige milde Wetter. Viele Händler bleiben auf ihrer Ware sitzen - und hoffen nun auf eine Kältewelle.

Sonnenschein und milde Temperaturen statt Regen, Schnee und Kälte - das trockene November-Wetter hat den deutschen Einzelhandel kräftig durcheinander gebracht.

Viele Verkäufer von Winterartikeln klagen über schleppende Geschäfte. Sie bleiben derzeit auf ihrer Ware sitzen, denn den Verbrauchen ist derzeit nicht nach Regenschirm und dicker Jacke zumute.

"Wir merken natürlich, dass die Leute kaum Winterartikel kaufen. Schlitten und Pudelmützen werden jetzt weniger gefragt", sagte Kai Falk vom Handelsverband Deutschland (HDE) in Berlin.

Gerade für dicke Winterkleidung war es vielen Verbrauchern im November zu warm. "Richtige Winterware wie Daunenjacken, Mäntel oder wollene Strickjacken sind in den Geschäften bislang eher liegengeblieben", bestätigt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands des Deutschen Textileinzelhandels (BTE), Jürgen Dax, in Köln. Einige Händler hätten deshalb schon begonnen, Ware zu reduzieren.

Ausbleibender Regen drückt Absatz von Schirmen

"Derzeit verkaufen wir nur noch halb so viel Regenschirme wie bei normaler Witterung. So einen November haben wir noch nie erlebt", sagt Willy Schüffler, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Schirm- und Stockfachhändler in Essen.

Dabei gelten November und Dezember unter den Händlern als wichtigste Absatzmonate: "Wir leben davon, dass es regnet. Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit werden normalerweise sehr viele Schirme verkauft". Preissenkungen seien trotzdem unwahrscheinlich - die Händler hätten keinen Druck, ihre Ware noch vor Weihnachten loszuwerden.

Auch den Sportfachhändlern macht der milde November zu schaffen. "Im Moment sind wir nicht zufrieden mit dem Verkauf von Wintersportartikeln", sagt Roland Scheuermeyer, Sprecher des Sportfachhändler-Verbunds Intersport. "Die Leute kaufen erst dann Winterschuhe, wenn ihnen die Füße nass werden."

Winterreifen-Händler hätten bislang ebenfalls weniger verkauft als vor einem Jahr, sagt der Vorsitzende des Bundesverbands Reifenhandel (BRV) in Bonn, Peter Hülzer. "Bei der Stückzahl gehen wir nach ersten Prognosen von einem Minus von fünf Prozent für dieses Jahr aus", so Hülzer. Der Umsatz legte 2011 trotzdem zu, denn Winterreifen seien im Schnitt um neun Prozent teurer geworden. "Wenn es demnächst kälter wird, gehen wir aber davon aus, dass es nochmals einen Schub gibt."

iPad statt Pudelmütze

Der HDE geht davon aus, dass in diesem Jahr zwar deutlich weniger Winterartikel verkauft werden. Von der positiven Konsumstimmung in Deutschland könnten dafür allerdings andere Branchen profitieren, betont Verbands-Sprecher Falk mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft.

"Bei so einem guten Wetter bummeln die Leute gerne länger, gerade auch in den Innenstädten." Elektroartikel wie iPads und Fernseher seien bislang bestens verkauft worden. "Aber auch traditionelle Geschenke wie Bücher, Schmuck und Parfüms laufen jetzt gut", so Falk.

Und trotzdem: "Wir alle wären glücklich, weiße Weihnachten zu haben", betont Intersport-Sprecher Scheuermeyer.

Arne Meyer, dpa