Israelische Produkte aus den besetzten palästinensischen Gebieten stoßen nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) bei europäischen Kunden zunehmend auf Ablehnung. (Aktualisiert)
Das Blatt zitierte auch den Manager eines israelischen Obstexporteurs. Dieser habe sich gegenüber einer deutschen Handelskette schriftlich verpflichten müssen, keine Produkte aus dem Westjordanland zu liefern. Laut FAS-Bericht müssen israelische Lieferanten gegenüber Lidl vergleichbare Verpflichtungserklärungen abgeben.
Die Lidl-Pressestelle widerspricht dem Bericht allerdings in einer Stellungnahme gegenüber derhandel.de: "Lidl Deutschland distanziert sich in aller Entschiedenheit von der laufenden Berichterstattung. Fakt ist, dass für Lidl Deutschland beim Einkauf der Produkte eine politische Parteinahme in keiner Weise relevant ist. Wir stützen uns bei Einkaufsentscheidungen einzig und allein auf die Kompetenz der Erzeuger und die Qualität ihrer Produkte. Zu den Erzeugerländern, die Lidl Deutschland beliefern, zählt neben zahlreichen Anbaugebieten im nahen und mittleren Osten auch Israel, von wo wir aktuell beispielsweise Paprika, Avocado und Sharonfrüchte beziehen", so das Unternehmen.
Laut FAS berichten manche israelische Firmen im Westjordanland, von Absatzeinbrüchen im Handel mit Europa. Produkte, die in den Siedlungen hergestellt werden, machen der FAS-Zeitung zufolge zwar nur zwei Prozent der israelischen Wirtschaftsleistung aus. "Sollten aber auch Firmen boykottiert werden, die in den besetzten Gebieten geschäftlich tätig sind, wären die wirtschaftlichen Folgen verheerend", schreibt die "FAS" unter Berufung auf das israelische Finanzministerium.
Im Streit um die israelische Politik war die US-Schauspielerin Scarlett Johansson Ende Januar als Botschafterin der britischen Hilfsorganisation Oxfam zurückgetreten. Hintergrund ist das Werbe-Engagement Johanssons für Sodastream, ein israelischer Hersteller von Mineralwasser-Aufbereitern mit einer Fertigung in den von Israel besetzten palästinensischen Gebieten. Oxfam lehnt einen Boykott israelischer Produkte ausdrücklich ab, ist aber gegen Geschäfte mit israelischen Siedlungen in den besetzten Gebieten.
dpa, DH
"Die Kaiser's Tengelmann GmbH bezieht seit langem und auch aktuell zahlreiche Produkte aus Israel. Wir widersprechen ausdrücklich der Darstellung, dass Kaiser's Tengelmann Waren aus dem Westjordanland boykottieren würde. Politische Interessen oder Meinungen haben grundsätzlich keinen Einfluss auf unsere Einkaufsentscheidungen, die sich nach der Qualität und Verfügbarkeit der Waren richten. Dennoch stellen die Leitlinien der EU aber natürlich immer eine wichtige Orientierung dar. 2012 hat sich Kaiser's Tengelmann daher an der Position der EU orientiert und vorläufig keine Waren aus dem Westjordanland bezogen. Wir sind uns der Sensibilität des Themas bewusst und werden diese Entscheidung aus aktuellem Anlass überprüfen."