Wer zu Hause sitzt, hat Zeit fürs Onlineshopping, dachte man. Nicht nur der stationäre Handel leidet - auch die Nachfrage im deutschen Onlinehandel bricht ein. Was kann Ostern rausreißen?

///// Finanzen
Investmentmarkt für Einzelhandelsimmobilien brummt 
Im ersten Quartal 2020 wurden 4,6 Milliarden Euro auf dem deutschen Investmentmarkt für Einzelhandelsimmobilien investiert. Das ist im Vergleich zum ersten Quartal 2019 ein Anstieg um 110 Prozent. Für dieses Wachstum sind in erster Linie einige Großdeals verantwortlich, wie beispielsweise Real-Märkte. Shopping-Center Renditen in A- und B-Standorten sind angestiegen. Doch diese Tendenz wird nicht halten, prognostiziert der globale Immobiliendienstleister CBRE. Er rechnet kurz- und mittelfristig mit negativen Auswirkungen auf den gewerbliche Immobilienmarkt – eine seriöse Prognose bis Ende 2020 sei derzeit jedoch nicht möglich.

///// Branche & Politik
Verbraucher kaufen stationär
Trotz Hamsterkäufe und Zeit fürs Onlineshopping kaufen 91 Prozent der Verbraucher nicht häufiger ein, zeigt eine aktuelle Studie von Offerista mit knapp 4.000 Konsumenten (vom 27. bis 30. März). Spannend ist, dass 78 Prozent der Befragten gegenwärtig nicht beziehungsweise eher nicht online einkaufen, sondern sich lokal mit den am meisten nachgefragten Produkten wie Lebensmitteln (95 Prozent), Reinigungs- und Desinfektionsmittel (22 Prozent) sowie Klopapier (15 Prozent) versorgen.

Corona verhagelt auch dem Onlinehandel das Geschäft
Von wegen, Krisengewinnler. Auch der deutsche Onlinehandel leidet unter Corona - und zwar heftig. Laut Branchenverband BEVH ist der Umsatz im März um fast 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat eingebrochen. Dabei registrierte der Verband noch im Januar und Februar ein Umsatzplus von 8,8% auf rund 12,9 Milliarden Euro. Aber mit der Corona-Krise kam der Absturz in allen Sortimenten. Die stärksten Verlierer waren Unterhaltungselektronik (minus 21%) und noch mehr Bekleidung (minus 35%). Erst in den letzten Märztagen, die in der Konsumentenbefragung nicht mehr erfasst werden konnten, zeigte sich laut BEVH eine Belebung der Nachfrage, die den aufgelaufenen Umsatzverlust jedoch bei weitem nicht wettmachen kann. Die Corona-Krise drückt ganz offensichtlich die Kauflaune der Deutschen, zudem sind immer mehr Menschen von Kurzarbeit betroffen und haben weniger Geld zur Verfügung. 


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Netto wird zum Hotspot
Dass ein Lebensmitteldiscounter für seine Kunden kostenloses W-LAN anbietet, wäre vielleicht vor einem halben Jahr kaum denkbar gewesen. Aber weil derzeit alles neu ist, gewöhnt man sich auch an so etwas. Netto hat mittlerweile sämtliche seiner 4.260 Filialen technisch entsprechend präpariert, so dass die Kunden hier während der Öffnungszeiten surfen können - und vor allem Netto-App und kontaktlose Bezahlfunktion nutzen sollen. Kontaktloses Bezahlen ist eine der vielen Hygienemaßnahmen in der Corona-Krise.

Vertrauen schlägt Perfektionismus
Zig stationäre Händler sind mittlerweile mit Onlineshops ans Netz gegangen, oft mit wenig Vorwissen, hastig gebaut und mit einigen Defiziten. Doch der Verbraucher ist hier milde, er erwartet keinen perfekten Online-Shop vom "Laden um die Ecke", lautet das Ergebnis einer Marktuntersuchung des Beratungsunternehmens Shoplupe. Anders als bei den großen Online-Playern, die mit Professionalität und perfekten Shops Vertrauen gewinnen müssen, sei das im lokalen Einzelhandel in der Krise nicht so wichtig, heißt es weiter. "Dieser Vertrauensvorschuss ist ein großes Glück, auf das der Handel bauen kann. Allerdings ist eine klare Kommunikation über Warenverfügbarkeit und Lieferzeiten und -kosten unabdingbar, um dieses Vertrauen nicht zu verspielen. Auch Sicherheit und Auswahlmöglichkeiten beim Bezahlprozess müssen gewährleistet sein. Das sind weiterhin Basisfaktoren für den Online-Handel", lautet die Botschaft.

Emma will mit Haniel wachsen
Die Wachstumsstory von Emma bekommt ein weiteres Kapitel. Das Frankfurter Matratzen-Start-up gehört jetzt zu Haniel – zumindest mehrheitlich. Das Duisburger Beteiligungsunternehmen hat 50,1 Prozent Anteile von Emma erworben, die beiden Gründer Manuel Müller und Dennis Schmoltzi bleiben mit jeweils 24,95 Prozent an ihrem Unternehmen beteiligt und gleichberechtigte Geschäftsführer. "Wir sehen eine hervorragende Chance, mit Haniel als starkem Partner auf ein neues Wachstumslevel vorzustoßen. Dazu gehört der Ausbau des internationalen Geschäfts genauso wie das Erschließen neuer Bereiche rund um das Thema Schlafen. Wir können in der Partnerschaft mit Haniel sehr viel schneller der führende Sleep Tech Player weltweit werden", sagte Schmoltzi laut gemeinsamer Mitteilung. Im Gespräch mit etailment hatte er unlängst betont, dass das für 2020 das Umsatzziel von 200 Millionen Euro trotz Corona-Krise weiterhin gelte. 2019 war der Umsatz im Vergleich zu 2018 auf 150 Millionen Euro angewachsen – das war ein Plus von 86 Prozent. Voraussichtlich im Mai will Emma mit Südkorea den Auslandsmarkt Nummer 22 erschließen.

Österreich sperrt die Läden auf
Ab 14. April sollen in Österreich kleine Geschäfte sowie Bau- und Gartenmärkte unter strengen Auflagen wieder öffnen dürfen, ab 1. Mai könnte dies dann für alle Geschäfte, Einkaufszentren und Friseure gelten. Hotels und Gastronomie müssen noch länger warten, vermutlich dürfen sie frühestens Mitte Mai wieder Gäste begrüßen. 

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Apple produziert Gesichtschild
Mit sterilen Einwegpapiermundschutz aus Papier oder Baumwolle hat Apple bislang wenig zu tun. Unternehmenschef Tim Cook hat kurzerhand Gesichtsschutzschilde für Mitarbeiter des Gesundheitswesens gestalten und sofort die Produktion anlaufen lassen. Bis Ende der Woche soll die erste Million Exemplare verschickt sein, danach soll jede Woche eine weitere Million folgen.

///// Technik
Präzise Smartphoneortung
Wohl unabsichtlich hat Apple in einem Supportvideo seinen neuen Bluetooth-Ortungsanhänger geleakt, berichtet Venture Daily im heutigen Newsletter. In einem inzwischen wieder gelöschten Video wurde der AirTag genannt. Er könnte eine präzise Ortung des Smartphones in Innenräumen ermöglichen.

///// Verbraucher
Der Ausnahmezustand wird zur Normalität
Die Deutschen legen derzeit immer noch üppige Lebensmittelvorräte an - aber die wilde Zeit des "Hamsterns" scheint vorbei zu sein. So heißt es jedenfalls im aktuellen "Corona-Handelstracker" der Unternehmensberatung EY Parthenon und des Marktforschers Innofact. Demnach hatten in der vergangenen Woche nur noch 23 Prozent der befragten Verbraucher mehr Lebensmittel als üblich eingekauft zu haben. In der Woche davor waren es noch 29 Prozent. "Die Normalisierung im Ausnahmezustand setzt ein", lautet eine Begründung für die nachlassende Hysterie in den Supermärkten. Über 65 Prozent der Deutschen haben angegeben, dass sie in den letzten sieben Tagen genauso viele Lebensmittel eingekauft haben wie auch außerhalb von Corona-Krisenzeiten.



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Platz da: Wie die Corona-Krise die Nachfrage nach Lagerflächen treibt