Im Einzelhandel bahnt sich ein neuer Tarifkonflikt an: Der Handelsverband Deutschland (HDE) will bis Mitte 2012 sämtliche Tarifverträge mit der Gewerkschaft Verdi kündigen. Die befürchtet Schlimmes.
Sie stammten im Kern aus den 50er und 60er Jahren, eine Modernisierung sei überfällig, sagte HDE-Tarifgeschäftsführer Heribert Jöris der Nachrichtenagentur dpa.
Jöris betonte, nötig sei eine neue Definition der Berufe und entsprechende Eingruppierung. Der Verband wolle sich von der bisherige Einteilung in Angestellte und gewerbliche Arbeitnehmer verabschieden. Es gehe nicht darum, am Volumen der Löhne und Gehälter etwas zu ändern.
Verdi sieht "Generalangriff auf die Tarifverträge"
Verdi-Sprecherin Christiane Scheller sagte: "Wir sehen das als einen Generalangriff auf die Tarifverträge. Damit wird der Verdrängungswettbewerb im Einzelhandel weiter angeheizt." In einer Presseerklärung formuliert die Gewerkschaft noch schärfer: "Die Konzerne verschärfen den Vernichtungswettbewerb im Handel auf dem Rücken der Beschäftigten"."Mit diesem Vorhaben legt die Unternehmerseite die Axt an die Existenzsicherung und wesentlichen Schutzregelungen für die Beschäftigten im Einzelhandel. Das Ergebnis dieser Strategie ist die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen von mehr als 2,7 Millionen abhängig Beschäftigten in einer der wichtigsten Branchen", lässt sich Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied für den Handel zitieren.
Dagegen nennt der Arbeitgeberverband HDE als Ziel der Neuverhandlung, Tarifverträge für die Unternehmen attraktiver zu machen, so dass künftig wieder mehr Beschäftigte nach Tarif bezahlt werden. Nach Untersuchungen treffe das auf die Hälfte der Beschäftigten zu. Ein weiteres Viertel arbeite in Unternehmen, die die Regeln des Tarifvertrags oder große Teile davon im Arbeitsvertrag vereinbaren.
Seit den 90er Jahren bemühen sich beide Tarifparteien im Rahmen des Projekts "Innovative Tarifpolitik" um eine einvernehmliche Lösung. Nach HDE-Angaben sei Verdi im vergangenen Sommer nach zehn Jahren aus einer gemeinsamen Arbeitsgruppe ausgestiegen