Der stationäre Handel muss sich verändern, um für die Konsumenten weiter interessant zu sein. Der Trend geht zu kleinen Läden mit ausgefallenen Konzepten, zu Pop-up-Stores und Flagschiffläden, die Ware wie eine Showroom präsentieren. Wie stationär und online dabei Symbiosen eingehen, beleuchtet der letzte Beitrag unserer Reihe HandelsMonitor Mega-Trends 2030+.
Nichtsdestotrotz sind die Innovationen im Onlinebereich das, was man durchaus als "Game Changing" bezeichnen kann. Dennoch führt der Aufstieg der Onlineshops nicht zwingend zur Elimination des stationären Handels.
Vielmehr ergänzen sich die vorhandenen Kanäle, wobei traditionelle Touchpoints neueren Konzepten weichen, welche sich zumal besser mit der erwarteten Experience einer Omnichannel-Customer-Journey decken.

Erlebnisse für alle Sinne bieten
Ziel des stationären Einzelhandels muss es deshalb sein, eine Erlebniswelt zu bieten, in der sich der Kunde gerne aufhält. Dabei müssen alle Sinne angesprochen werden.Kunden müssen die Produkte anfassen können, durch Duft und Klang inspiriert werden oder die Möglichkeit haben, an Events oder Produktvorführungen teilzunehmen und so auch Menschen mit ähnlichen Interessen zu treffen.
Auch durch die Einbindung digitaler Welten mittels neuer technischer Tools muss die Lust am Shoppen (wieder) geweckt werden.
Showrooms
Viele Geschäfte von morgen werden deshalb weniger Lagerbestände führen und den Raum in ein konsumentenorientiertes Erlebniszentrum umwandeln, wo Kunden nach Belieben testen, an- und ausprobieren können. Dabei wird der Einsatz von neuen Technologien wie Virtual oder Augmented Reality immer entscheidender. So können Produkte jeweils nur in einer Ausführung ausgestellt sein, um das haptische Erlebnis zu vermitteln. Weitere Produktvarianten können z.B. im Modehandel dann über Magic Mirrors anprobiert werden.Virtuelles Zeltlager im Gebirge
Denkbar ist auch, dass Produkte nur noch über Augmented Reality verfügbar sein werden. Entscheidet sich der Kunde für ein Produkt, kann er es beispielsweise per Smartphone über einen QR-Code kaufen. Die Lieferung erfolgt dann in das jeweilige Geschäft oder an einen Ort der Wahl.Beispiele aus dem Sporthandel erlauben bereits jetzt einen Blick in die Zukunft. So ist es bei Decathlon möglich, bei einem virtuellen Spaziergang mit einer VR-Brille das Zeltsortiment zu begutachten und sowohl die gewünschte Umgebung (Gebirge, Wald oder Wüste) als auch die Witterungsverhältnisse zu simulieren.

Flagship-Stores
Immer mehr Markenhersteller eröffnen in prominenten Innenstadtlagen große Stores zur Markeninszenierung. In diesen Flagship-Stores von Nike, Adidas, Dyson, Huawei oder Apple ist der Verkauf vor Ort in der Regel in den Hintergrund gerückt.Stattdessen ähneln sie eher Vergnügungsparks. Dyson etwa gestaltet seine Demo-Stores gemäß dem Motto "The best way to understand it is to experience it": Die Besucher werden dazu angeregt, die Geräte zu testen und zu erleben.
Vor dem Hintergrund, dass in erster Linie Herstellermarken solche Flagship-Stores eröffnen, stellt sich allerdings auch die Frage, ob hier nicht die Hersteller - die vermehrt auf Vertikalisierung setzen - die Standards vorgeben und der Handel letztlich hinterherhinkt.
Pop-up-Stores
Auch Pop-up-Stores werden vom Handel immer häufiger als erlebnisorientiertes Marketinginstrument eingesetzt, um neue Konzepte, Standorte, Märkte und Produkte risikoarm und kostengünstig zu testen.Die Besonderheit des Pop-up-Einzelhandels ist sein temporärer Charakter. Die Läden sind so konzipiert, dass sie zwischen einigen Tagen und einem Jahr geöffnet sind und die Angst der Menschen etwas zu verpassen nutzen.
Pop-up-Stores entstehen in verschiedenen Formen und Größen sowie in verschiedenen Lagen. Sie sind als Shop im traditionellen Handel, als Shop-in-Shop-Konzept oder als eigenständiger Kiosk zu finden und bedienen den Wunsch des Kunden, ständig etwas Neues geboten zu bekommen.
"Free from staff" - Amazon Go als Vorreiter
Künftig wird es auch Shops geben, die im Verkauf ohne Mitarbeiter auskommen. Das Konzept ist im Grunde ganz einfach: Der Laden hat rund um die Uhr geöffnet, für den Einkauf ist eine App notwendig, die Zutritt zum Geschäft gewährt und die Bezahlung ermöglicht.Paradebeispiel ist Amazon Go. Diese Form des "Grab-and-go"-Shoppings ist aber auch für dünner besiedelte Gegenden in Form von "Rural Stores" denkbar bzw. wird bereits umgesetzt.
Niedrige Fixkosten und flexible Anpassung
Vor allem bei der Versorgung mit Gütern, die nur geringe Margen haben, sind Konzepte gefragt, die Fixkosten niedrig halten, schnell als Standort zu erschließen sind und flexibel an Strukturveränderungen angepasst werden können.
Mobiler Laden mit Solarzellen auf dem Dach
Mittlerweile gibt es verschiedene Anbieter von mobilen und flexiblen Lösungen für Einzelhandelsunternehmen. So bietet Moby Mart etwa Modelle mit optionalen Solarmodulen und Batterien an. Für den Einkauf nutzen Kunden eine App und werden beim Betreten von einem virtuellen KI-Assistenten begrüßt.Ein intelligentes Regalsystem notiert alles, was von den Kunden entnommen wird, sodass der Bestand automatisch vom Filialbetreiber nachbestellt und wieder aufgefüllt werden kann. Dieser kann den Bestand zusammen mit den Zahlungsdetails der Kunden jederzeit online verfolgen.