Der Streit um Lohndumping bei der Drogeriekette Schlecker hat eine Diskussion neu entflammt: über Mindestlohn im Einzelhandel. Die SPD-Generalsekretärin Nahles ist dafür, der HDE dagegen.
DGB-Vorstandsmitglied Claus Matecki kritisierte die Union, da diese seit Jahren Existenz sichernde Mindestlöhne in der Zeitarbeitsbranche blockiere. Schlecker sei kein Einzelfall und das Vorgehen nicht neu. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte angekündigt, die Gesetze zur Leiharbeit auf Schlupflöcher zu prüfen und gegebenenfalls zu ergänzen.
Der Arbeitsmarktexperte der FDP, Johannes Vogel, verteidigte Zeitarbeit als wichtigen Zugang zum Arbeitsmarkt. Der Fall Schlecker mache jedoch deutlich, dass es schwarze Schafe unter den Unternehmen gebe.
Genth verweist auf Tarifvertrag
Gegen einen Mindestlohn im Einzelhandel sprach sich Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer im Handelsverband Deutschland (HDE) aus: "Wir brauchen keine staatlichen Mindestlohnregelungen für den Einzelhandel." Mehr als zwei Drittel der beschäftigten Voll- und Teilzeitarbeitnehmer würden bereits jetzt nach dem Tarifvertrag des Einzelhandels entlohnt. "Das bestätigen auch die Zahlen des Institutes für Arbeit und Berufsbildung", betonte Genth.Die jetzt in der Öffentlichkeit diskutierten Entlohnungspraktiken eines Unternehmens (damit dürfte Schlecker gemeint sein) sei ein Einzelfall, versicherte der Hauptgeschäftsführer. "Sie entsprechen nicht der üblichen Praxis im Einzelhandel", betonte Genth und sagte weiter: "Auf lange Sicht sind nur solche Unternehmen im Einzelhandel erfolgreich, die gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter dauerhaft an sich binden können und dadurch den Kunden einen guten Service bieten."
Verdi spricht von hohen Lohnnachforderungen für Schlecker
Die wegen des vermehrten Einsatzes von Leiharbeitern in die Kritik geratene Drogeriekette Schlecker hatte angekündigt, keine neuen Verträge mit der Zeitarbeitsfirma Meniar abschließen zu wollen.Verdi-Unternehmensbetreuer Achim Neumann erklärte, dass Schlecker wegen dieser Zusammenarbeit Lohnnachforderungen in Millionenhöhe drohen. Schlecker bezeichnete dies als abwegig, denn betroffen wäre hier nicht Schlecker, sondern - wenn überhaupt - Meniar.
Auch "Mr. Wash" steht in der Kritik
Unterdessen wies die Autowaschanlagenkette "Mr. Wash" einen Bericht des ZDF-Magazins "Frontal 21" über angebliches Lohndumping zurück. Die seit 2004 neu angestellten etwa 250 Mitarbeiter verdienten im Monat im Durchschnitt 1900 Euro brutto, sagte Vorstandschef Richard Enning am Dienstag auf Anfrage.Er widersprach damit Angaben des Fernsehmagazins, wonach Mitarbeiter vor allem an Schlechtwettertagen bisweilen nur einen Euro am Tag verdienten.