Dieser Dienstag hat große Bedeutung für den deutschen Einzelhandel. Nach der Düsseldorfer Gerichtsentscheidung, die Übernahme der Kaiser's Tengelmann-Märkte durch Edeka zu blockieren, ist Rewe vorerst Punktsieger.
Haub bedauert die Entscheidung
Gabriel streitet Vorwurf der Befangenheit ab
Dazu erklärte das Wirtschaftsministerium: "Die vom Gericht behauptete Befangenheit wurde von keinem Verfahrensbeteiligten zu keinem Zeitpunkt vorgetragen." Wie in solchen Verfahren üblich, habe Gabriel auch Gespräche mit den Antragstellern geführt. Dies sei "üblich, möglich und zulässig". Das Ministerium prüft nun das Urteil und will dann entscheiden, ob es juristisch dagegen vorgeht.
Der Edeka-Konkurrent Rewe sei - anders als vom Gericht behauptet - im Verfahren nicht schlechter behandelt worden. Ein Gegenangebot von Rewe, das die Richter unter Verweis auf den Erhalt fast aller Arbeitsplätze bei Kaiser's Tengelmann anführen, sei geprüft worden: "Dieses Angebot von Rewe stellte gegenüber dem Angebot von Edeka allerdings aus kartellrechtlichen Gründen keine Alternative dar."
Nicht nachvollziehbar sei zudem, betonte das Ministerium, dass Arbeitsnehmerrechte vom Gericht nicht als Gemeinwohlgrund angesehen würden: "Denn es geht hier um die Existenz von vielen tausenden Beschäftigten und deren Familien, die eine Berücksichtigung in solchen Verfahren erforderlich machen."
Verdi stützt den Minister
Trotz der heutigen, vorläufigen Entscheidung wolle Verdi die Tarifverhandlungen mit Edeka weiter führen, um den Schutz der bei Kaiser's Tengelmann auch im weiteren Verfahren zu gewährleisten.
"Um weitere Verwerfungen in der Branche auch zukünftig zu verhindern, ist es dringend geboten, die Allgemeinverbindlichkeit der Flächentarifverträge im Handel voranzutreiben", ist Nutzenberger überzeugt.
Arbeitsplatzsicherheit - wirklich?
"Die Operation wird nur dann erfolgreich und profitabel, wenn der Käufer die Filialen, die Warenwirtschaft, die Logistik, IT-Systeme und den Einkauf von Kaiser’s Tengelmann in sein Unternehmen integrieren kann", sagte Zentes weiter.
Wenn der Käufer die heutigen Managersysteme und die Zentrale mitführen müsste, dann hätte man die gleiche Kostenstruktur wie heute, so sein Argument. "Die logistische Abwicklung wird man vielleicht behalten, Lagereinheiten, weil das Warenvolumen auch gehandelt werden muss." Das betreffe den süddeutschen Raum, wo Tengelmann auch stark ist. "Aber, hart formuliert: Sie brauchen keinen einzigen Mitarbeiter aus der Zentrale", ist Zentes sicher.
Kaiser's: Große Tradition, hohe Verluste
Die vergangenen Jahre waren allerdings von einem steten Niedergang geprägt. Einst bundesweit vertreten, finden sich die Filialen der Kette heute nur noch im Großraum Berlin, in München und Oberbayern sowie in Teilen Nordrhein-Westfalens. Dass das Unternehmen als Übernahmeobjekt dennoch attraktiv ist, liegt nicht zuletzt an seiner nach wie vor starken Marktposition in den Großräumen Berlin und München. Kaiser's Tengelmann war bisher Teil des Mülheimer Tengelmann-Konzerns, zu dem etwa auch Obi und KiK gehören.