Investoren setzen verstärkt auf Handelsimmobilien - doch das Angebot an attraktiven Objekten ist überschaubar. 1a-Lagen, Shoppingcenter und Fachmarktzentren neuen Zuschnitts stehen im Fokus der Anleger.

"Wir sind nicht mehr alleine auf dem Markt", stellt Dr. Michael Nave, Vorstandsvorsitzender der Hahn-Gruppe, mit Blick auf den wachsenden Wettbewerb und neue Konkurrenten fest. Seit rund 30 Jahren konzipiert und vertreibt das Unternehmen aus Bergisch Gladbach Investmentfonds mit dem Schwerpunkt auf großflächigen Einzelhandelsimmobilien.

"Handelsimmobilien sind derzeit mit Abstand die attraktivste Nutzungsart im gewerblichen Immobiliensektor", resümiert Nave. Im Gegensatz zu Büroimmobilien biete der Handel bonitätsstarke Mieter sowie langfristige Mietverträge.

Die große Nachfrage der Anleger nach geeigneten Objekten schmälere zwar aktuell die Rendite, dennoch sorge das günstige Zinsniveau immer noch für attraktive Ausschüttungen, so Nave.

Fulminanter Jahresauftakt mit spektakulären Deals

"Der Markt für Einzelhandelsimmobilien hatte einen fulminanten Jahresauftakt", bestätigt auch Jan Dirk Poppinga, Leiter der Retail-Investmentberatung bei CB Richard Ellis (CBRE). Das Maklerunternehmen hat jüngst die Allianz beim Kauf von 80 Aldi-Immobilien beraten .

"Mit einem Transaktionsvolumen von 4,1 Milliarden Euro konnte bereits im ersten Halbjahr 2010 rund 19 Prozent des gesamten Vorjahresergebnisses erzielt werden", so Poppinga.

Zu den spektakuläre Deals zu Beginn dieses Jahres gehörten insbesondere der Verkauf von sieben deutschen Shoppingcentern der Multi Development an den niederländischen Center-Spezialisten Corio (1,16 Milliarden Euro) sowie der Verkauf des Alexa-Centers von Sonae Sierra an die Union Investment (316 Millionen) und der Erwerb des A10-Centers durch die Deutsch Euroshop AG.

Aber auch für die zweite Jahreshälfte ist der Investmentexperte Poppinga optimistisch gestimmt: "Bereits seit Herbst 2009 haben die institutionellen Investoren ihre Zurückhaltung abgelegt, die Immobilien AG kehren zurück auf den Markt und auch die offenen Immobilienfonds werden wieder aktiv".

Fachmarktcenter schauen sich Erfolgsrezepte ab

Neben etablierten Shoppingcentern und 1a-Lagen rücken laut Poppinga verstärkt auch Fachmarktzentren in Mittelstädten in das Interesse der professionellen Anleger. "Fachmarktzentren gleichen heute mehr und mehr Shoppingcentern, sie schauen sich die Erfolgsfaktoren von den Centern ab", erläutert der CBRE-Experte.

Branchenmix, Centermanagement und optimale Erreichbarkeit machen Fachmarktzentren modernen Zuschnitts auch nach Ansicht von Michael Nave attraktiv für Kunden und Händler.

Rund 400 Fachmarktzentren gibt es in Deutschland derzeit. Der limitierende Faktor für dieses Format sei nicht der Markt, sondern die restriktive Genehmigungspolitik der Bundesländer, kritisiert der Vorstandsvorsitzende der Hahn-Gruppe.

Im Schnitt dauere der Genehmigungsprozess für einen neuen Standort mittlerweile rund fünf Jahre, klagt Nave. Um neue Projekte entwickeln zu können, ist die Hahn-Gruppe daher auch an "fünf bis zehn" der ehemaligen Hertie-Häusern interessiert.

In Erkrath, östlich von Düsseldorf, hat das Unternehmen bereits ein ehemaliges Hertie-Haus in ein Mini-Center mit sieben Mietern umgewandelt. Hauptmieter in dem rund 5.700 Quadratmeter großen Gebäude sind Rewe, C & A, dm-drogeriemarkt und Ernsting's Family.

Fünf bis zehn Hertie-Häuser im Fokus

 
"Die Hertie-Häuser sind noch zu teuer", erklärt Nave. Allerdings komme möglicherweise bald Bewegung in die Gespräche mit dem Eigentümer Dawnay Day. "Die Zeit spielt gegen die Standorte, die Objekte werden nicht besser", urteilt Nave.

Der monatelange Leerstand vieler Hertie-Häuser habe oftmals verheerende Wirkung auf die umliegenden Standorte, was eine Nachnutzung deutlich erschwere.

Bislang hat sich lediglich für acht der ehemals 73 Hertie-Standorte wieder Einzelhandel mit langfristiger Perspektive angesiedelt, berichtete das Fachmagazin Textilwirtschaft jüngst in einer umfassenden Analyse.

Einen detaillierten Überblick zu aktuellen Trends und Entwicklungen auf dem Markt für Handelsimmobilien gibt aktuelle
Ex-Hertie-Haus in Erkrath. Foto: Hahn Gruppe
Ex-Hertie-Haus in Erkrath. Foto: Hahn Gruppe
der Hahn Gruppe.

Hanno Bender

Ein Interview mit dem CEO der Allianz Real Estate Germany Stefan H. Brendgen zum Kauf von insgesamt 80 Aldi-Standorten lesen Sie in der September-Ausgabe des Wirtschaftsmagazins Der Handel. Ein kostenloses Probeexemplar erhalten Sie hier