So groß der Jubel über den gefunden Karstadt-Käufer war - Berggruen ist noch lange nicht am Ziel. Der Vermieter Highstreet droht dem Investor und malt ein Horrorszenario: Zerschlagung des Warenhauses.
Doch mit dem Vermieterkonsortium Highstreet, dem 86 Filialen gehören, und das ebenfalls für einen Kauf von Karstadt mitgeboten hatte, hat es noch keine Einigung gegeben. "Highstreet ist bereit zu weiteren Mietsenkungen von 230 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren, zusätzlich zu den bereits im Insolvenzplan zugesagten Sanierungsbeitrag von 160 Millionen Euro über drei Jahre", sagte ein Highstreet-Sprecher heute.
"Liquidation von Karstadt ist wahrscheinlich"
Mit diesem Angebot seien sämtliche Interessenten an Karstadt konfrontiert worden - doch eine Einigung mit Berggruen gebe es noch nicht. Sollte das so bleiben, "steigt die Wahrscheinlichkeit eine Liquidation von Karstadt erheblich. Denn eine Einigung mit Highstreet ist Kernbestandteil, um das Unternehmen zu retten", betonte der Sprecher.Ein Berggruen-Sprecher wollte die genaue Höhe der von dem Investor geforderten Mietsenkungen nicht nennen. Sollte es keine Einigung geben, könne der Kaufvertrag für Karstadt unter Vorbehalt unterschrieben werden, sagte er. Ohnehin müsste bis zu einer Übernahme von Karstadt durch Berggruen noch eine ganze Reihe offener Fragen geklärt werden.
Nach den Planungen von Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg soll der Kaufvertrag bis zum Mittwoch unterschrieben werden. Das ist die Voraussetzung dafür, dass das Essener Amtsgericht den Insolvenzplan in Kraft setzen kann; geplant ist dies für Donnerstag.
Kein Personalabbau
Berggruen will nach bisherigen Angaben keinen Personalabbau unter den 25.000 Karstadt-Beschäftigten vornehmen und die 120 Warenhäuser erhalten. Der angebotene Kaufpreis für Karstadt soll dem Vernehmen nach bei rund 70 Millionen Euro liegen. In den kommenden drei Jahren seien Investitionen von rund 240 Millionen Euro geplant, hieß es aus Finanzkreisen.Gestern hatte der Karstadt-Gläubigerauschuss mit großer Mehrzeit für Berggruen als neuen Käufer für die Warenhauskette gestimmt. Angeblich hat es in dem elfköpfigen Gremium nur zwei Stimmenthaltungen gegeben.
Zerrissen waren zuvor der Gesamtbetriebsrat des Unternehmens und Verdi. Die Arbeitnehmervertreter, im Ausschuss vertreten durch ihren Vorsitzenden Hellmut Patzelt galten auf der Seite von Highstreet, die Gewerkschaft wollte unbedingt Berggruen.
Welche Rolle spielt der Gesamtbetriebsratschef?
Das "Handelsblatt" hatte vorige Woche berichtet, Patzelt habe schon lange vor der Sitzung des Gläubigerausschusses mit Highstreet Geheimverhandlungen geführt. Dabei soll er zugesichert haben, sich bei den Beschäftigten für die Forderung des Vermieterkonsortiums, zwei Wochenstunden längere Arbeitszeit für die Mitarbeiter, einzusetzen.Patzelt, der seine beruflichen Wurzeln als Leiter der Karstadt-Filiale in Fulda hat, gilt im Unternehmen als exzellent vernetzt, aber auch als Bewahrer von alten Strukturen. "Damit verhindert er die Erneuerung des Gesamtunternehmens", sagt eine ehemalige Karstadt-Führungskraft zu derhandel.de. "Um aber nachhaltig wirtschaftlich erfolgreich arbeiten zu können, ist im Unternehmen ein nennenswerter Filial- und Personalabbau unausweichlich."